Erste Zwischenbilanz zur Umsetzung des revidierten Raumplanungsgesetzes

Ittigen, 19.12.2017 - Das revidierte Raumplanungsgesetz ist seit bald vier Jahren in Kraft – mit ersten erkennbaren Wirkungen: Kantone, Städte und Gemeinden machen Ernst mit der Siedlungsentwicklung nach innen und passen ihre jeweiligen Richtpläne, Bau- und Zonenordnungen an. Gleichzeitig sammeln sie Erfahrungen mit ersten konkreten Projekten. Das aktuelle Heft des «Forum Raumentwicklung» zieht eine differenzierte Zwischenbilanz auf dem Weg zu einem sparsameren Landverbrauch.

Dank der klaren Annahme des revidierten Raumplanungsgesetzes am 3. März 2013 ist die Priorisierung der Innen- gegenüber der Aussenentwicklung kaum mehr bestritten. Bei der Umsetzung des raumplanerischen Paradigmenwechsels stehen die Kantone, Regionen und Gemeinden, aber auch die beauftragten Planungsbüros vor einer anspruchsvollen Aufgabe. Die Verpflichtung der Kantone, ihre Richtpläne an das revidierte Gesetz anzupassen, ist nur ein erster wichtiger Schritt. Bis Mitte November konnte der Bundesrat bereits die angepassten Richtpläne von neun Kantonen genehmigen. Die wesentliche Herausforderung liegt darin, die Entwicklung von Bevölkerung und Arbeitsplätzen durch qualitätsvolle Verdichtungsstrategien mit einer haushälterischen Bodennutzung in Einklang zu bringen. Kreative Lösungen und politischer Gestaltungswillen sind hierzu gefragt.

Aufgrund der grossen Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Räumen greifen pauschale Lösungen bei dieser Aufgabe nicht, wie das neue Heft «Forum Raumentwicklung» des Bundesamts für Raumentwicklung ARE klarmacht. Notwendig sei eine auf Qualitätsverbesserung ausgerichtete Verdichtung unserer Städte, konstatiert denn auch Joris van Wezemael, Privatdozent an der ETH Zürich, in seinem Leitartikel. Dabei müsse auch die Bevölkerung besser einbezogen werden. Er warnt zudem vor Vereinfachungen: «Eine Erhöhung der Dichte mit der Giesskanne oder die Forderung nach einseitiger Verdichtung in Einfamilienhausquartieren missachtet die gewachsenen städtebaulichen Zusammenhänge.»

Trotzdem haben Einfamilienhäuser ein unterschätztes Potenzial für mehr Wohnraum, wie das Projekt «MetamorpHouse» zeigt. Diese Strategie zur Innenentwicklung der Architektin Mariette Beyeler will den Eigentümern attraktive Aus- und Umbaumöglichkeiten aufzeigen, um so Baureserven zu mobilisieren und zusätzliche Wohneinheiten zu realisieren. Eine Fülle weiterer Praxisbeispiele zeigt Möglichkeiten auf, wie sich eine attraktive Innenentwicklung umsetzen lässt. Die beiden Rheinfelden etwa, durch Fluss und Landesgrenze doppelt getrennt, schaffen mit einem gemeinsamen Raumentwicklungskonzept aufeinander abgestimmte Grünräume und stärken den öffentlichen Verkehr.

Wie wichtig es bei Verdichtungsbemühungen ist, die Bevölkerung frühzeitig einzubeziehen, zeigen die Erfahrungen des Kantons Zürich. Denn obwohl die Siedlungsverdichtung im Grundsatz unbestritten ist, regt sich vor Ort häufig Widerstand, wenn ein detailliertes Projekt bekannt wird. Die Fachbehörde des Kantons Zürich versucht daher unter anderem mit einer Wanderausstellung, mit Ortsplanungsgesprächen, aber auch mit Veranstaltungen zum Thema Innenentwicklung, auf die Vorbehalte und Befürchtungen der Bevölkerung einzugehen und die positiven Aspekte der Siedlungsentwicklung nach innen aufzuzeigen.

Im Interview schliesslich erklärt der Aargauer Regierungsrat Stephan Attiger, welche Klippen die Kantone bei der Anpassung ihrer Richtpläne zu umschiffen haben und wie sich die Gemeinden für die Kernanliegen der Innenentwicklung gewinnen lassen. Dabei plädiert der Baudirektor dafür, nicht nur zu grosse Bauzonen fürs Wohnen zu verringern, sondern auch Sektoren wie Gewerbe und Logistik in die Pflicht zu nehmen. So könnten etwa mehrstöckige Gewerbeparks mit gemeinsam genutzten Infrastrukturen wie Rampen für 40-Tönner und Parkplätze im Untergrund dazu beitragen, den Landverschleiss einzudämmen, betont der Aargauer Regierungsrat.

Ein Beispiel dafür, wie die Schweiz die Zersiedelung ins nahe Ausland exportiert, ist das südliche Elsass. Hier leben nicht nur viele Grenzgängerinnen und Grenzgänger, sondern auch zahlreiche Schweizerinnen und Schweizer haben Wohneigentum erworben. Nun reagieren die französischen Behörden mit verschiedenen Massnahmen, um die Siedlungsentwicklung in zukunftsfähige Bahnen zu lenken.

Forum Raumentwicklung Nr. 3/17 «Paradigmenwechsel in der Raumplanung: Herausforderung qualitätsvolle Innenentwicklung» kann schriftlich beim BBL, 3003 Bern, zum Preis von Fr. 10.25 inkl. MWST (Jahresabonnement: Fr. 30.70 inkl. MWST) bestellt werden. Das Heft steht unter www.are.admin.ch auch im pdf-Format zur Verfügung. Abdruck einzelner Artikel mit Quellenangabe erwünscht.


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