1. August-Ansprache 2019

Bern, 01.08.2019 - Ansprache von Bundesrätin Viola Amherd, Chefin des Eidgenössischen Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS) anlässlich des Nationalfeiertags in Münster in der Gemeinde Goms, Donnerstag, 1. August 2019.

Es gilt das gesprochene Wort 

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich freue mich, heute mit Ihnen hier in Münster den Geburtstag der Schweiz zu feiern. Herzlichen Dank für die Einladung und den freundlichen Empfang.

Der heutige Anlass ist auch der Auftakt für die Heimattagung Münster-Geschinen und für mich eine Premiere: Meine erste 1. Augustansprache überhaupt!

Wieso gerade Münster? Dazu eine kurze Erklärung: In meiner Freizeit bin ich oft und gerne im Aletschgebiet unterwegs. Gemäss Medienberichten wurde dort anfangs Juni dieses Jahres ein Bär gesichtet. Da gemäss Überlieferung hier der letzte Bär im Goms erlegt wurde und man den Münsterer "Bärefresser" sagt, dachte ich mir, dass ich hier vor Bären sicher bin…

Die Heimattagung mit dem 1. August zu beginnen macht Sinn: Wird doch heute landauf, landab von Heimat, Tradition und Werten gesprochen.

Heimat ist da, wo wir uns zu Hause fühlen, wo wir verstanden und respektiert werden – wo wir zu einer Gemeinschaft gehören. Einander verbunden sein, Kontakte pflegen, Erinnerungen austauschen und Gespräche führen – das gehört zu einer Heimattagung.
Heimat ist aber auch eine intakte Landschaft, zu der Sorge getragen wird.

Das Goms zeichnet sich durch herrliche Wanderwege und Loipen, durch zahlreiche Kulturgüter von kantonaler und nationaler Bedeutung aus. Als ehemalige Präsidentin des Landschaftsparks Binntal weiss ich, dass die Natur- und Kulturlandschaft hier mit viel Aufwand und Liebe gepflegt wird.

Eine intakte Umwelt ist von unbezahlbarem Wert.

Klimawandel, Klimaerwärmung, Gletscherschmelze und deren mögliche Folgen sind in den Medien präsent. Immer mehr Menschen wird bewusst, dass wir unserer Umwelt Sorge tragen müssen.

Sie und ich wissen, welche Kraft von der Natur ausgeht. Wir wissen, wie viel Leid und welche Schäden Lawinen, Schlamm und Hochwasser anrichten können. Münster und weitere Gommer Gemeinden und Brig kennen die Machtlosigkeit von uns Menschen gegenüber diesen Naturereignissen.

Was hätten wir 1970, 1987, 1993 oder 1999 gemacht, wenn wir nicht auf die Gemeinschaft in unserer Heimat hätten zählen können. Wenn uns nicht Nachbarn, Freunde, Bekannte aus der ganzen Schweiz und die Angehörigen der Armee, des Zivildienstes und des Zivilschutzes tatkräftig geholfen hätten?

Ich bin stolz, als Vorsteherin das Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport führen zu dürfen. Das VBS ist ein Departement, das die Schweiz schützt und bewegt.

Sicherheit ist für uns Menschen unbezahlbar. Ein 12-jähriges Mädchen aus Srebrenica sagte vor ein paar Jahren auf die Frage «was ist Heimat»? «Heimat ist da, wo ich keine Angst haben muss.»

In der Welt, in der wir leben, sind kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Staaten, aber auch Terroranschläge gegen die Gesellschaft, in weiten Teilen der Welt eine Realität.

Wir sind davon bis heute weitgehend verschont geblieben, aber auch wir leben mit dieser Bedrohung. Die Bevölkerung erwartet vom Bundesrat, dass die Sicherheit jederzeit gewährleistet ist. Auch dann, wenn sich die Bedrohungsformen verändern.

Das bedeutet: Die Armee muss ständig und rasch auf die Veränderung von Bedrohungen reagieren können. Als Beispiele nenne ich hier den Terrorismus oder das angespannte Verhältnis zwischen den westlichen Staaten und Russland.

Das Thema Cyberabwehr ist ein weiteres Beispiel dafür, dass sich die Armee den sich ändernden Bedrohungsformen anpassen muss.

Wir versuchen mit verschiedenen Instrumenten, diese Bedrohungen zu meistern, von der Armee bis zum Nachrichtendienst, von der Aussenpolitik bis zur Polizei – auf dem Boden, im Cyber-Raum/Cyberspace und in der Luft.

Gerade die Beschaffung von Kampfflugzeugen wird immer heftig diskutiert. Tatsache ist, dass praktisch alle Mittel zum Schutz der Schweiz vor Gefahren aus der Luft erneuert werden müssen.

Zurzeit werden vier verschiedene Typen von Kampfflugzeugen getestet.

Eines ist klar: Es geht nicht darum, Kampfflugzeuge für die Luftwaffe, die Armee oder das VBS zu beschaffen. Es geht um den Schutz aller Menschen in der Schweiz, den Schutz unseres Landes und der Infrastruktur, die nötig ist, damit unsere Gesellschaft, unser Staat und unsere Wirtschaft funktionieren.

National- und Ständerat werden dieses Geschäft in den kommenden Monaten beraten – Befürworter und Gegner werden ihre Argumente vorbringen.

Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger werden voraussichtlich im Herbst 2020 über die Beschaffung der neuen Kampfflugzeuge abstimmen können. Sie können somit über Ihre Sicherheit, Ihren Schutz mitentscheiden.

Um dieses Mitspracherecht jeder Bürgerin und jedes Bürgers bei Gesetzesvorlagen und Initiativen werden wir von vielen Nachbarn benieden.

Wir können bei der Gestaltung unserer Zukunft und des Zusammenlebens in unserem Land mitwirken. Wir brauchen heute und in Zukunft Menschen, die sich engagieren, die mitdenken und mitreden und die mitbestimmen.

Die Schweiz ist auch stark, weil man bei uns diskutiert, einander zuhört, Vor- und Nachteile abwägt, nach den überzeugendsten Argumenten sucht, weil man langfristig denkt und Lösungen für die Zukunft will.

Wer mitentscheiden will, muss sich informieren. Das ist – gerade bei komplexen Geschäften – nicht immer einfach. Möglichkeiten gibt es jedoch viele: Medien, Informationsveranstaltungen usw. Wer nur die "Faust im Sack" macht oder den Empörungsdemokraten spielt, muss sich dann nicht wundern, wenn nicht in seinem Sinne entschieden wird.

Respekt und Toleranz sowie der Wille, sich um Lösungen, um einen Kompromiss, um Konsens zu bemühen, prägen seit jeher die Geschichte unseres Landes.

Es wird immer wieder Veränderungen geben. Wir müssen bereit sein, uns auf neue Situationen einzulassen, diese richtig einzuschätzen und die notwendigen Massnahmen einzuleiten.

Als das Militär sich aus dem Goms zurückzog, wurde das in der Region bestimmt nicht von allen freudig aufgenommen: Arbeitsplätze fielen weg, Bäckereien, Metzgereien und Gastbetriebe verloren Kundschaft usw.

Die Verantwortlichen in der Region haben jedoch nach Lösungen gesucht. Die vom VBS nicht mehr benötigten militärischen Immobilien konnten von den Gemeinden gekauft werden. Aus einem Teil des höchstgelegenen Militärflugplatzes in Ulrichen entstand auf dem Gemeindegebiet von Geschinen ein See… – heute eine Attraktion für Gäste und Einheimische.

Vorwärtsgehen, etwas bewegen – die Zukunft gestalten!

Ich wünsche mir, dass wir uns engagieren und mutig den Herausforderungen stellen, wie dies unsere Vorfahren getan haben. – Ohne diesen Mut und dieses Engagement hätten wir weder Furka- noch Simplontunnel…

Ich wünsche mir auch, dass wir uns auf unsere Stärken besinnen und immer wieder mit offenen Augen vorwärtsgehen. Dass wir Entscheide mit Weitblick treffen und für unsere Jugend, für die kommenden Generationen gute Perspektiven schaffen.

Und, dass wir die Gemeinschaft pflegen, einander unterstützen und unsere Verantwortung gegenüber unserer schönen Heimat wahrnehmen.

Ich wünsche Ihnen allen im Namen des gesamten Bundesrates einen freudigen, gemeinsamen Nationalfeiertag!


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