EKR - Auswertungsbericht 2017: Rassismusvorfälle aus der Beratungspraxis

Bern, 09.04.2018 - Ein bedeutender Teil der gemeldeten Fälle rassistischer Diskriminierung finden am Arbeitsplatz und im Bildungsbereich statt. Dies zeigt der Bericht des Beratungsnetzes für Rassismusopfer für das Jahr 2017. Die am häufigsten vorkommenden Formen von Diskriminierung waren Benachteiligungen, Beschimpfungen und herabwürdigende Behandlungen. Das häufigste Tatmotiv war die Ausländerfeindlichkeit, gefolgt vom Rassismus gegen Schwarze. Die Beratungsfälle zu Muslimfeindlichkeit und Feindlichkeit gegen Menschen aus dem arabischen Raum nahmen wie im Vorjahr leicht zu.

Der Bericht enthält übersichtliche grafische Darstellungen zu den ausgewerteten Beratungsfällen sowie anschauliche Beispiele aus der Praxis. Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf eine vollständige statistische Erfassung und Auswertung aller Fälle rassistischer Diskriminierung in der Schweiz. Vielmehr bietet er einen Überblick über die Anliegen, mit denen die Mitgliedstellen des Beratungsnetzes in ihrer täglichen Arbeit konfrontiert sind. Im Bericht spiegeln sich die hohe Qualität und die Vielfalt in der Beratungsarbeit der Beratungsstellen. Neben allgemeiner Auskunft, psychosozialer Unterstützung oder Rechtsberatung für die betroffenen Personen leisten die Beratungsstellen auch einen wichtigen Beitrag zur Konfliktbewältigung. Die 301 ausgewerteten Vorfälle rassistischer Diskriminierung wurden von den mittlerweile 27 Beratungsstellen aus allen Landesteilen der Schweiz zusammengetragen, welche im Beratungsnetz für Rassismusopfer Mitglied sind. Dem langjährigen Trend entsprechend, ist der Arbeitsplatz auch im Berichtsjahr 2017 mit insgesamt 43 Beratungsfällen der am stärksten betroffene Lebensbereich. An zweiter Stelle folgt der Bildungsbereich mit 42 Beratungsfällen. Zu bemerken ist, dass diese Kategorie ein relativ breites Spektrum von der Kinderbetreuung über die obligatorische Schule bis zur tertiären Bildung/Weiterbildung umfasst. Innerhalb dieser Kategorie verzeichnete insbesondere die obligatorische Schule auffällig viele Nennungen (31), wobei hier in der Regel Kinder und Jugendliche betroffen waren. So wendete sich beispielweise die Mutter eines 10-Jährigen an die Beratungsstelle, da ihr Sohn von den Mitschülern unter anderem als «Negerlein» beschimpft wurde. Zudem hätten ihn die Mitschüler gefragt, warum er so stinke und ob er Ebola habe. Nach der generellen Ausländerfeindlichkeit ist Rassismus gegen Schwarze mit 95 Nennungen das am häufigsten genannte Diskriminierungsmotiv. Danach folgt die Muslimfeindlichkeit mit 54 Nennungen, und die verwandte Kategorie der Feindlichkeit gegen Menschen aus dem arabischen Raum mit 36 Fällen. Immer wieder wenden sich muslimische Betroffene an Beratungsstellen, weil sie im öffentlichen Raum aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit beleidigt worden sind. Eine muslimische Frau berichtete beispielsweise, dass sie im Supermarkt an der Kasse ihr Geld im Portemonnaie gesucht habe, woraufhin ein Mann hinter ihr ungeduldig geworden sei und für alle gut hörbar gesagt habe: «Typisch, diese Kopftücher, nicht einmal Geld zählen können die!». Die Frau empfand diese Situation als demütigend.  Die Fälle der 27 Beratungsstellen des Beratungsnetzes für Rassismusopfer wurden vom Verein humanrights.ch zusammengetragen und gemeinsam mit der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR ausgewertet. Der Jahresbericht «Rassismusvorfälle in der Beratungspraxis 2017» kann auf Deutsch, Französisch und Italienisch unter www.network-racism.ch heruntergeladen bzw. bestellt werden bei: Beratungsnetz für Rassismusopfer, Tel. 031 301 92 75, beratungsnetz@humanrights.ch.


Adresse für Rückfragen

David Mühlemann, Jurist humanrights.ch, 031 301 92 75, david.muehlemann@humanrights.ch
Alma Wiecken, Juristin EKR, 058 463 36 58, alma.wiecken@gs-edi.admin.ch



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