Wie Nahrung unsere Gesundheit beeinflusst – Biomarker sind Schlüssel zu neuen Erkenntnissen

Bern, 10.07.2018 - Wissen Sie noch was und wieviel Sie vor drei Tagen gegessen haben? Diese Frage, die man kaum präzise beantworten kann, ist aber zentral für Forschende, um den Einfluss der Nahrung auf unsere Gesundheit zu evaluieren. Agroscope hat kürzlich Moleküle im Blut und Urin von Teilnehmenden an Ernährungsstudien identifiziert, die den Verzehr von Milch- und Sojaprodukten anzeigen.

Die Metabolomik ist eine moderne Analysenmethode, welche die Quantifizierung von Tausenden von Metaboliten – Moleküle des menschlichen Stoffwechsels – ermöglicht. Die Mehrheit der in Blut und Urin gemessenen Metaboliten stammen von der Nahrung. Die Metabolomik ist deshalb ein sehr nützliches Hilfsmittel zur Identifikation von «Biomarkern des Lebensmittelverzehrs», von Metaboliten, welche die Bestimmung der konsumierten Nahrungsmittel erlauben.

FoodBAll, eine europäische Initiative zur Entwicklung der Metabolomik in der Ernährung

Im Jahr 2014 startete das Projekt «Food Biomarkers Alliance» (FoodBAll) mit dem Ziel, die Anwendung der Metabolomik für die Ernährungsforschung zu entwickeln. Diese Methoden sollen die Identifizierung und Validierung von Biomarkern für den Verzehr von einem Dutzend Nahrungsmitteln aus den verschiedenen Gruppen der Lebensmittelpyramide abdecken. Das FoodBAll Konsortium setzt sich aus 22 Forschungsgruppen aus neun europäischen Ländern sowie aus Kanada und Neuseeland zusammen. Agroscope und die Universität Lausanne sind Mitglieder dieses Konsortiums und haben eine Humanstudie mit Milch, Käse und Sojagetränk durchgeführt. Dabei wurden vielversprechende Biomarker gefunden, die den Konsum dieser Lebensmittel aufzeigen.

Neue Erkenntnisse zur Wirkung von Milch und Joghurt auf die Gesundheit

In einer zweiten Humanstudie «Function of Fermented Food» (F3) wurde der Einfluss der Fermentation von Milch auf das Stoffwechselprofil von Menschen geprüft. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass nach dem Konsum von gesäuerter Milch im Vergleich zu probiotischen Joghurt viele Unterschiede bei den Metaboliten auftauchten. Einige Metaboliten lassen vermuten, dass die Fermentation neue ernährungsphysiologische Eigenschaften hervorruft. Die Studie zeigte auch, dass die durch die Einnahme einer fettreichen Mahlzeit induzierte Entzündungsreaktion durch den regelmässigen Verzehr dieser Milchprodukte reduziert wurde. Eine amerikanische Studie, die kürzlich veröffentlicht wurde, bestätigte diese Ergebnisse. Weitere Informationen stehen unter dem Abschnitt «Publikationen» zur Verfügung.

Abschluss der Projekte FoodBAll und F3, Neustart Projekt Cardioferment

Die Studien FoodBAll und F3 haben die Identifikation von verschiedenen Biomarkern für den Verzehr von Milchprodukten – wie Galaktose und Laktose – ermöglicht. Auch wurden interessante Hinweise auf Zusammenhänge zwischen dem Verzehr von fermentierten Nahrungsmitteln und der menschlichen Gesundheit aufgezeigt, die neue Wege für die Forschung eröffnen. Mit dem Projekt Cardioferment wird ab Herbst 2018 eine Zusammenarbeit zwischen Agroscope und der Universität Wageningen (NL) gestartet. Diese Kooperation wird dazu beitragen, diese neuen Wege zu entdecken. Dabei werden die Resultate einer Studie, in welcher die Teilnehmenden während dem normalen Leben beobachtet werden, vertieft ausgewertet.

----------

Forschungsprogramme

FoodBAll ist Teil des europäischen Programms «Joint Programming Initiative - A Healthy Diet for a Healthy Life» (JPI-HDHL).

Die Forschungsarbeiten der Schweiz für das Projekt FoodBAll wurden finanziert durch das nationale Forschungsprogramm NFP69 «NFP 69 Gesunde Ernährung und nachhaltige Lebenmittelproduktion».

Publikationen

Die Arbeiten, die oben zitiert sind, wurden in den folgenden Artikeln publiziert:

Pimentel et al. Metabolic Footprinting of Fermented Milk Consumption in Serum of Healthy Men. J Nutr 2018 148:851-860;

Münger et al. Identification of Urinary Food Intake Biomarkers for Milk, Cheese, and Soy-Based Drink by Untargeted GC-MS and NMR in Healthy Humans. 2018 J Prot Res 16:3321-3335;

Pimentel et al. Blood lactose after dairy product intake in healthy men. Br J Nutr 2017 118: 1070-1077;

Burton et al. Probiotic yogurt and acidified milk similarly reduce postprandial inflammation and both alter the gut microbiota of healthy, young men. Br J Nutr 2017 117:1312-1322;

Pei et al. Premeal low-fat yogurt consumption reduces postprandial inflammation and markers of endotoxin exposure in healthy premenopausal women in a randomized controlled trial. J Nutr. 2018 48:910-916.

 


Adresse für Rückfragen

Guy Vergères
Leiter Forschungsgruppe Funktionelle Ernährungsbiologie
Schwarzenburgstrasse 161, 3003 Bern / Schweiz
guy.vergeres@agroscope.admin.ch
+41 58 463 81 54

Claudia Schwyter
Stv. Leiterin Corporate Communication Agroscope (CCA)
Schwarzenburgstrasse 161, 3003 Bern / Schweiz
claudia.schwyter@agroscope.admin.ch
+41 58 468 70 30

www.agroscope.ch | gutes Essen, gesunde Umwelt



Herausgeber

AGROSCOPE
http://www.agroscope.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-71531.html