Ansprache « Frauen für die Sicherheit – Sicherheit für die Frauen »

Bern, 26.08.2019 - Ansprache von Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), am Anlass "Frauen für die Sicherheit – Sicherheit für die Frauen" in Zürich (14.8.2019) und in Visp (22.8.2019).

Es gilt das gesprochene Wort 

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich freue mich, den heutigen Abend mit Ihnen zu verbringen und mit Ihnen über Sicherheit und Frauen zu diskutieren.
Sicherheit ist für uns Menschen unbezahlbar. Sicherheit ist nicht selbstverständlich.

In weiten Teilen der Welt sind kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Staaten, aber auch Terroranschläge gegen die Gesellschaft eine Realität.

Bis heute sind wir davon weitgehend verschont geblieben; aber auch wir leben mit dieser Bedrohung.

Die Bevölkerung erwartet vom Bundesrat, den Kantonsregierungen und den Sicherheitskräften, dass die Sicherheit jederzeit gewährleistet ist.

Auch dann, wenn sich die Bedrohungsformen verändern.

Das bedeutet: Die Armee muss ständig und rasch auf die Veränderung von Bedrohungsformen reagieren können.

Als Beispiele nenne ich hier den Terrorismus oder das angespannte Verhältnis zwischen den westlichen Staaten und Russland.

Das Thema Cyberabwehr ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Armee den sich ändernden Bedrohungsformen anpassen muss.

Wir versuchen mit verschiedenen Instrumenten diese Bedrohungen zu meistern, von der Polizei bis zur Armee, vom Nachrichtendienst bis zur Aussenpolitik – auf dem Boden, im Cyberspace und in der Luft.

Gerade die Beschaffung von Kampfflugzeugen wird immer heftig diskutiert. Tatsache ist, dass praktisch alle Mittel zum Schutz der Schweiz vor Gefahren aus der Luft erneuert werden müssen.

Zurzeit werden vier verschiedene Typen von Kampfflugzeugen getestet.

Eines ist klar: Es geht nicht darum, Kampfflugzeuge für die Luftwaffe, die Armee oder das VBS zu beschaffen. Es geht um den Schutz aller Menschen in der Schweiz, den Schutz unseres Landes und der Infrastruktur, die nötig ist, damit unsere Gesellschaft, unser Staat und unsere Wirtschaft funktioniert.

National- und Ständerat werden dieses Geschäft in den kommenden Monaten beraten – Befürworter und Gegner werden ihre Argumente vorbringen.

Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden voraussichtlich im Herbst 2020 über die Beschaffung der neuen Kampfflugzeuge abstimmen können.

In den nächsten 10 – 15 Jahren wird es bei der Armee einen grossen Erneuerungsbedarf geben, in der Luft, am Boden und im Bereich Cyber-Defense.

Das wird nicht billig sein, aber es ist nötig, wenn die Armee ein zukunftsgerichtetes Instrument zum Schutz der Schweiz bleiben soll.

Wir müssen jedoch nicht nur innen am richtigen Ort und im richtigen Mass in die Sicherheit investieren, sondern auch ausserhalb der Landesgrenzen.

Für mich ist deshalb klar: Die Schweiz kann und muss ihren Beitrag leisten für die internationale Sicherheit und Stabilität.

Auch das VBS steht hier in der Pflicht: Die militärische Friedensförderung ist eine im Gesetz festgelegte Aufgabe der Armee.

Die Armee leistet bereits wertvolle und geschätzte Beiträge in der Friedensförderung. Sie macht das nicht mit grosser Masse, dafür mit Mitteln und Fähigkeiten, die speziell gefragt sind und wo wir mit unserem Milizsystem Stärken haben.

Ich kann Ihnen versichern, dass für mich die militärische Friedensförderung wichtig und keine Nebensache ist. Wir müssen und wollen im VBS diesen Auftrag ernst nehmen und entsprechende Beiträge leisten.

Ich habe deshalb einen Auftrag für einen Bericht erteilt, in dem aufgezeigt werden soll, wo und wie wir das Engagement in der militärischen Friedensförderung verstärken können. Die Arbeiten für den Bericht beginnen demnächst.

Ein Thema, das für mich ein besonderes Anliegen ist, bei der militärischen Friedensförderung und darüber hinaus: die Frauen.

Das wird Sie wahrscheinlich nicht überraschen und ist mittlerweile bekannt. Das Thema Sicherheit und Frauen liegt mir am Herzen.

Ich thematisiere das auch bei meinen internationalen Kontakten. Es interessiert mich, wie andere Staaten damit umgehen und welche Rezepte sie haben, um den Frauenanteil in den Streitkräften zu erhöhen.

Heute liegt der Anteil der Frauen in der Armee bei 0.7 %. Ich habe eine interne Arbeitsgruppe beauftragt, zu analysieren, welche Massnahmen ergriffen werden müssen, um den Anteil der Frauen zu erhöhen, wie Frauen vermehrt motiviert werden können, in der Armee Dienst zu leisten.

Ich bin überzeugt, dass der Militärdienst auch für Frauen interessant sein kann, um beispielsweise eine Karriere in der Armee zu machen. Mehr Frauen, die Militärdienst leisten, bringen auch der Armee viel. Es ist nicht nur in der Wirtschaft so, dass gemischte Teams bessere Leistungen bringen.

Das Thema Frauen ist im Zusammenhang mit militärischer Friedensförderung besonders interessant und relevant.

Bereits heute leisten weit überdurchschnittlich viele Schweizer Frauen Dienst in den Auslandeinsätzen der Armee.

Ich habe mir im Mai bei meinem Besuch im Kosovo und in Bosnien-Herzegowina selber ein Bild machen können.

So sind es zurzeit 20 % Frauen die bei der Swisscoy im Einsatz stehen. Erfreulich dabei ist, dass nach einem solchen Einsatz Frauen sich entschliessen, weiterhin Militärdienst zu leisten oder eine Spezialistinnen-Funktion in der Armee zu übernehmen.

Für mich ist es wichtig, die Anzahl und die Rolle von Frauen in der militärischen Friedensförderung weiter zu stärken. Das wird auch Thema des Berichts sein, der in Erarbeitung ist.

Von Bedeutung werden jedoch nach wie vor motivierende Beispiele von Frauen sein, die ihren Dienst in der Armee leisten. Im VBS haben wir Frauen die eine Brigade, ein Bataillon, eine Kompanie leiten, die als Fachspezialistin oder Fachoffizierin arbeiten. Und es gibt Militärpilotinnen!

Ich freue mich, dass der Bundesrat Monica Duca Widmer als neue Verwaltungsratspräsidentin der RUAG-Beteiligungsgesellschaft designiert hat. 

Die sicherheitspolitische Abteilung in meinem Departement wird ebenfalls von einer Frau, Pälvi Pulli, geleitet.

Mein Ziel ist es, Frauen aufzuzeigen, welche Möglichkeiten ein Einsatz in der Armee, bei der militärischen Friedensförderung, im Bereich Cyber-Defense ihnen persönlich bringt und dass sie Führungsfunktionen übernehmen können.

Eine junge Rekrutin hat anfangs Mai in der Ostschweiz am Sonntag u. a. geschrieben, dass den Frauen vermehrt aufgezeigt werden müsste, dass die Armee sie persönlich fördert.

Bei ihr seien beispielsweise das Selbstbewusstsein und ihr Selbstwertgefühl gestiegen.

Wir brauchen in Zukunft engagierte Frauen und Männer, die sich für unsere Sicherheit, für die Sicherheit unserer Infrastrukturen und unser Land einsetzen.

Und, es braucht die nötigen Investitionen für eine moderne, zukunftsgerichtete Armee.


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