15 Professorinnen und Professoren an den beiden ETH ernannt

Bern/Zürich, 05.07.2018 - Der ETH-Rat hat an seiner Sitzung vom 5. Juli 2018 auf Antrag des Präsidenten der ETH Zürich, Prof. Dr. Lino Guzzella, und des Präsidenten der EPFL, Prof. Dr. Martin Vetterli, insgesamt 15 Professorinnen und Professoren ernannt sowie den Rücktritt von einem Professor mit Verdankung zur Kenntnis genommen.

Ernennungen ETH Zürich

Dr. Sebastian Dötterl (*1982), zurzeit Gruppenleiter an der Universität Augsburg, Deutschland, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Bodenressourcen. Sebastian Dötterl erforscht die Reaktion von Böden auf Störungen und die Kontrollfaktoren von Treibhausgasflüssen aus Böden in die Atmosphäre. Seine Arbeit umfasst experimentelle Forschung in datenarmen, abgelegenen Gebieten, aber auch mechanistische Modellierung, um den Wissenstransfer von kleineren zu grösseren Skalen zu verbessern. Mit der Berufung von Sebastian Dötterl gelingt es dem Departement für Umweltsystemwissenschaften, die Verknüpfung von biologischem und geochemischem Prozessverständnis zu drängenden Fragen der Global-Change-Forschung weiter zu stärken.

Anne Holtrop (*1977), zurzeit Gastprofessor an der Accademia di Architettura, Mendrisio, und Inhaber des Architekturbüros Studio Anne Holtrop, zum ausserordentlichen Professor für Architektur und Entwurf. Anne Holtrop hat sich bereits mit seinen ersten Gebäuden international profiliert. Seine Bauwerke leiten sich vorwiegend aus konzeptionellen Überlegungen ab, dennoch sind die architektonischen Themen mit äusserster Präzision und Hartnäckigkeit entwickelt. Die Gebäude, die er in den letzten Jahren realisierte, stellen Prototypen einer akribischen und grundlegenden Materialforschung dar. Die experimentelle Heran­gehensweise, die Anne Holtrop als praktizierender Architekt erfolgreich umsetzt und in der Lehre überzeugend ausbaut, stellt eine ideale Verknüpfung zu wichtigen Instituten am Departement Architektur dar.

Dr. Christian Holz (*1985), zurzeit Forscher in der Privatindustrie, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Informatik. Die Forschung von Christian Holz konzentriert sich auf die Entwicklung neuartiger tragbarer und mobiler Geräte und interaktiver Erfahrungen. Sein besonderes Interesse gilt der Messung physiologischer Signale des menschlichen Körpers wie zum Beispiel Blutdruckmessungen, die er mittels leichtgewichtiger Sensoren kontinuierlich beobachtet. Damit trägt er zum besseren Verständnis von Benutzereingaben und -intentionen und zu neuen Entwicklungen in mobiler und personalisierter Gesundheit bei. Mit der Berufung von Christian Holz verstärkt das Departement Informatik die Forschung und Lehre im Bereich Human-Computer Interaction substanziell.

Dr. Taekwang Jang (*1983), zurzeit Postdoktorand an der University of Michigan, USA, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Analog- und Mixed-Signal-Schnittstellen. Taekwang Jang erforscht den Entwurf von analog-digitalen Schaltungen für miniaturisierte Computersysteme, vor allem im Hinblick auf das Internet der Dinge. Sein besonderes Interesse gilt dem Entwurf von Ultra-Low-Power- Schaltungskomponenten, die für miniaturisierte Rechnersysteme mit stark eingeschränktem Energiebudget zum Einsatz kommen. Mit der Berufung von Taekwang Jang stärkt das Department Informationstechnologie und Elektrotechnik die Position im Bereich des Schaltungsentwurfs und verknüpft existierende Forschungsaktivitäten in Analog- und Digitaltechnik.

Prof. Dr. David Kammer (*1985), zurzeit Assistenzprofessor an der Cornell University, Ithaca, USA, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Rechnergestützte Mechanik von Werkstoffen. David Kammer erforscht dynamische Versagensmechanismen an den Grenzflächen von heterogenen Materialien unter Einbezug der Material- und Ingenieurwissenschaften sowie der Physik. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit bildet die Vorhersage extrem schneller Rissausbreitung. Mit der Berufung von David Kammer verstärkt das Departement Bau, Umwelt und Geomatik die Kompetenz in numerischen Modellierungen und verbindet in idealer Weise Grundlagenforschung im Bereich der Baustoffe mit praxisrelevanter Anwendung.

Prof. Dr. Daniel Razansky (*1974), zurzeit Professor für Molekulare Bildgebungswissenschaften an der Technischen Universität München, Deutschland, zum ordentlichen Professor für Biomedizinische Bildgebung. Daniel Razanskys Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung neuartiger biomedizinischer Bildgebungsverfahren, unter anderem auf der Grundlage von Optoakustik, diffuser Optik und Ultraschall. Diese Verfahren ermöglichen die Bildgebung mit hoher räumlicher und zeitlicher Auflösung vom Organ bis zur Zelle. Daniel Razansky hat zwei ERC-Forschungsgrants erhalten und wird als Doppelprofessor an der ETH Zürich und der Universität Zürich tätig sein. Seine Berufung trägt erheblich zur weltweiten Ausstrahlung der beiden Hochschulen bei.

Prof. Dr. Sai Reddy (*1980), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für System- und Synthetische Immunologie. Sai Reddy erforscht die Hochdurchsatz-DNA-Sequenzierung und bioinformatische Analyse von adaptiven Immunrepertoires. Er hat mit seiner Arbeit, die weltweit grosse Beachtung findet, das neue Forschungsgebiet der Systemimmunologie mitbegründet und massgeblich gestaltet. Vor kurzem hat seine Gruppe die Methode des Molecular Amplification Fingerprinting etabliert, die eine nahezu absolute Fehler- und Bias-Korrektur der Immunrepertoire-Sequenzierung bietet. Sai Reddy engagiert sich auch stark in der Lehre und ist bei den Studierenden sehr beliebt.

Prof. Milica Topalović (*1971), zurzeit Assistenzprofessorin an der ETH Zürich, zur ausserordentlichen Professorin für Architektur und Territorialplanung. Milica Topalović ist eine der wichtigsten Exponentinnen im neuen und innovativen Forschungsfeld der Architektur des Territoriums. Die Art und Weise, wie sie territoriale Transformationsprozesse aus der Sicht der Architektur angeht, ist aussergewöhnlich und positioniert das Departement Architektur der ETH Zürich an der Spitze ähnlicher Vorhaben, die an anderen Universitäten verfolgt werden. Sie entwickelte einen eigenen vielversprechenden methodisch-logischen Ansatz, der in der Lage ist, die Lücke zwischen Architektur und Stadtforschung zu schliessen. Milica Topalović ist eine engagierte Lehrerin und vermag Studierende in ihrer Arbeit voranzubringen.

Prof. Dr. Barbara Treutlein (*1982), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessorin an der Technischen Universität München, Deutschland, zur ausserordentlichen Professorin für Quantitative Entwicklungsbiologie. Barbara Treutlein fokussiert ihre Forschung auf humane Entwicklungsbiologie und die Bildung verschiedener komplexer Organe wie Leber und Gehirn. Mit ihrer Arbeit trägt sie zum verbesserten Verständnis von Krankheiten bei, was die Entwicklung neuer Therapieansätze ermöglicht. Das Departement Biosysteme verstärkt mit der Berufung von Barbara Treutlein, die kürzlich einen ERC Starting Grant erhalten hat, die Verbindungen zwischen den Forschungsbereichen Entwicklungsbiologie, computergestützte Biologie und Ingenieurswissenschaften.

Ernennungen EPFL

Prof. Dr. Fabrizio Carbone (*1976), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der EPFL, zum ausserordentlichen Professor für Physik. Fabrizio Carbone erforscht die ultraschnelle Dynamik stark korrelierender Systeme, vor allem in Verbindung mit Supraleitfähigkeit sowie bei Systemen, die auf Kohlenstoff wie Graphite, Graphen oder Diamantoid basieren. Mit den innovativen Verfahren der Bildgebung und der ultraschnellen Spektroskopie, die er entwickelt hat, bewegt er sich in der Erforschung des dynamischen Verhaltens von niederdimensionalen Materialien an vorderster Front. Fabrizio Carbone stärkt mit seiner Forschung die Kompetenz der EPFL in der Festkörperphysik und belebt mit seinem grossen Engagement zugleich die Lehre.

Prof. Dr. Michele De Palma (*1973), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der EPFL, zum ausserordentlichen Professor in Life Science. Michele De Palma ist ein weltweit führender Forscher auf dem vielversprechenden Gebiet von Immunonkologie und der Mikroumgebung von Tumoren, das neue Krebstherapien möglich macht. Er erforscht die Mikroumgebung von Krebsgeschwüren, um zu verstehen, wie die umliegenden Zellen die Entwicklung eines Tumors beeinflussen. Kürzlich hat er neue Strategien für kombinierte Therapien entdeckt, die auf Immunzellen und die Mikro-Gefässbildung des Tumors zielen. Michele De Palma verstärkt die EPFL mit seiner herausragenden wissenschaftlichen Qualität und seinem grossen Engagement für die Lehre in idealer Weise.

Prof. Dr. Béla Kapossy (*1965), zurzeit ordentlicher Professor an der Universität Lausanne, zum ordentlichen Professor für Human- und Sozialwissenschaften. Béla Kapossy untersucht in seiner wissenschaftlichen Arbeit die politische und wirtschaftliche Ideengeschichte. Er interessiert sich dafür, wie sich das politische Denken in der Moderne und in der neusten Geschichte angesichts des steigenden Drucks durch den wirtschaftlichen Wettbewerb zwischen den Staaten und Staatenverbünden entwickelt hat. Mit der Berufung von Béla Kapossy gelingt es der EFPL, das hochstehende Lehrprogramm der Human- und Sozialwissenschaften am Collège des humanités in eine vielversprechende Richtung weiter zu entwickeln.

Prof. Dr. Silvestro Micera (*1972), zurzeit ausserordentlicher Professor an der EPFL und ordentlicher Professor an der Scuola Superiore Sant’Anna, Pisa, Italien, zum ordentlichen Professor für Bioengineering. Silvestro Micera verbindet in seiner Forschung Ingenieur- und Neurowissenschaften und geniesst auf dem Gebiet der Neuroprothetik weltweite Anerkennung. Er arbeitet an der Entwicklung von implantierbaren neuronalen Schnittstellen und an Robotersystemen, die eingeschränkte sensomotorische Funktionen von Patienten wiederherstellen können. Silvestro Micera, der an der EPFL und an der Scuola Superiore Sant’Anna tätig ist, stärkt die Position der EPFL auf diesem für die Medizin wichtigen Gebiet sowohl in der Forschung wie in der Lehre.

Prof. Dr. Mathias Payer (*1981), zurzeit Assistenzprofessor an der Purdue University, West Lafayette, USA, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Informatik und Kommunikationssysteme. Mathias Payer forscht an der Entwicklung von Mechanismen, um Informatiksysteme gegen bösartige Angriffe zu schützen. Dabei geht es nicht nur um den Schutz der darin gespeicherten Informationen, sondern darum, die Integrität und die Funktionsfähigkeit sozialer, politischer und wirtschaftlicher Systeme, die ohne Informationsverarbeitung nicht funktionieren, zu gewährleisten. Er hat sich mit Methoden, bösartige Angriffe zu erkennen, und mit Techniken, erfolgte Eingriffe zu begrenzen, einen Namen gemacht. Mit seinem Engagement in Forschung und Lehre leistet Mathias Payer einen wichtigen Beitrag dazu, die wachsenden Herausforderungen der IT-Sicherheit zu bewältigen.

Dr. Giulia Tagliabue (*1985), zurzeit Postdoktorandin am California Institute of Technology, Pasadena, USA, zur Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Maschinenbau. Giulia Tagliabue überwindet in ihrer Arbeit die Grenzen zwischen Photonik, Energiewissenschaften und Thermik. Sie erforscht die Wechselwirkung zwischen Licht und Materie – konkret den Prozess der Ernte und der Umwandlung von Licht im Nanometerbereich. Auf dem Gebiet der Plasmonik haben ihre Arbeiten zur Verwirklichung von ultradünnen, sehr leistungsfähigen Solarabsorbern geführt. Giulia Tagliabues innovative Forschung ermöglicht es der EPFL, sich auf dem Gebiet umweltfreundlicher Energie und Energieeffizienz weiterzuentwickeln und die Position auch in der Lehre zu stärken.

Verabschiedung EPFL

Prof. Dominique Perrault (*1953), zurzeit ordentlicher Professor für Architektur, wird per 1. August 2018 in den Ruhestand treten. Dominique Perrault wurde 2013 auf seine heutige Stelle berufen. Mit seinen Bauwerken gilt er als Schlüsselfigur der zeitgenössischen Architektur. An der EPFL hat er das Labor Underground Architecture (SUB) geschaffen und dieses wenig beachtete Thema in der Lehre als Instrument für die Transformation und Verdichtung der bestehenden Stadt eingesetzt. Weiter hat er Forschungsplattformen geschaffen, um Architektur in einem grösseren Zusammenhang zu erforschen und das architektonische Vokabular zu erweitern. Dank seiner weltweiten Ausstrahlung hat Dominique Perrault als Botschafter für die EPFL gewirkt, und wird dies auch in Zukunft tun.

Der ETH-Rat verdankt die Leistungen des scheidenden Professors in Wissenschaft, Lehre und akademischer Verwaltung.


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Leiter Kommunikation des ETH-Rats
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