Doppelbürger sind nicht in den vereinfachten Kategorien «Schweizer» und «Ausländer» zu fassen

Bern, 18.12.2018 - Bereits jede vierte Schweizerin und jeder vierte Schweizer im In- und Ausland verfügen über mindestens eine weitere Staatsbürgerschaft. Immer mehr Menschen erlangen die Doppelbürgerschaft durch Geburt. Mit der Zunahme von Schweizer Doppelbürgern verwischen sich die vereinfachten Kategorien «Schweizer» und «Ausländer» zusehends. Die Doppelbürgerschaft stellt eine soziale Realität dar, dennoch weckt das Thema immer wieder Emotionen. Fragen der Zugehörigkeit und Loyalität stehen im Vordergrund: beispielsweise bei Sportlern oder Politikern mit doppelter Staatsangehörigkeit. Die Studie der Eidgenössischen Migrationskommission EKM präsentiert erstmals einen umfassenden Überblick zur Entwicklung sowie zu den Chancen und Risiken von Doppelbürgerschaft.

Die EKM veröffentlicht zum Internationalen Tag der Migrantinnen und Migranten die Studie «Bürgerschaft und Demokratie in Zeiten transnationaler Migration: Hintergründe, Chancen und Risiken der Doppelbürgerschaft» von Joachim Blatter, Martina Sochin D'Elia und Michael Buess im Auftrag der EKM. Die Studie zeigt auf, dass die Tatsache, dass immer mehr Menschen gleichzeitig zwei oder mehr Staatsbürgerschaften besitzen, zu einer Aufweichung der Kategorien «Schweizer» und «Ausländer» führt. Doppelbürgerinnen und Doppelbürger sind nicht «entweder oder», sondern «sowohl als auch».

Auslöser und Hintergründe der Doppelbürgerschaft

Auslöser und Hintergründe für den Anstieg der Doppelbürgerschaft sind vielfältig. Die Studie zeigt auf, dass das Phänomen der Doppelbürgerschaft ursprünglich damit zusammenhängt, dass die Schweiz die Verbindungen zu ihren ausgewanderten Landsleuten nicht abbrechen lassen wollte. Die Doppelbürgerschaft für Auslandschweizer wurde seitens der Schweiz nie eingeschränkt. So besitzen bei den Auslandschweizerinnen und Auslandschweizern rund 75 Prozent der Personen mehrere Staatsbürgerschaften. Seit der Gleichstellung der Geschlechter im Bürgerrecht können Schweizerinnen und Schweizer ihr Bürgerrecht an ihre Kinder übertragen, auch wenn diese ausserhalb des Staatsgebietes zur Welt kommen. Immer mehr Ehen in der Schweiz sind zudem binational, und Kinder aus dieser Verbindung sind oftmals Doppelbürger. Mit der zunehmenden transnationalen Migration hat die Akzeptanz des Doppelbürgerstatus weltweit zugenommen. Die Schweiz lässt die Dop­pelbürgerschaft auch für Einbürgerungswillige bereits seit 1992 zu und ist damit Vorreiterin eines inzwischen globalen Trends.

Chancen und Herausforderungen der Doppelbürgerschaft

Mit der Akzeptanz der doppelten Staatsbürgerschaft fällt für Zugewanderte in der Schweiz ein grosses Hindernis für die Einbürgerung weg. Die Zulassung der Doppelbürgerschaft seit 1992 hat einen Anstieg von Einbürgerungen ausgelöst. Die Einbürgerung wiederum hat weitgehend positive Auswirkungen: eine erhöhte Identifikation der Zugewanderten mit dem Aufenthaltsland sowie eine verbesserte ökonomische wie auch soziokulturelle Integration. Die Studie legt dar, dass Doppelbürgerinnen und Doppelbürger sich mit mehreren Staaten verbunden fühlen; ihre Loyalität gegenüber der Schweiz ist dadurch nicht weniger gross. Die Akzeptanz der Doppelbürgerschaft unterstützt und fördert den Fluss von Geld, Wissen und Beziehungen zwischen den Aufenthalts- und Herkunftsländern. In einer vernetzten und interdependenten Welt können Doppelbürgerinnen und Doppelbürger als Brückenbauer wirken.

Die Studie weist aber auch auf mögliche Risiken hin. Personen mit Doppelbürgerschaft laufen Gefahr, dass sie als Bürgerinnen oder Bürger in verschiedenen Staaten umfangreiche Pflichten besitzen, manchmal jedoch nicht im gleichen Umfang über entsprechende Rechte verfügen. Gleichzeitig können sie auf die Ausgestaltung von Gesetzen Einfluss nehmen, denen sie sich nicht unterwerfen müssen. Zudem können Doppelbürgerinnen und Doppelbürger im Einzelfall den Entzug der Staatsbürgerschaft riskieren. Die Doppelbürgerschaft kann auch instrumentalisiert werden. Einerseits kann ein Staat die Doppelbürgerschaft benutzen, um Expansionsbestrebungen voranzutreiben. Die Möglichkeit der Doppelbürgerschaft erleichtert es andererseits Individuen, Angebote von Ländern anzunehmen, die ihre Staatsbürgerschaft im Austausch gegen Investitionen vergeben.

Die Studie liefert Fakten und Argumente für die politische Diskussion, die - wie andere Felder der Migrationspolitik auch - sehr oft mit Vorurteilen behaftet und von Emotionen geleitet ist. Ergänzend zur Studie hat die EKM ein Factsheet mit den wichtigsten Erkenntnissen und Videoclips mit Stimmen und Gesichtern von Schweizer Doppelbürgerinnen und Doppelbürgern realisiert.


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