Innovation erblüht zwischen Hochschulen und Unternehmertum

Schachen (LU), 12.09.2019 - Ansprache von Bundesrat Guy Parmelin, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) anlässlich der Eröffnung des SIGA-Innovationszentrums

Sehr geehrter Herr Nationalrat
Sehr geehrter Herr Regierungsrat
Sehr geehrte SIGA-Gemeinde
Geschätzte Damen und Herren

Unser Land zeichnet sich durch eine grosse Vielfalt aus: Wir sind eine Tourismusnation, eine Uhrennation, eine Schwingnation... Aber vor allem ist die Schweiz eine Innovationsnation!

Kein Wunder, in internationalen Innovationsranking wie jüngst dem seriösen Global Innovation Index 2019 rangiert unser Land regelmässig auf den Spitzenplätzen. Das verdanken wir unter anderem den innovativen Unternehmen und KMU in unserem Land. Das SIGA-Zentrum ist ein solcher Innovationsmotor. Ich freue mich deshalb sehr, heute Abend bei Ihnen hier in Schachen am Puls von Forschung und Innovation zu sein.

Mit der offiziellen Eröffnung Ihres Innovationszentrums haben Sie einen weiteren Meilenstein in Ihrer bemerkenswerten Unternehmensgeschichte erreicht. Sie haben viel Arbeit und Wissen sowie insbesondere eine grosse Portion Innovationsgeist in Ihr neues Zentrum gesteckt. Dazu gratuliere ich Ihnen herzlich!

Es ist aber noch mehr: Die Eröffnung des Innovationszentrums belegt eins zu eins ihren Glauben an die Zukunft und ihr Vertrauen in den Innovations- und Werkplatz Schweiz. Das ist ein wichtiges Signal: Denn in den letzten Jahren schrumpfte gemäss Studien der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich die Zahl der innovativen KMU in der Schweiz. Es sind mehr und mehr die grossen, multinationalen Unternehmen, die auf Forschung und Innovation setzen. Ich schätze es deshalb sehr, dass sie Gegensteuer geben. Weitere Unternehmen sollen Ihrem Beispiel folgen!

Ihr Projekt steht exemplarisch für den hohen Stellenwert, welchen Forschung, Innovation und Beschäftigung in unserem Land geniessen. Die Forschungsausgaben der Schweiz machen jährlich über 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Damit geben wir nach Israel und Südkorea weltweit verhältnismässig am drittmeisten für Forschung und Entwicklung aus. Das Besondere daran ist: Über zwei Drittel von den jährlich rund 22 Milliarden Franken finanzieren die Unternehmen.

Gezielte Investitionen sind wichtig. Für eine erfolgreiche Forschung und Innovation braucht es weitere Voraussetzungen. Fünf Erfolgsfaktoren prägen das Innovationsland Schweiz:

Erstens haben wir in der Schweiz keine Innovationspolitik. Das tönt paradox, ist aber einfach erklärbar: Im Gegensatz zu anderen Ländern verzichten wir von staatlicher Seite her auf Innovationsplanungen. Auch machen wir seitens des Bundes keine Technologievorgaben. Wir nehmen zudem nicht für uns in Anspruch, zu wissen, welches die Technologien und Märkte von morgen sein werden.

Unsere Innovationspolitik basiert vielmehr auf dem einfachen Grundsatz, dass wir den Unternehmen und Hochschulen vertrauen und entsprechend viel Handlungsspielraum belassen. Unternehmen wie die SIGA sind es, die den richtigen Riecher haben, Entwicklungen frühzeitig erkennen und das Potenzial von marktfähigen Produkten und Dienstleistungen abschätzen können.

Zweitens sorgen wir seitens der öffentlichen Hand für eine gut dotierte Forschungs- und Innovationsförderung. Der Bund finanziert beispielsweise grosszügig den ETH-Bereich und leistet namhafte Beiträge an die kantonalen Universitäten und Fachhochschulen. Das ist gut investiertes Geld: Mit ihrer Grundlagenforschung legen die ETH und Universitäten den Teppich für Innovationen. Die Erkenntnisse aus den Forschungslabors fliessen in die Privatwirtschaft. Die Forschungsanlagen und Versuchsplattformen stehen auch den Unternehmen zur Verfügung.

Wissens- und Technologietransfer ist bei den Fachhochschulen ebenfalls Programm. Als Bindeglied zwischen Theorie und Praxis sind sie in der angewandten Forschung engagiert. Auch die Hochschule Luzern bietet den Unternehmen zahlreiche Zusammenarbeitsmöglichkeiten an.

Zu den Rahmenbedingungen zählen weiter die Förderinstrumente des Bundes. Über den Schweizerischen Nationalfonds finanziert der Bund jährlich rund 3000 neue Forschungsprojekte in allen wissenschaftlichen Disziplinen. Und mit der neu ausgerichteten Agentur Innosuisse unterstützen wir ganz gezielt Innovationsprojekte zwischen Hochschulen und Unternehmen. Davon profitiert beispielsweise auch die SIGA.

Ein dritter Erfolgsfaktor der Schweiz ist unsere Berufsbildung. Das ist sozusagen einer unserer Unique-selling-Points. Die duale Ausbildung in Betrieb und Schule gilt weltweit als ein hervorragendes Modell. Während meiner früheren beruflichen Tätigkeit habe ich auf meinem Landwirtschaftsbetrieb zahlreiche Lernende ausgebildet.

Darauf bin ich stolz, denn zweifellos lernt man einen Beruf erst richtig, wenn man mit der konkreten Realität konfrontiert wird. Indem wir die jungen Leute praktische Erfahrung sammeln lassen, sichern wir auch den Nachwuchs für unsere Betriebe. Mir jedenfalls hat es diese Nachwuchsförderung erlaubt, die Zeit für mein Bundesratsamt freizuschaufeln.

Spass beiseite, in unserem Land profitieren die Jugendlichen von zahlreichen Lehrberufen und damit verbunden von zahlreichen interessanten Karriereperspektiven. Die Betriebe ihrerseits können dank der Berufsbildung auf topausgebildete Fach- und Führungskräfte zugreifen. Wo beispielsweise in anderen Ländern höhere Qualifikationen an Schulen vermittelt werden, setzen wir auf unsere praxisbezogene höhere Berufsbildung.

Dank der Berufsbildung sind wir in der Lage, die ganze Innovationskette abzudecken: Von den Labors bis an die Werkbänke finden sich überall topqualifizierte Arbeitskräfte.

Zurzeit sind wir mit der Strategie „Berufsbildung 2030“ daran, die Berufsbildung weiter zu modernisieren. Dazu zählen beispielweise der Berufsabschluss für Erwachsene, Grundkompetenzen am Arbeitsplatz oder die Initiative „digitalinform.swiss“.

Damit wir auch in Zukunft über eine starke Berufsbildung verfügen, braucht es Unternehmen wie die SIGA, die Lernende ausbilden und in die Weiterbildung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren. Ich danke allen hier im Saal, die sich für die Berufsbildung und die Weiterbildung stark machen.

Ein vierter Erfolgsfaktor sind gezielte Impulse. Ein solcher ist der Aktionsplan «Digitalisierung im Bereich Bildung, Forschung und Innovation» meines Departements. Wir investieren 2019 und 2020 über 200 Millionen Franken in acht Handlungsfeldern. Die Palette reicht von modernisierten Lehrberufen über adäquat ausgebildete Lehrpersonen bis zu neuen Lehrstühlen im ETH-Bereich und zum Impulsprogramm «Fertigungstechnologien» der Innosuisse.

Zurzeit wird im Auftrag meines Departements ein nationaler Verbund von Technologietransferzentren für Fertigungstechnologien aufgebaut.

Impulse setzen wir aber auch mit anderen Instrumenten. Mit dem Programm «Bridge» zwischen dem Schweizerischen Nationalfonds und der Innosuisse oder den Technologiekompetenzzentren bringen wir Forschung und Innovation noch näher zusammen und schliessen so die Innovationskette.

Der fünfte Erfolgsfaktor ist schliesslich die Zusammenarbeit. Diese ist in unserem Land Programm: die Verbundpartnerschaft in der Berufsbildung, die gemeinsamen Ziele von Bund und Kantonen im Bildungswesen oder Innovationspartnerschaften zwischen Hochschulen und Unternehmen.

Auch auf internationaler Ebene pflegen wir eine breit abgestützte Forschungs- und Innovationszusammenarbeit. KMU und Unternehmen können so von zahlreichen Förderinstrumenten profitieren. Ich denke an die Innovationsinitiative EUREKA, an die Beteiligung an den europäischen Rahmenprogrammen für Forschung und Innovation oder an die Programme der Europäischen Weltraumorganisation ESA.

Sehr geehrte Damen und Herren

Das Innovationsland Schweiz ist auf Kurs. Auch wenn der internationale Wettbewerb zunehmend härter wird, so haben wir mit unseren Erfolgsfaktoren eine bewährte Richtschnur. Wichtig ist, dass wir so wie hier in Schachen den Schweizer Innovationsgeist fortwährend wachhalten und immer wieder mit Neuem aufwarten.

Ich danke den Inhabern, dem Management und allen Mitarbeitenden der SIGA für ihr grosses Engagement. Man spürt förmlich, dass Innovation in all ihren Facetten Teil Ihrer Unternehmenskultur ist. Sie leisten so Tag für Tag einen wichtigen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit unseres Landes und damit zu Arbeitsplätzen und Wohlstand.

Ich wünsche Ihnen mit ihrer „Innovationsfabrik“ weiterhin viel Erfolg.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


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