Ansprache zum Zukunftstag «Strategie Sportwirtschaft 5.0»

Bern, 09.06.2020 - Ansprache von Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) anlässlich des Zukunftstags «Strategie Sportwirtschaft 5.0» in Bern, Dienstag, 9. Juni 2020.

Es gilt das gesprochene Wort 

Mesdames et Messieurs,
Chère famille du sport,

Je suis très heureuse de vous trouver en bonne santé et de pouvoir aborder avec vous les chances et les défis que la crise du coronavirus implique pour le monde du sport.

Mais avant tout, je tiens à vous remercier chaleureusement !

La pandémie régresse. Vous y avez aussi fortement contribué en agissant de façon réfléchie et disciplinée en tant que sportifs ou chargés du sport.

Maintenant, nous pouvons à nouveau nous adonner au sport.

Mais cela doit passer par des concepts de protection dont l’élaboration est complexe mais nécessaire. Nous devons rester vigilants face au coronavirus et le combattre.

La vie économique et sociale continuera longtemps à être marquée par les effets de la première vague de contaminations.

Comme pour chaque crise, nous pouvons en tirer des leçons pour l’avenir.

Der Bundesrat hat zur Unterstützung des Breitensports finanzielle Mittel bereitgestellt: insgesamt 200 Millionen Franken für dieses und nächstes Jahr. Das Parlament hat dem Kredit für das Jahr 2020 in der Sommersession zugestimmt.

Über den Kredit von 100 Millionen Franken für das nächste Jahr wird das Parlament in der Wintersession im Rahmen des Voranschlags 2021 entscheiden.

Wir haben eine grosse Verantwortung, die Steuergelder wirkungsvoll einzusetzen. Wie stellen wir das sicher?

Die Finanzhilfen sollen nicht veraltete Strukturen und Geschäftsmodelle erhalten. Sie dienen als Soforthilfe, sollen die systemrelevanten Strukturen schützen und Zeit verschaffen, zukunftsgerichtete Modelle zu erarbeiten.

Der Bundesrat ist sich der grossen Bedeutung des Sports in wirtschaftlicher und vor allem gesellschaftlicher Hinsicht bewusst.

Er setzt viel Vertrauen in die wirkungsvolle Nutzung der Gelder durch die Sportverantwortlichen.
Swiss Olympic hat auch deshalb das Projekt «Sportwirtschaft 5.0» lanciert.

Es soll die Grundlage legen, die Vielfalt der Sportlandschaft Schweiz auch mittel- und langfristig in ihrer Qualität zu erhalten und weiterzuentwickeln.

Gestern konnte ich die neueste Studie «Sport Schweiz» der Öffentlichkeit präsentieren.

Sie liefert viele Anhaltspunkte, wie sich der Sport und die Sportstrukturen zukunftsorientiert weiterentwickeln können.

Die Sportaktivität der Schweizer Bevölkerung ist seit dem Jahr 2000 kontinuierlich angestiegen. Sie hat sich in den letzten sechs Jahren nochmals verstärkt.

Rund 80 Prozent der erwachsenen Personen erfüllen die aktuellen Bewegungsempfehlungen, das heisst:

z. B. mit dem Velo zur Arbeit oder in die Schule fahren, zügiges Gehen, Gartenarbeit….  

Es gibt nur noch geringe geschlechter-, sprachen- oder regionenspezifische Unterschiede bezüglich der Sport- und Bewegungsaktivitäten.

Ich hoffe das wird sich positiv auf den Frauenanteil in den Sportverbänden und Sportorganisationen auswirken.

Gesundheit und Fitness, die Freude an der Bewegung, das Draussen-in-der-Natur-Sein sowie die Entspannung und der Stressabbau sind die wichtigsten Motive, weshalb Sport getrieben wird.

Das klassische Wettkampf- und Leistungsmotiv verliert bei Frauen und mit zunehmendem Alter an Bedeutung.  
    
Es ist für diese Gruppe selten Beweggrund, um sportlich aktiv zu sein. Rund ein Fünftel übt den Sport als Mitglied eines Vereins aus.

Knapp gleich viele Personen besitzen eine Mitgliedschaft in einem Fitnesscenter.

Im Gegensatz zu den Vereinsmitgliedschaften sind die Mitgliedschaften im Fitnesscenter in den letzten sechs Jahren angestiegen. Die Schweizer Bevölkerung ist sehr polysportiv.

Der «helvetische Mehrkampf» mit den Sportarten Wandern, Radfahren, Schwimmen, Skifahren und Jogging steht in der Liste der beliebtesten Sportarten ganz oben.

Insbesondere das Wandern konnte seit 2014 nochmals markant zulegen.

Es gehört bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen zu den am meisten ausgeübten Sportarten.

Am häufigsten macht man immer noch am Abend Sport.
Allerdings entscheiden immer mehr Sportlerinnen und Sportler flexibel, zu welcher Tageszeit sie Sport treiben.

Der Wunsch nach Flexibilität nimmt weiter zu. Der Anteil an Sportlerinnen und Sportlern, die ohne Mitgliedschaft
in einem Verein oder Fitnesscenter frei Sport treiben, hat in den letzten sechs Jahren deutlich zugenommen.

Diese Entwicklung ist Legitimation genug, die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Sport abzufedern.
Sie ist aber auch ein klarer Hinweis:
Der Sport und seine Organisationen müssen sich entwickeln. Denn Eines ist klar: Die Krise wird diese Veränderung  beschleunigen.

Die notwendige Neuorientierung wird durch die Massnahmen des Bundes begleitet. Damit verbunden sind klare Erwartungen:

  • Die Sportförderung als Ganzes muss im Fokus stehen, nicht nur die Förderung des organisierten Sports, des Leistungs- oder des Profisports.
  • Der Behindertensport ist stärker zu integrieren.
  • Bei der Mädchen- und Frauenförderung sind Schwerpunkte zu setzen auch in den Verbandsstrukturen. So hoffe ich bei einem nächsten "Branchentreffen" nicht mehr die einzige Referentin zu sein.
  • Die Kinder- und Jugendförderung, inklusive der Nachwuchsförderung sind sehr wichtig. Stärker im Fokus stehen soll auch der ungebunden stattfindende Erwachsenensport.
  • Die vom Ehrenamt geprägte Vereinsarbeit ist zu pflegen.
  • Gleichzeitig müssen Verbände und Vereine der zunehmenden Flexibilität und Individualisierung im Sport gerecht werden.

Es sind keine geringen Erwartungen, die ich mit der Unterstützung des Bundes verbinde.

Aber: wir sprechen heute vom Zukunftstag! Was heisst das?

Der Einsatz der Mittel ist nach klaren Kriterien vorzunehmen, die den erwähnten Punkten Rechnung tragen.

Die Zeit dafür ist günstig: Die Aufbruchsstimmung nach Aufhebung der pandemierechtlichen Einschränkungen ist gross.

Wir wollen heute einen Grundstein legen für die Zukunft des Sports. Swiss Olympic und die nationalen Sportverbände sollen sich öffnen. Auch auf Verbandsebene ist Diversity zu verstärken.

Die Angebote und Strukturen müssen überdacht und an die zunehmend flexibel und individuell ausgeübten Sportaktivitäten angepasst werden.

Swiss Olympic muss das riesige Potential nutzen, um sich als Dachorganisation und nationaler Förderer des Sports zu positionieren und die gesamte Gesellschaft in dieser Entwicklung mitzunehmen.

Sport und Bewegung sind für die Bevölkerung wichtig. 
In den letzten Wochen und Monaten wurde uns das noch deutlicher vor Augen geführt.

Ich freue mich, ihre Ideen und Visionen intensiv zu diskutieren und danke Ihnen für Ihre Unterstützung!


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