Gras und Klee gemischt angebaut machen dem Unkraut das Leben schwer

Bern, 20.03.2018 - Gras-Klee-Mischungen mit nur vier Arten unterdrücken Unkräuter bereits deutlich stärker als Monokulturen in intensiv bewirtschaftetem Grasland – so lautet das Fazit einer Studienreihe eines europaweiten Netzwerks, das Agroscope mitorganisierte. Und nicht nur das: Mischbestände bringen auch mehr Ertrag und benötigen weniger Stickstoff-Dünger. In der Schweiz hat der Anbau von Mischbeständen im Futterbau grosse Tradition.

Mit weniger Ressourcen mehr produzieren

Wie können Bäuerinnen und Bauern mit weniger Ressourcen im intensiven Futterbau mehr produzieren? Die Antwort lautet: mit Mischkulturen. Forschende eines von Agroscope mitorganisierten Netzwerks schlugen vor, einfache Mischbestände mit einer leicht höheren Pflanzenvielfalt statt Monokulturen anzubauen – dies als Strategie für eine «nachhaltige Intensivierung» in der Landwirtschaft. In der Schweiz ist dies nichts Neues; Mischbestände haben in der intensiven Graslandwirtschaft Tradition. In vielen europäischen Ländern wird jedoch nach wie vor auf Grasreinkulturen mit starker Stickstoffdüngung gesetzt.

Die neuen Resultate der europäischen Netzwerkstudie sind bemerkenswert: Sie zeigen, dass vier-Arten-Mischungen in intensiv bewirtschaftetem Grasland Unkräuter um bis 75 Prozent stärker unterdrücken als die durchschnittliche Monokulturen. Dies stellt einen wesentlichen zusätzlichen Vorteil der Mischungen dar und ergänzt die bekannten Vorteile, dass deutlich höhere Erträge geerntet werden und weniger Stickstoff-Dünger benötigt wird.

Forschungsversuche von Spanien bis Island

Von Spanien bis Island – das europäische Forschungsnetzwerk (COST 852) führte seine Studien an 31 Standorten mit sehr unterschiedlichen Wachstumsbedingungen in 17 Ländern durch. Dabei wurden 11 unterschiedlich zusammengesetzte Klee-Gras-Mischungen mit Klee- und Gras-Reinkulturen verglichen. Umso erstaunlicher ist, dass die Resultate aller Standorte vergleichbar waren – so auch beim Unkraut: An jedem Standort war die Biomasse der Unkräuter für fast alle Mischungen kleiner als die durchschnittliche Unkrautbiomasse der vier Monokulturen. Diese Effekte blieben über die Jahre erhalten und zwar unabhängig von den Wachstumsbedingungen der Standorte. Dies ist ein weiterer Beweis für die aussergewöhnliche Robustheit der positiven Effekte dieser Mischbestände.

Unkontrolliertes Wachstum von Unkräutern kann eine wesentliche Ursache sein für mangelnde Effizienz im Futterbau: Das unerwünschte Unkraut beansprucht Ressourcen wie Nährstoffe, Wasser und Licht, die nicht mehr für die Produktion der hochwertigen Futterpflanzen zur Verfügung stehen. Zudem können die Unkräuter die Qualität des geernteten Futters beeinträchtigen. Der Einsatz von Herbiziden zur Regulierung der Unkräuter ist unerwünscht, da er sowohl ökologische als auch wirtschaftliche Nachteile mit sich bringt. Der Nationale Aktionsplan Pflanzenschutzmittel bringt verstärkte Einschränkungen des Herbizideinsatzes auch im Futterbau mit sich; die unkrauthemmende Wirkung der Mischungen wird deshalb in Zukunft noch deutlich an Bedeutung gewinnen.

Samenmischungen kommen bereits heute zum Einsatz

In der breit angelegten Studie des europäischen Netzwerks war der Effekt der besseren Unkrautunterdrückung der Mischungen sehr ausgeprägt. Zudem war er in allen Jahren, bei extrem unterschiedlichen Wachstumsbedingungen und in allen, sehr unterschiedlich zusammengesetzten Mischungen vorhanden. Dies legt nahe, dass die landwirtschaftliche Praxis bei unterschiedlichen Wachstumsbedingungen (Regionen) vom Mischungseffekt profitieren kann, ohne dass sie die Zusammensetzung der Mischung eng steuern muss. Das erleichtert die Anwendung der Mischungen in der Praxis stark.

Während nach wie vor in der Mehrheit der europäischen Regionen auf stark gedüngte Reinkulturen von Gräsern gesetzt wird, arbeiten die Schweizer Bäuerinnen und Bauern in der intensiven Graslandwirtschaft bereits heute mit von Agroscope in Zusammenarbeit mit Praxis und Samenhandel entwickelten Samenmischungen – mit Erfolg! Die bessere Unterdrückung des Unkrauts ist, zusammen mit dem erhöhten Futterertrag und der grösseren Menge an aufgenommenem Stickstoff, ein wesentlicher Vorteil, der den Einsatz von Mischungen zu einem wichtigen Instrument für die nachhaltige Intensivierung in der Landwirtschaft macht.

Europaweites Netzwerk erforscht intensiv bewirtschaftetes Grasland

In der soeben im «Journal of Applied Ecology» unter dem Titel «Weed suppression greatly increased by plant diversity in intensively managed grasslands: a continental-scale experiment» publizierten Studie präsentieren Forschende des europaweit koordinierten Netzwerks (COST 852) einen weiteren Beitrag einer über mehrere Jahre angelegten Studie im intensiv bewirtschafteten Grasland. Der Beitrag handelt von der starken Wirkung der Pflanzenmischungen auf die Unterdrückung von Unkräutern. Das Netzwerk wurde unter anderem von Agroscope, Kompetenzzentrum des Bundes für die Forschung in der Land- und Ernährungswirtschaft, sowie Universitäten aus Spanien und Irland organisiert und koordiniert.

Für die Unkraut-Studie verglich das Netzwerk an 31 Standorten verteilt auf ganz Europa die Unkrautunterdrückung von Mischbeständen mit derjenigen von Monokulturen. In jedem Experiment wurden elf verschiedene Mischbestände mit vier Pflanzenarten (immer zwei Gras- und zwei Leguminosenarten) in unterschiedlichen Anteilen mit den Reinkulturen dieser vier Arten verglichen. Die Forschenden setzten Leguminosen – dazu gehört etwa Klee – in den Mischungen ein, weil diese Pflanzen Luftstickstoff direkt aus der Luft binden können; so kann der Futterbau die Abhängigkeit von Kunstdünger reduzieren.

Schon früher im gleichen europäischen Netzwerk durchgeführte Forschungsprojekte zeigten weitere grosse Vorteile von Mischbeständen im Vergleich zu Monokulturen mit nur einer Pflanzenart. So bringen Klee-Gras-Mischungen mit nur vier Arten bereits höhere Futtererträge und können den Stickstoff besser aufnehmen.

Link auf die Studie: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1365-2664.12991/full


Adresse für Rückfragen

Andreas Lüscher
Futterbau und Graslandsysteme
Reckenholzstrasse 191, 8046 Zürich, Schweiz
andreas-luescher@agroscope.admin.ch
+41 58 468 7273

Christine Caron-Wickli, Gruppenleiter/in
Corporate Communication Agroscope
Schwarzenburgstrasse 161, 3003 Bern, Schweiz
christine.caron-wickli@agroscope.admin.ch
+41 58 466 72 42

www.agroscope.ch | gutes Essen, gesunde Umwelt



Herausgeber

AGROSCOPE
http://www.agroscope.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-70146.html