Nationale Gesundheitskonferenz 2030 (Rede auf Deutsch und Französisch)

Bern, 17.02.2020 - Rede von Bundesrat Alain Berset anlässlich der Nationalen Konferenz Gesundheit 2030 – Es gilt das gesprochene Wort.

Ich begrüsse Sie ganz herzlich zu dieser Konferenz Gesundheit 2030 zum Thema «Gesund altern». Wir treffen uns nun bereits zum siebten Mal in diesem Rahmen. Ich werde deshalb beim Bundesamt für Kultur beantragen, dieses Treffen auf die Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz aufzunehmen. Gesundheit2030 wäre genau die zweihundertste Tradition. Sie läge zwischen F wie «Fondue» und H wie «Hornussen» - gleich neben «Gesundbeten».

Wir werden älter und das ist erfreulich. Und vielen geht es im Alter gut: Nach ihrer Gesundheit und Schmerzen befragt, bezeichnet die ältere Bevölkerung ihren Zustand als mehrheitlich gut und schmerzfrei. Auch in der Gruppe der 83- bis 89-Jährigen sind zwei Drittel der Ansicht, dass ihr Gesundheitszustand gut bis ausgezeichnet ist.

Ist das nicht erstaunlich? Nur gerade eine von zwölf Personen bezeichnet ihren Gesundheitszustand als schlecht. Wir müssen konstatieren:

- Erstens: Wir wissen über dieses noch junge Phänomen des hohen Alters im Grunde noch viel zu wenig.
- Zweitens: Unser kalendarisches Alter sagt wenig über uns aus. Nicht nur zu Beginn in den Kleinkinder-jahren, sondern vor allem im hohen Alter. Hier reicht die Spannweite von Personen, die noch im Berufsleben stehen, bis hin zu Menschen, die stark pflege-bedürftig sind.
- Drittens: Unser Bild vom Alter ist in Stereotypen gefangen.

Es ist nicht unerheblich, welche Bilder vom Alter wir haben. Altersbilder haben einen direkten Einfluss darauf, was jüngere Menschen vom Alter erwarten und was sich ältere Menschen selbst zutrauen.

Viele der gängigen Altersbilder entspringen negativen Annahmen. Sie gehen davon aus, dass Älterwerden einhergeht mit abnehmender körperlicher und geistiger Leistungsfähigkeit und ein Leben in Abhängigkeit bedeutet. Dieses Bild ist so undifferenziert wie dasjenige der fitten Alten, das uns die Werbung gerne vorspiegelt.

Ältere Menschen sind nicht einfach ein Kostenfaktor und auch nicht einfach ein lukratives Marktsegment. Ältere Menschen sind ein integraler Bestandteil der Gesellschaft. Sie prägen unsere Gesellschaft in vielfältiger Weise.

Es ist höchste Zeit, dass wir uns noch genauer mit dem Alter und dem Wohlergehen im Alter beschäftigen.

Gesundheit im Alter ist eines von acht Zielen der neuen Strategie Gesundheit 2030 des Bundesrats. Darin heisst es:
«Bund, Kantone und weitere Akteure sorgen dafür, dass Bürger und Bürgerinnen aller Altersgruppen günstige Bedingungen antreffen, die ihnen ein möglichst gesundes Leben ermöglichen.»

Bemerkenswert an dieser Formulierung ist, dass hier nicht nur von den älteren Menschen die Rede ist. Sondern von allen Altersgruppen. Um dieses Ziel zu erreichen, nennt die Strategie zwei Stossrichtungen für Massnahmen: Die verstärkte Prävention nicht-übertragbarer Krankheiten und die frühe Gesundheitsförderung.

Die Prävention wird immer wichtiger. Vorbeugen ist besser als Heilen. Denn Prävention mindert Leid, kann Leben verlängern und verbessern und ist billiger als heilen,

Wer 65 ist, hat in der Schweiz im Schnitt noch 14 gesunde Jahre vor sich. Von durchschnittlich noch 20 Lebensjahren für Männer und 23 für Frauen. Wenn wir diese Lebenserwartung in guter Gesundheit hinausschieben könnten, dann hätten wir sehr viel gewonnen. Für die Lebensqualität vieler Menschen und für unser Gesundheitssystem.

«Savoir pour prévoir, prévoir pour prévenir» hat der französische Mathematiker und Philosoph Auguste Comte gesagt. Wir haben das Wissen. Wir kennen die Zusammenhänge. Wir haben im Rahmen dieser Konferenz bereits die NCD-Strategie besprochen: Gesunde Ernährung, regelmässige Bewegung oder Nichtrauchen tragen wesentlich dazu bei, Gesundheit im Alter zu bewahren.

Prävention richtet sich an jede einzelne und jeden einzelnen. Sie nimmt uns in die Pflicht, selbstverantwortlich zu handeln, sich gut um sich zu kümmern.

Aber wir dürfen die Gesundheit nicht zu einer Aufgabe machen, die ausschliesslich in der persönlichen Verantwortung liegt. Man ist nicht alleine seines Glückes Schmied - oder eben seiner Gesundheit.

Nehmen wir nochmals die 14 gesunden Jahre, die 65-jährige heute in der Schweiz im Schnitt haben. Das gilt für Schweizerinnen und Schweizer. Für Ausländerinnen und Ausländer sind es 11 Jahre. Drei Jahre Unterschied.

Der Migrationshintergrund hat einen Einfluss auf die Gesundheit und die Lebenserwartung. Wie auch die Bildung und das Einkommen.

  • Ein 30-jähriger Akademiker lebt im Schnitt mehr als 4 Jahre länger als ein Mann mit dem tiefsten Bildungsniveau.
  • Armutsbetroffene Menschen werden öfter krank und sterben früher als Menschen, denen es finanziell gut geht. Der Unterschied zwischen den reichsten und den ärmsten zehn Prozent beträgt rund 6 Jahre.

En appeler à la responsabilité personnelle est une bonne chose. Mais cela ne suffit pas. Nous devons également prendre en considération les structures de la société et les conditions cadre. Parce que, pour pouvoir prendre les bonnes décisions en matière de santé, il faut un cadre adéquat.

C'est une question politique, et elle ne concerne pas seulement la santé. Elle concerne aussi le niveau d'intégration sociale des personnes âgées et leur participation à la vie de la société. Car la participation à la vie sociale est un remède contre l'isolement et contre les maladies psychiques qui peuvent en découler. Elle permet aussi d'éviter les addictions: nous savons que la consommation chronique d'alcool et la prise quotidienne de calmants ou de somnifères sont ainsi plus répandues chez les personnes de plus de 65 ans.

Une bonne qualité de vie dépend aussi de la santé psychique: chez les personnes âgées de 83 à 89 ans, une femme sur trois et un homme sur cinq souffrent de dépression; du logement: la construction de logements adaptés a des effets sur la santé des personnes âgées; du temps et de l'énergie que les proches peuvent consacrer aux soins et à l'assistance de leurs aînés; de la qualité et de la disponibilité des soins de longue durée et des soins palliatifs.

La santé des personnes âgées est un bon exemple, qui montre à quel point le milieu dans lequel on vit est déterminant pour la santé. Que ce soit à domicile, au travail, à l'école ou lors des loisirs, des facteurs externes influencent notre santé. C'est la raison pour laquelle le Conseil fédéral a intégré de nouveaux paramètres dans sa stratégie Santé 2030. Par exemple, la transformation numérique ou les effets du travail et de l'environnement sur la santé.

Mais il est bien clair que les grands défis de la politique de santé n'ont pas changé. A savoir l'évolution démographique et le maintien d'un système de soins de qualité et financièrement viable.

Ces deux points restent prioritaires et les travaux menés ces dernières années, comme la Stratégie Qualité ou les soins coordonnés, seront poursuivis. Il en va de même pour le programme de maîtrise des coûts. La Commission de la sécurité sociale et de la santé publique du Conseil national a justement commencé à débattre du premier volet de mesures. Quant au deuxième volet de mesures, il sera prochainement mis en consultation par le Conseil fédéral. Nous devons poursuivre nos efforts pour maîtriser ces coûts et la charge que les primes font peser sur les ménages.

Pour que les personnes puissent vieillir en bonne santé, il faut une réponse politique globale. Les facteurs individuels, mais aussi les facteurs de société qui influencent le processus de vieillissement, doivent être pris en compte.

Il existe déjà de nombreux projets et mesures visant à améliorer la santé des personnes âgées. Les cantons, les villes, les communes, Promotion Santé Suisse, la Confédération et beaucoup d'autres institutions sont très actifs dans ce domaine.

Mais comment pouvons-nous offrir des soins adaptés à l'âge des personnes? promouvoir la santé? améliorer l'environnement social? encourager la construction de logements adaptés? ou positiver la perception du vieillissement en mettant l'accent sur les ressources et non les coûts ?

C'est ce que nous allons discuter aujourd'hui. Cette matinée promet donc d'être très intéressante. J'espère qu'elle contribuera aussi à changer les idées reçues.


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