Grosses Interesse an ISB-/ch/open-Tagung "Open Source nach dem Hype"

Bern, 20.11.2006 - Die 3. OSS-Tagung "Open Source nach dem Hype" wurde von über 150 Interessierten aus der Bundesverwaltung, aus Kantonen und Gemeinden besucht. Die Referate zeigten, dass in der öffentlichen Verwaltung während der letzten Jahre vermehrt Open Source-Lösungen für wichtige Prozesse zum Einsatz kamen. Der Trend von einer "ideologischen" Bewegung zu einer ernsthaften Alternative in vielen Bereichen wird sich in Zukunft noch fortsetzen. Mit Open Source Software lassen sich auch wirtschaftlich interessante Geschäftsmodelle realisieren, sofern ein rationaler Ansatz von Kosten-Nutzen-Abwägung gewählt wird. Insbesondere die Übertragbarkeit von OSS-Lösungen im Rahmen von E-Government ist ein wichtiges Argument bei der Nutzen-Abschätzung.

Zweieinhalb Jahre nachdem das ISB die OSS-Strategie der Bundesverwaltung veröffentlicht hat, wird nicht mehr nur von der Zukunft geschwärmt. Vielmehr wurden an der vom Informatikstrategieorgan Bund (ISB) und dem Verein /ch/open organisierten Tagung im Haus des Sportes in Bern konkrete Erfahrungen und Aussichten, Erfolge und Probleme diskutiert.

Einleitend stellte Jürg Römer, der Delegierte für die Informatikstrategie des Bundes, die steigende Bedeutung von Open Source dar. In vielen Bereichen ist OSS heute eine Alternative. Eine ausschliessliche OSS-Landschaft ist jedoch weder möglich, noch anzustreben. Eine Gegenüberstellung von Nutzen und (offenen und versteckten) Kosten muss hinter jeder Entscheidung für Software stehen. So kann rational entschieden werden, welche Software für welchen Zweck einzusetzen ist.

Florian Schiessl, Führungsmitglied des Migrationsprojekts "LiMux" der Stadt München, erläuterte die politische Entstehungsgeschichte des prominenten Pioniervorhabens in Deutschland und zeigte auf, dass entgegen kursierenden Gerüchten die Linux-Migration der 14'000 Arbeitsplatzrechner wie geplant am Fortschreiten ist. Er zeigte auf, wie nun dank dem Open Source-Prinzip auch andere Verwaltungsstellen von den in München getätigten Weiterentwicklungen profitieren können. Ausserdem konnte durch die Auftragsvergabe an lokale Unternehmen sichergestellt werden, dass das wertvolle Detailwissen über die eingesetzten Technologien in der eigenen Organisation und nahe gelegenen Regionen geblieben ist.

Anschliessend führte Dieter Klemme vom ISB aus, welche Voraussetzungen notwendig sind, damit auch in der Schweiz die öffentliche Verwaltung ab 2011 die Option hat, auf OSS-Lösungen am Arbeitsplatz zu migrieren und eine Alternative zur heutigen Anbieterabhängigkeit zu schaffen. So müssen sich vor allem auch Fachanwendungen integrieren lassen, die eng mit der Büroautomation verknüpft oder gar in diese integriert sind. Zudem muss sich anhand erfolgreich abgeschlossener Migrationen anderer ähnlich grosser Organisationen die Wirtschaftlichkeit des OSS-Einsatzes gezeigt haben.

Bereits seit mehreren Jahren wird am Institut für Viruskrankheiten und Immunprophylaxe und auch bei der Walder Lift AG Linux am Arbeitsplatz angewendet. Die Volksschulen in Olten sind dabei, auf Linux zu migrieren. Bei den präsentierten Projekten PloneGov und der virtuellen Veröffentlichung der Hermes-Projektmethodik setzt die Bundesverwaltung ausserdem intensiv OSS-Technologien ein. Am Beispiel einer einfachen Geschäftsverwaltung, entwickelt von Basel Stadt und Bund, zeigt sich zudem, dass sich Lösungen problemlos übertragen und anpassen lassen. Diese Anwendung hat sich als für Gemeinden besonders geeignet erwiesen.

Zukünftige Entwicklungen im Technologiemarkt und besonders im Bereich OSS wurden durch Andrea Di Maio von Gartner vorgestellt, einer führenden Anbieterin von Forschung und Analysen in der IKT. Als Hilfsmittel zur Auswahl der richtigen OSS-Lösungen wurden einerseits Instrumente wie die verwaltungsinterne OSS-Webplattform, das Foss Directory der /ch/open und der kürzlich publizierte Open Source Katalog präsentiert. Andererseits vermittelte der Einblick in OSS-Beschaffungspraktiken wie bei einer konkreten Umsetzung vorgegangen und auf welche Aspekte Rücksicht genommen werden muss, um Projekte basierend auf OSS-Technologien erfolgreich durchzuführen.


Adresse für Rückfragen

Jürg Römer, Delegierter für die Informatikstrategie des Bundes,
Tel. 031 325 98 98
Dieter Klemme, Projektleiter OSS-Strategie,
Tel. 031 322 75 97



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