1. August - TV-Ansprache

Bern, 01.08.2018 - TV-Ansprache von Bundespräsident Alain Berset zum 1. August – Es gilt das gesprochene Wort.

Hier, in diesem Saal im ehemaligen Rathaus des Äusseren Standes in Bern, wurde 1848 die moderne Schweiz gegründet. Hier wurde unsere Bundesverfassung verabschiedet. Sie ist bis heute das Fundament unseres Zusammenlebens. Und unseres Erfolges.

Die Verfassung entstand nach einem halben Jahrhundert grosser politischer Spannungen, die zu einem Bürgerkrieg führten. Am Ende gingen die Sieger auf die Verlierer zu. Sie liessen den Kantonen beträchtliche Macht und verzichteten auf einen starken Zentralstaat. Sie wussten, dass die moderne Schweiz ohne ihre tiefen Wurzeln in der Alten Eidgenossenschaft - bis zurück zum Jahre 1291 - schlicht undenkbar war.

Unsere Verfassung beweist, dass beide Seiten gewinnen können. Dass der Sieg der einen Seite nicht die Niederlage der anderen Seite bedeuten muss.

Diese Kultur des konstruktiven Kompromisses hat unsere Geschichte geprägt; und prägt sie bis heute. Unser Land wird stärker, indem wir alle seine Bewohnerinnen und Bewohner stärken. Entsprechend gut geht es uns:

  • Die Wirtschaft ist stark, die Arbeitslosigkeit tief.
  • Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren, gelingt immer besser - auch wenn es hier noch viel zu tun gibt. Wie auch in der Gleichstellung von Frauen und Männer.
  • Unsere Schulen, unsere Universitäten und unsere Berufsbildung gehören zu den besten der Welt; und sie stehen allen offen.
  • Wer krank wird, erhält rasch und überall medizinische Hilfe von hoher Qualität.
  • Viele Menschen engagieren sich in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl.

Faire Gesellschaften sind wettbewerbsfähige Gesellschaften.

Auch in unseren Aussenbeziehungen gilt: Andere Staaten sind nicht nur Konkurrenten, sondern immer auch potentielle Partner.

Wir sind keine Supermacht und wir sind nicht Mitglied der EU. Wirtschaftlich aber spielen wir eine gewichtige Rolle, ebenso in den internationalen Beziehungen. Deshalb müssen wir uns auf klare internationale Regeln verlassen können. Und uns für diese völkerrechtlichen Regeln engagieren - gerade, weil wir unabhängig bleiben wollen.

Wir sind das Land der Stabilität; aber wir sind auch auf ein möglichst stabiles internationales Umfeld angewiesen. Besonders wichtig sind die Beziehungen zu unseren europäischen Nachbarn, mit denen wir kulturell so vieles teilen und wirtschaftlich so stark verbunden sind: Der Warenhandel zwischen der Schweiz und der EU beträgt mehr als eine Milliarde Franken - pro Arbeitstag.

Wir wollen diese Beziehungen mit der EU weiter entwickeln und zukunftsfähig machen. Beide Seiten sind an soliden und berechenbaren Beziehungen interessiert.

1848 hat sich die Schweiz eine Verfassung gegeben und ist in die politische Moderne aufgebrochen. Dazu brauchte es Optimismus, Selbstvertrauen - und die Überzeugung, dass wir zusammen stärker sind.

Auch heute braucht es diesen Mut zum Kompromiss und zur Stärkung der Schwächeren.

Der Erfolg der Schweiz ist der Erfolg ALLER Menschen in diesem Land. Der Erfolg der Schweiz ist unteilbar.

Ich wünsche Ihnen einen schönen 1. August. 


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