Nationalbibliothek zeigt Ausstellung zu LSD

Bern, 06.09.2018 - Der Chemiker Albert Hofmann entdeckte 1943 das Halluzinogen LSD. Ausgehend von seinem Bestseller «LSD – Mein Sorgenkind» erzählt die Schweizerische Nationalbibliothek von der Geschichte dieses Stoffs zwischen Wunderdroge und Teufelswerk. Die Ausstellung ist vom 7. September 2018 bis am 11. Januar 2019 zu sehen.

Während Forschungsarbeiten an einem Pilz namens Mutterkorn erlebte der Schweizer Chemiker Albert Hofmann am 16. April 1943 als erster Mensch einen LSD-Trip. Auf ungeklärtem Weg geriet in seinem Labor in Basel eine kleine Menge der unbekannten Substanz in seinen Organismus. Mit der Entdeckung der ungeheuren psychedelischen Wirkung begann die wechselvolle Geschichte von LSD. 75 Jahre später erzählt die Ausstellung der Schweizerischen Nationalbibliothek vom vielfältigen gesellschaftlichen und kulturellen Wandel, den LSD verursacht hat und von dem LSD betroffen war.

Drei Tage nach der Entdeckung von LSD schluckte Albert Hofmann in seinem berühmten Selbstversuch die Substanz erneut und fuhr unter starken Halluzinationen mit dem Fahrrad nach Hause. Der fünfseitige Bericht darüber ist in der Ausstellung ebenso zu sehen wie Hofmanns Eintrag im Laborbuch.

Nach schneller Verbreitung in Forschung und Psychiatrie wurde LSD nach 1950 auch ausserhalb der Medizin bekannt. Ausgehend von Künstlern und Schriftstellern fand das Mittel immer mehr Verwendung als Rauschdroge. Zur Inspiration nutzte es auch der Schweizer Künstler Serge Stauffer. Seine LSD-Erfahrungen arbeitete er auch in ein eigenständiges Werk ein, das in Auszügen in der Ausstellung zu sehen ist.

Auch der Schweizer Autor und Psychiater Walter Vogt experimentierte mit LSD. In der Ausstellung sind Auszüge aus dem Briefwechsel zwischen Walter Vogt und Albert Hofmann zu sehen. Sie zeigen, dass die beiden Männer ein gemeinsames Interesse an der Vogelwelt, an Literatur und an LSD verband. Bis kurz vor Vogts Tod 1988 standen sie in Kontakt.

Mit den Hippies verliess LSD in den 1960er Jahren die klinischen Räume der Psychiatrie definitiv. Das Medikament wandelte sich zur Droge der Popkultur. In der Ausstellung machen das Songs von Krokodil und anderen Schweizer Bands mit psychedelischen Einflüssen hörbar. Aufgrund von Berichten über schwere Unfälle während des Rauschs und bleibende psychische Schäden erliess die Schweiz 1968 das erste LSD-Teilverbot, in dem Jahr also, das gemeinhin für die Hippie-Bewegung steht.

Über zehn Jahre später veröffentlichte Albert Hofmann «LSD, mein Sorgenkind». Das Buch war Hofmann eine Herzensangelegenheit, denn er fühlte sich zeitlebens mit der von ihm entdeckten Substanz verbunden. Mit der Veröffentlichung versuchte Hofmann, in die öffentliche Diskussion über LSD einzugreifen. Aber als «LSD, mein Sorgenkind» 1979 beim Klett-Cotta Verlag in Stuttgart erschien, stiess es auf wenig Interesse. Erst mit der Zeit fand das Buch sein Publikum. Heute gilt es als eines der bekanntesten populärwissenschaftlichen Schweizer Bücher. Es steht im Zentrum der Ausstellung.

Hofmanns Hoffnung, dass sein Sorgenkind eines Tages zum Wunderkind wird, scheint denn auch wieder ein Stück greifbarer: In der Schweiz und in den USA wird LSD heute wieder ein therapeutisches Potenzial bei Depressionen oder als unterstützende Behandlung unheilbar Kranker zugeschrieben.

Öffnungszeiten
Vernissage: 6. September, 18 Uhr
7. September 2018 – 11. Januar 2019
Montag–Freitag, 9–18 Uhr
Eintritt frei

Bildlegenden   
1. Erste Seite des Manuskripts von Albert Hofmanns «Bericht über einen Selbstversuch» aus dem Jahr 1943, Firmenarchiv der Novartis AG, © Novartis
2. Albert Hofmann mit einem Molekülmodell des LSD, 1943, Firmenarchiv der Novartis AG, © Novartis
3. Pistolenimpfung bei der Ernte von Mutterkorn, Firmenarchiv der Novartis AG, © Novartis


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