Jubiläumsfeier 75 Jahre Sportförderung - Ansprache der Chefin VBS

Bern, 06.11.2019 - Ansprache von Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) anlässlich der Jubiläumsfeier 75 Jahre Sportförderung in Magglingen, Mittwoch, 6. November.

Es gilt das gesprochene Wort 

Sehr geehrter Herr Bundespräsident
Sehr geehrte Kollegen, liebe ehemaligen Bundesräte
Sehr geehrter Herr Direktor
Sehr geehrte Damen und Herren
Liebe Sportfamilie

Ich freue mich sehr, heute Abend hier zu sein.
Es beeindruckt mich, wenn ich sehe, wer sich alles auf den Weg macht, wenn Magglingen ruft. Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind.

Ganz besonders ehrt es mich, dass vier meiner Vorgänger meiner Einladung gefolgt sind.

Das ist nicht selbstverständlich. Sogar unser erfahrener Vizekanzler André Simonazzi hat in den Medien gesagt, er könne sich an eine solche Konstellation nicht erinnern.

Ich vermute, das hängt mit unserem Thema zusammen: Der Sport schafft Zusammengehörigkeit.
Auf dem Sportplatz, in der Gesellschaft, in der Politik. Sport schafft Bindungen, die oft ein Leben lang halten.

Ich glaube: Wer mal drin ist in dieser Welt, wird immer Teil von ihr sein.

Magglingen leistet als Institution des Bundes seit 75 Jahren seinen Beitrag an die Sportförderung, der – wir haben es gehört und gesehen – heute ganz anders aussieht als damals.

Ich hatte die Gelegenheit, hinter die Magglinger Kulissen zu schauen.

Sie dürfen mir glauben: ich bin fasziniert von der Dimension.

Mich hat die Vielschichtigkeit unserer Sportförderung beeindruckt. Und mich hat auch die positive Grundhaltung der Mitarbeitenden beeindruckt, die mit Sachverstand und Enthusiasmus ihren Aufgaben nachgehen.
Natürlich kenne ich den Sport aus eigener Erfahrung. Nicht, dass ich mit hätte zur Elite zählen können.

Aber das ist ja nicht der Punkt und das ist das Schöne am Sport:

Auf welcher Stufe auch immer man ihn betreibt, die Wirkungen sind ähnlich: Man lernt, sich Ziele zu setzen, mit Niederlagen umzugehen, sich in eine Gruppe einzufügen, fair zu sein – man lernt fürs Leben. Und gesellig ist es auch.

Die eminente Bedeutung des Sports für die Gesellschaft steht für mich ausser Frage.

La question est plutôt de savoir comment soutenir le sport, demain encore et à la mesure de son importance. C'est un défi qui concerne aussi bien la Confédération et les cantons que les communes et les fédérations sportives.

En Suisse, nous avons une longue et précieuse expérience dans l'encouragement du sport.
Mais l'expérience n'empêche pas la flexibilité et Macolin n'a cessé de se transformer au fil des ans, adaptant son offre aux nouveaux besoins de la société.

Cela doit continuer ainsi. Je veux conserver cette souplesse et contribuer à développer encore le soutien que la Confédération apporte aux sports et aux sportifs.

Nous allons concentrer nos efforts sur sept points:

Premier point: la formation.
La formation est l'élément central.

À l'origine, elle consistait essentiellement en des directives formelles concernant "l'instruction militaire préparatoire" de l'époque.

Aujourd'hui, nous formons à Macolin des entraîneurs, des étudiants, qui se destinent au management ou à l'enseignement du sport, ainsi que des experts "Jeunesse et Sport" et des experts "Sport des adultes". Bref, le spectre s'est considérablement élargi.

L'effet de levier de ce que nous faisons à Macolin se révèle important. Notre responsabilité est donc grande.

La formation en sport que nous dispensons ici doit continuer à imposer des standards de qualité, elle doit demeurer la plus efficiente possible et être toujours à la pointe.
C'est dans cette perspective que l'Office fédéral a développé dernièrement un modèle de formation.

Dieses Ausbildungsmodell orientiert sich an der wissenschaftlichen Unterrichtsforschung und gleichzeitig an der Praxis – wie es für Magglingen typisch ist.

Es basiert auf der Erkenntnis, dass ein Grossteil unserer Sportförderung auf ehrenamtlicher Arbeit basiert und die Ausbildung die Bedürfnisse aller umfassen muss.
Das Modell bildet den Kern unseres Ausbildungsverständnisses und wird nun in alle Lehrgänge implementiert. Damit wollen wir noch mehr Strahlkraft in der Schweizer Sportausbildung gewinnen.

Zweiter Punkt: Die Digitalisierung.
Die macht auch vor dem Sport nicht halt, und wir haben das erkannt.

Ich bleibe beim Thema Ausbildung: Wesentlicher Teil jeder Ausbildung sind Lehrunterlagen.

Bei der Konzeption neuer Lehrmittel werden wir uns überlegen, was noch gedruckt und was – teilweise oder vollständig – digital hergestellt wird. Wir werden auch hier mit der Zeit gehen.
Aber wir müssen auch aufpassen: Nicht jeder J+S-Leiter, nicht jede Erwachsenensportexpertin ist digital affin. Wir müssen diesen ehrenamtlich Tätigen und den unterschiedlich ausgeprägten Möglichkeiten gerecht werden.
Die Digitalisierung betrifft uns in der Sportförderung auch auf anderen Ebenen. Ich denke an die Leistungsdiagnostik, an die Beschaffenheit der Infrastruktur, an Subventionsabläufe, an Unterrichtsmethoden.

Das wird eine grosse Herausforderung. Wir nehmen sie an.

Dritter Punkt: Jugend+Sport
Wie wichtig es ist, dass Kinder und Jugendliche viel Sport treiben, muss ich Ihnen nicht sagen.
Ich will deshalb unser weltweit einzigartiges Sportförderprogramm Jugend+Sport weiter entwickeln. Wir werden neue Sportarten aufnehmen, wir wollen die Beiträge für Schulsportlager erhöhen, wir verstärken die Integration behinderter Menschen.

Und: wir bauen eine neue Datenbank für Sport.
Mit dem Ziel, die Administration für die riesige J+S-Familie im Land zu vereinfachen. Das sind wir dem Ehrenamt schuldig.

Ich danke hier ausdrücklich den Kantonen und Verbänden für die jahrzehntealte, bewährte Zusammenarbeit.

Vierter Punkt: Die Unterstützung des Spitzensports.
Der Breitensport braucht Aushängeschilder. Erfolgreiche Spitzensportlerinnen und Spitzensportler.

Ich bin glücklich, im Sportdepartement auch die Armee zu haben.

Sie spielt in der Sportförderung eine wichtige Rolle. Einmal, weil sie dem Sport generell seit einiger Zeit mehr Gewicht beimisst. Ganz im Sinne des erwähnten General Guisan, der auch schon die Vorteile fitter Soldaten erkannte.

Zum anderen tut die Armee viel für unseren Leistungssport:

Die Spitzensport-RS ist ein hervorragendes Instrument, um Dienstpflicht und Leistungssport miteinander zu vereinbaren. Auf diese Weise können wir – BASPO und Armee – Spitzensportlerinnen fördern, die zuvor von den Verbänden als tauglich befunden wurden.

Das Modell passt zu unserem Milizsystem, das passt zur subsidiären Sportförderung des Bundes, das passt zum typisch schweizerischen Zusammenspiel verschiedener Akteure.

Ich will dieses erfolgreiche Modell weiterführen und habe entschieden, die Anzahl Plätze in der Spitzensport-RS zu verdoppeln.
Ab nächstem Jahr werden wir loslegen. Auch mit dem Ziel, mehr Platz für Frauen zu schaffen.

Das wird auch logistisch eine Herausforderung für Magglingen, aber wir werden es schaffen.

Übrigens: Künftig wird die ganze Rekrutenschule in Magglingen stattfinden. Bisher war der erste Teil der Ausbildung in Wangen. Damit gibt es weniger Reiseverkehr, und das wäre dann gleich ein kleiner Anteil an die grüne Welle.

Cinquième point: la conception des installations sportives d’importance nationale (CISIN).

Ce programme aussi a fait ses preuves. Bien que la quatrième tranche soit arrivée à échéance, nous voulons conserver cet instrument et continuer à soutenir la construction d'installations sportives d'importance nationale. Cela profite à l'encouragement du sport de performance et de la relève.
Dans le rapport faisant suite au postulat Hêche, nous avons recueilli les besoins.
Le Conseil fédéral demande qu'un message sur la "CISIN 5" soit élaboré d'ici fin 2020.

Les commissions compétentes des deux Chambres jugent cette échéance trop lointaine et proposent la mise en œuvre d'une "CISIN 4.5" pour les années 2020 et 2021.

C'est la preuve que le monde politique accorde beaucoup d'importance au sport et à des conditions cadres de qualité. À ses yeux, il faut agir vite.
Sixième point: les grandes manifestations en Suisse.
En Suisse, les manifestations sportives, petites et grandes, sont très bien accueillies au sein de la population… à l'exception peut-être des Jeux olympiques.

Notre pays jouit d'une excellente réputation en matière d'organisation de grandes manifestations sportives internationales. Nous voulons demeurer un modèle dans ce domaine.
C'est pourquoi nous élaborons, avec Swiss Olympic, une stratégie se fondant sur les principes que voici:
• Les grandes manifestations sportives doivent avoir des répercussions positives au-delà de l'événement en lui-même.
• Elles doivent aussi donner des impulsions à l'encouragement du sport:
• en provoquant l'intérêt pour le sport;
• en motivant les jeunes et davantage de femmes à faire du sport
• et en soutenant le travail réalisé par les fédérations organisatrices au profit de la relève.

Voilà pourquoi il est important que les fédérations intègrent les grandes manifestations sportives dans leur stratégie d'encouragement.

Nous voulons que de telles manifestations laissent une trace, durablement.

7. Punkt: 7 mal 1.

Sport und Bewegung werden immer wichtiger. Schon nur deshalb, weil uns immer mehr Bewegung im Alltag abgenommen wird.
Es reicht auf Dauer nicht, wenn wir hier Hebelchen ansetzen oder dort mit der Pinzette etwas dazutun.
Wir müssen auch ab und zu weiterdenken. Mutig über unseren Tellerrand hinausschauen.

Schliesslich ist es unser gesetzlicher Auftrag, allen Bevölkerungsgruppen und Altersklassen zu mehr Sport zu verhelfen.

Wir könnten uns wie schon unsere Väter, als sie in Vierumäki für die Gründung der Sportschule rekognoszierten, die skandinavischen Länder zum Vorbild nehmen:
Kinder und Jugendliche sollten täglich Sport und Bewegung haben. Jeden Tag eine Stunde. Siebenmal pro Woche. Die Kurzformel dafür: 7x1.

Warum nicht in diese Richtung weiterdenken?

Das waren sieben ausgewählte Schwerpunkte, wo ich mehr als Akzente setzen will.

Liebe Anwesende

Es ist ein Privileg, für eine gute Sache tätig zu sein. Der Sport ist eine gute Sache. So wie wir den Sport in der Schweiz fördern, passt er zu unserem Land, seiner Kultur und Gesellschaft.
Aber wir müssen auch aufpassen.

Wir dürfen die Augen vor den Entwicklungen im Umfeld nicht verschliessen.

Ich will heute nicht Spielverderber sein und nenne nur ein Beispiel: Die Gewalt in Fussballstadien. Hier können und müssen alle beitragen, dass das aufhört.

Ein Fussballspiel soll ein Fest sein, keine verbarrikadierte Hochsicherheitsveranstaltung.
Wenn es uns nicht gelingt, das zu tun, was wir sonst problemlos schaffen, nämlich die Regeln auf dem Sportterrain durchzusetzen, dann verliert der Sport seine Schönheit und seine Glaubwürdigkeit.
Die Bekämpfung negativer Begleiterscheinungen im Sport dürfen wir nicht nur anderen überlassen. Es geht auch uns an.

Ein gutes Beispiel ist die Magglinger Konvention gegen Wettkampfmanipulation: Die Schweiz war hier führend, die Sportminister Europas folgten, nun ist sie in Kraft.

Die Konvention zeigt, dass die Politik bereit ist, dem Sport zu helfen. Der Sport kann es nicht allein regeln, aber er muss seine Hausaufgaben auch machen.

Liebe Gäste

Wir können den Sport noch besser machen.

Vielleicht wäre es hilfreich, wenn wir wie früher regelmässig eine Veranstaltung wie heute durchführen, um der Bedeutung des Sports gerecht zu werden: Wir können viel bewegen, aber wir müssen es zusammen tun.

Ich werde mir das überlegen.
Ich bin hoch motiviert, als Sportministerin den Sport in der Schweiz zusammen mit Ihnen weiter zu bringen.

Danke für Ihre Unterstützung und Ihre Aufmerksamkeit. Und herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum, Magglingen!


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