18 Professorinnen und Professoren an den beiden ETH ernannt

Bern/Zürich, 18.05.2017 - Der ETH-Rat hat an seiner Sitzung vom 17. Mai 2017 auf Antrag des Präsidenten der ETH Zürich, Prof. Dr. Lino Guzzella, und des Präsidenten der EPFL, Prof. Dr. Martin Vetterli, insgesamt 18 Professorinnen und Professoren ernannt und den Rücktritt von 2 Professoren mit Verdankung zur Kenntnis genommen.

Ernennungen ETH Zürich

Prof. Dr. Ulrik Brandes (*1968), zurzeit Professor an der Universität Konstanz, Deutschland, zum ordentlichen Professor für Soziale Netzwerke. Ulrik Brandes fokussiert seine stark interdisziplinär ausgerichtete Forschung auf methodische Grundlagen der Netzwerkforschung im Allgemeinen und deren Anwendung auf soziale Netzwerke im Speziellen. Sein besonderes Interesse gilt der Frage, wie sich die Lücke zwischen sozialwissenschaftlicher Theorie und datenanalytischer Me­thodik verringern lässt. 2013 erhielt Ulrik Brandes einen ERC Synergy Grant. Mit seiner Berufung stärkt das Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissen­schaften die Schwerpunkte Soziale Netzwerke und Computational Social Science und schafft Synergiepotenzial innerhalb der ETH Zürich und mit der Universität Zürich.

Prof. Arno Brandlhuber (*1964), zurzeit Professor an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg, Deutschland, zum ausserordentlichen Professor für Architektur und Entwurf. Für Arno Brandlhuber ist das Arbeiten mit dem Bestand eine Selbstverständlichkeit, das Hinterfragen bestehender Nor­men und Gesetze eine andauernde Herausforderung. Im politischen und gesellschaftlichen Diskurs ist ihm der Text genauso wichtig wie seine Entwürfe. Mit der Berufung von Arno Brandlhuber bekommt das Departement Architektur der ETH Zürich eine bis anhin nicht präsente Position, die über das gebaute Objekt hinaus Architektur als das Ordnen von sozialen Beziehungen versteht und soziale, ökonomische und politische Interaktio­nen miteinbezieht.

Dr. Francesco Corman (*1982), zurzeit Leitender Wissenschaftler in der Privatwirtschaft, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Transportsysteme. Francesco Corman ist ein international renommierter Spezialist für Fragen des Verkehrs- und Eisenbahnwesens. Seine Doktorarbeit verfasste er zur Echtzeit­optimierung von Fahrplänen. An der ETH Zürich wird er sich der Weiterentwicklung von Verkehrs­systemen im kommenden Zeitalter autonomer Fahrzeuge widmen. Mit der Berufung von Francesco Corman gewinnt die Hochschule einen sehr gut ausgewie­senen Verkehrswissenschaftler mit ingenieur­wissenschaftlichem Erfindergeist. Mit seinem Know-how ist er prädestiniert dafür, Synergiepotenzial mit bestehendem Wissen in Informatik, Mathematik und Robotics zu schaffen und nutzen.

Prof. Jan De Vylder (*1968), Professor an der Katholieke Universiteit Leuven, Belgien, zum ausser­ordentlichen Professor für Architektur und Entwurf. Praxis, Lehre und Forschung sind bei Jan De Vylder untrennbar miteinander verbunden. Sein Interesse gilt dem Prozess, der zum Hervorbringen von Architektur führt, und im Gegenzug dem Hervorbringen von Architektur, was wiederum den Prozess beeinflusst. Diese Wechselwirkung von Untersuchen/Entdecken und Erfinden/Umsetzen ist für ihn ein essentielles Element der architektonischen Tätigkeit. Mit der Berufung von Jan De Vylder bekommen die Studierenden an der ETH Zürich die Gelegenheit, an seiner spezifischen Verbindung von Lehre, Forschung und Praxis aktiv teilzuhaben.

Prof. Dr. Daniela Domeisen (*1982), zurzeit Juniorprofessorin am GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung, Kiel, Deutschland, zur Assistenzprofessorin für Atmosphärische Vorhersagbarkeit. Daniela Domeisen ist eine hervorragend vernetzte Wetter- und Klimawissenschaftlerin. Ihre Forschung konzentriert sich auf die Fluiddynamik der Atmosphäre und die daraus resultierende Vorhersagbarkeit von Wetter und Klima. An der ETH Zürich wird sich die SNF-Förderungsprofessorin mit der Variabilität und Vorhersagbarkeit auf Zeitskalen von Wochen bis Monaten befassen sowie mit MeteoSchweiz zusammenarbeiten. Mit der Berufung von Daniela Domeisen stärkt das Departement Umweltsystem­wissen­schaften seine Expertise auf dem Gebiet der grossskaligen Atmosphärendynamik massgeblich.

Prof. An Fonteyne (*1971), zurzeit Professorin an der Hasselt University, Belgien, zur ausserordentlichen Professorin für Architektur und Entwurf. Dem Trend einer selbst- und objektbezogenen Architektur setzt An Fonteyne eine Baukultur entgegen, die sich intensiv mit den ökonomischen und sozialen Randbedingungen des Bauens beschäftigt. Mit der Ernennung von An Fonteyne gewinnt das Departement Architektur der ETH Zürich eine prägnante Lehrerpersönlichkeit und eine herausragende Architektin. Mit ihrem Profil bringt sie ein wichtiges Motiv ins Departement ein, nämlich das Bauen im Bestand, ein Thema das für die zukünftigen Architektinnen und Architekten von zunehmender Relevanz sein wird.

Prof. Dr. Torsten Hoefler (*1981), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für Skalierbares Parallelrechnen. Torsten Hoefler ist einer der international führenden Nachwuchswissen­schaftler im Bereich Hochleistungsrechnen. 2015 erhielt er für seine innovativen Ansätze den Latsis-Preis der ETH Zürich zugesprochen. Seine Forschungsinteressen umfassen mit Systementwurf, Programmierung und Leistungsanalyse alle wesentlichen Aspekte des Hochleistungsrechnens auf hochgradig parallelen Systemen. Sein Ziel ist, die Benutzungseffizienz dieser Systeme um ein Vielfaches zu verbessern. Dazu setzt er beispielsweise Programmiermodelle ein, die eine höhere Abstraktionsebene verkörpern.

Dr. Stefanie Jonas (*1980), zurzeit Postdoktorandin an der ETH Zürich, zur Assistenzprofessorin für RNA-Biologie und Krankheitsmechanismen. Stefanie Jonas beschäftigt sich in ihrer Forschung mit der Regulation und Prozessierung von Ribonukleinsäuren (RNA) sowie deren Einbau in zelluläre RNA-Protein-Maschinerien in menschlichen Zellen. Diese Prozesse sind von substantieller Bedeutung bei genetischen Erkrankungen und Krebs. Stefanie Jonas’ Resultate schaffen unter anderem Grundlagen für potenzielle Therapieansätze in diesen Gebieten. Mit ihrer Ernennung zur Assistenzprofessorin verstärkt die ETH Zürich die wichtige Forschung auf dem Gebiet der RNA-Biologie mit besonderem Fokus auf pathogenetisch relevante Zusammenhänge.

Prof. Momoyo Kaijima (*1969), zurzeit ausserordentliche Professorin an der University of Tsukuba, Japan, zur ausserordentlichen Professorin für Architectural Behaviorology. Momoyo Kaijima ist eine international anerkannte Repräsentantin der Behaviorology-Theorie. Diese untersucht, wie sich ein Mensch, ein Objekt oder ein Gebäude zu seiner gegenwärtigen sozialen und physischen Umgebung verhält und entwickelt Strategien, um dieses Verhältnis beidseitig zu verbessern. Mit der Berufung von Momoyo Kaijima wird das Angebot am Departement für Architektur um eine neue, wichtige Position erweitert, welche die Theorie der Architectural Behaviorology durch eine Untersuchung des heutigen Verhältnisses von Architektur und Landschaft mit dem Fokus auf neue, innovative Nutzungen der Ressourcen vertieft.

Dr. Johan Lilliestam (*1980), zurzeit Oberassistent an der ETH Zürich, zum Assistenzprofessor für Politik der Erneuerbaren Energien. Johan Lilliestam untersucht die gesellschaftlichen und ökologischen Folgen eines Übergangs zu einem nachhaltigen Energiesystem. Dabei versucht er, Faktoren zu identifizieren, die eine solchen Übergang verhindern, beziehungsweise die Attraktivität nachhaltiger Ener­giesysteme beeinflussen können. In seiner aktuellen Forschung konzentriert sich Johan Lilliestam auf die sozialen, ökonomischen, ökologischen und politischen Implikationen zentralisierter oder dezentraler erneuerbarer Energiesysteme. Für seine innovativen Ansätze konnte er 2016 einen ERC Starting Grant einwerben.

Dr. Joshua Payne (*1980), zurzeit Gruppenleiter an der Universität Zürich, zum Assistenz­professor für Computergestützte Biologie. Als SNF-Förderungsprofessor wird sich Joshua Payne mit grundlegenden Fragestellungen der Evolution von Komplexität befassen. Am Beispiel der Struktur von Genregulations- und Transkriptionsnetzwerken wird er untersuchen, ob Evolution typischerweise zu höherer Komplexität führt, und falls ja, welche Faktoren dieser Evolution zugrunde liegen. Zu diesem Zweck wird er neue computergestützte Modelle der Genregulation entwickeln und diese mit öffentlich zugänglichen Forschungsdaten für Transkriptionsnetzwerke des Menschen und der Hefe verbinden. Mit der Berufung von Joshua Payne stärkt die ETH Zürich ihr Profil in theoreti­scher und evolutionärer Biologie wesentlich.

Dr. Christian Schöb (*1979), zurzeit Gruppenleiter an der Universität Zürich, zum Assistenzprofessor für Agrarökologie. Christian Schöb fokussiert seine Forschung auf Biodiversitätsmuster, ihre Mechanismen und ihre Rolle in Ökosystemprozessen. Sein aktuelles Interesse gilt dem Wissenstransfer für land­wirtschaftliche Systeme. Dies illustrieren auch seine neuesten Arbeiten zur Rolle positiver und negativer Pflanzeninteraktionen bei der Produktivität und dem Vorkommen seltener Ar­ten in Sorten- und Arten­mischungen von Getreidefeldern. Mit der Berufung von Christian Schöb zum SNF-Förderungsprofessor verstärkt die ETH Zürich die Verbindungen zwischen den Forschungsbe­reichen Agrarwissenschaften, Integrative Biologie und Terrestrische Ökosysteme.

Dr. Simone Schürle (*1985), zurzeit Postdoktorandin am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, USA, im Rahmen eines Branco Weiss Fellowships der ETH Zürich, zur Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Reaktionsfähige Biomedizinische Systeme. Simone Schürle konzentriert ihre Forschung auf die Entwicklung von mikro- und nanometrischen Werkzeugen zur Untersuchung oder Manipulation von biologischen Prozessen auf zellulärer sowie auf Organebene. Die von ihr entworfenen aktivierbaren und reaktionsfähigen Nanosysteme decken einen stark wachsenden Bedarf an präzisen Werkzeugen ab. Mit der Berufung von Simone Schürle verstärkt das Departement Gesundheits­wissenschaften und Technologie in idealer Weise die Verbindungen zwischen Robotik, Ernährung, Gesundheit und Neurowissenschaften.

Prof. Dr. Eftychia Vayena (*1972), zurzeit SNF-Förderungsprofessorin an der Universität Zürich, zur ordentlichen Professorin für Bioethik. Eftychia Vayena ist eine international gefragte Expertin für ethische Fragestellungen in Zusammenhang mit der digitalen Revolution im Gesundheitswesen. Sie untersucht etwa, welche Rechte dem Individuum an den eigenen Genom- und Gesundheitsdaten zustehen. Speziell interessiert sie die zunehmende Bedeutung der persönlichen Daten, die über Smartphone-Sensoren erhoben werden. Mit der Berufung von Eftychia Vayena unterstreicht die ETH Zürich die Bedeutung der Gesundheitsethik, insbesondere im Hinblick auf die anstehende Ausbildung von Medizinstudierenden und stellt die Verbindung zum strategischen Forschungsschwerpunkt Big Data her.

Prof. Dr. Marcy Zenobi-Wong (*1963), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessorin an der ETH Zürich, zur ausserordentlichen Professorin für Gewebetechnologie und Biofabrikation. Marcy Zenobi-Wongs Forschungsinteressen liegen im Bereich der Biomechanik von Knorpelgeweben. Sie verfügt über die aussergewöhnliche Fähigkeit, mechanische und biologische Sicht­weisen zu kombinieren. Dies erlaubt ihr, innovative Wege zu gehen, um neuestes Wissen in der Zell- und Mechanobiologie auf regenerative Methoden in der Gewebetechnologie anzuwenden. Damit ist sie in einer exzellenten Position, um im Department Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich eine Schlüsselrolle in der Gewebe- und Knorpeltechnologie einzunehmen.

Ernennungen EPFL

Prof. Dr. Patrick Barth (*1972), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor am Baylor College of Medicine, Houston, USA, zum ausserordentlichen Professor für Life Sciences. Patrick Barth hat mit Beiträgen zur Struktur von Membranproteinen und mit der Entwicklung von neuartigen modifizierten Membran­proteinen international Beachtung gefunden. An der EPFL will er erforschen, wie extrazelluläre Signale durch die Membran hindurch übermittelt werden und in der Zelle Reaktionen auslösen. Seine Erkenntnisse haben grosses Potenzial für die Krebsbehandlung. Patrick Barth verfügt über profunde Kenntnisse in Biophysik, Strukturbiologie, zellulärer Signalübertragung sowie Computermodellierung und wird das strategische Gebiet der Computational Biology an der EPFL massgeblich stärken.

Prof. Dr. Georg Fantner (*1977), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der EPFL, zum ausserordentlichen Professor für Bioengineering und Mikrotechnik. Georg Fantner ist ein hoch innovativer Wissenschaftler und konnte für seine Forschungsansätze 2012 einen ERC Starting Grant einwerben. Grosse Beachtung fand er mit der Entwicklung mikroelektromechanischer Systeme für Rasterkraftmikroskope und mit einem Messverfahren, das Fortschritte in der Echtzeit-3D-Visualisierung lebender Zellen auf Nanoebene erlaubt. Georg Fantner leistet grundlegende multidisziplinäre Beiträge in der Biophysik, in den Materialwissenschaften und in der Molekularbiologie. Als weltweit führender Experte in seinem Fachgebiet trägt er massgeblich zur exzellenten Reputation der EPFL bei.

Prof. Dr. Daniel Kuhn (*1975), zurzeit ausserordentlicher Professor an der EPFL, zum ordentlichen Professor für Operations Research. Daniel Kuhn ist ein weltweit anerkannter Wissenschaftler mit einer eindrucksvollen Publikationsliste. Er fokussiert seine mathematisch fundierte Forschung auf die Entscheidungstheorie, spezifisch auf neue Modellierungsparadigmen für Entscheidungen unter Unsicherheit und auf effiziente dynamische Entscheidungsmodelle. Es ist Daniel Kuhn gelungen, seine Ideen der robusten Optimierung für verschiedenste Probleme anzuwenden, namentlich für die Optimierung der Speicherung von Energie, die Produktionsplanung, die Netzwerkoptimierung, die Prozesskontrolle sowie die Verkehrsplanung.

Verabschiedung ETH Zürich

Prof. Dr. Donald Kossmann (*1968), zurzeit ordentlicher Professor für Informatik (Informationssysteme), wird die ETH Zürich Ende Oktober 2017 verlassen, um eine leitende Position in der Industrie zu übernehmen. Donald Kossmann wurde im Sommer 2004 auf seine aktuelle Position berufen. Er gilt als herausragender Forscher im Bereich der Optimierung und Skalierbarkeit von Datenbank- und Informationssystemen sowie von Web-Services-Plattformen. Weiter hat er wesentliche Beiträge in den Berei­chen Daten­bank-Architekturen, effiziente Suchprozesse oder Interoperabilität von Systemen geleistet.

Verabschiedung EPFL

Prof. Dr. Pierre Magistretti (*1952), zurzeit ordentlicher Professor für Neurowissenschaften, wird Ende September 2017 pensioniert. Pierre Magistretti ist ein weltweit anerkannter Neurowissenschaftler, der wesentliche Beiträge zum Verständnis des Hirnstoffwechsels leistete. Dazu gehörte die Entdeckung von zellulären Mechanismen, die den Energieverbrauch des Hirns beeinflussen. Diese Erkenntnisse dienten als Grundlage für den Einsatz bildgebender Techniken, wie sie heute in der neurologischen und psychiatrischen Forschung Standard sind. Pierre Magistretti wurde 2005 an die EPFL berufen und stärkte die Neurowissenschaften an der damals noch jungen Fakultät Life Sciences stark, indem er etwa enge Kooperationen mit Partnerinstitutionen wie den Universitäten Lausanne und Genf förderte.

Der ETH-Rat verdankt die Leistungen der scheidenden Professoren in Wissenschaft, Lehre und akademischer Verwaltung.


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Gian-Andri Casutt
Leiter Kommunikation des ETH-Rats
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