11 Professorinnen und Professoren an den beiden ETH ernannt

Bern/Zürich, 09.12.2016 - Der ETH-Rat hat an seiner Sitzung vom 7./8. Dezember 2016 auf Antrag des Präsidenten der ETH Zürich, Prof. Dr. Lino Guzzella, und des Präsidenten der EPFL, Prof. Dr. Patrick Aebischer, insgesamt 11 Professorinnen und Professoren ernannt, einen Professorentitel verliehen und den Rücktritt von zwei Professoren mit Verdankung zur Kenntnis genommen.

Ernennungen ETH Zürich

Prof. Dr. Maarten Delbeke (*1970), zurzeit ordentlicher Professor an der Universität Gent, Belgien, zum ordentlichen Professor für Geschichte und Theorie der Architektur. Maarten Delbeke ist ein international anerkannter Experte für die Zeitspanne von der frühen Moderne bis heute, mit einem besonderen Fokus auf die Kunst und Architektur des 17. Jahrhunderts und deren Nachklang im 20. Jahrhundert sowie auf die Ar­chitekturtheorie des 18. und 19. Jahrhunderts. Er ist Gründer und Chefredakteur des ersten Open Access Journals in Architekturtheorie, das er mit Hilfe eines Grants lanciert hatte. Mit der Berufung von Maarten Delbeke schlägt das Departement Architektur im Geschichts­bereich eine wichtige Brücke zwischen den technischen und geisteswissenschaftlichen Disziplinen an der ETH Zürich.

Prof. Dr. Irena Hajnsek (*1970), zurzeit ausserordentliche Professorin an der ETH Zürich, zur ordentlichen Professorin für Erdbeobachtung und Fernerkundung. Irena Hajnsek ist eine der weltweit führenden Wissenschaftlerinnen für die Fernerkundung mit Radarwellen und für die Anwendung von Satellitenradardaten. Einer ihrer Arbeitsschwerpunkte ist die Entwicklung von bio-/geophysikalischen Inversionsmodellen zur Bestimmung von Umweltparametern wie etwa der Bodenfeuchte aus multi-parametrigen SAR-Daten. Ihre Resultate leisten wichtige Beiträge zur Verbesserung des globalen Umweltmonitorings und für die Vorhersage von Ernten und Ernährungssicherheit. Irena Hajnseks Vielseitigkeit stellt für die ETH Zürich ein grosses Vernetzungs- und Innovationspotenzial dar. 

Prof. Dr. Dominik Hangartner (*1981), zurzeit ausserordentlicher Professor an der London School of Economics, Grossbritannien, zum ausserordentlichen Professor für Politikanalyse. Dominik Hangartner ist ein international viel beachteter Migrationsexperte. Seine preisgekrönten Forschungsergebnisse zum Leben von Migranten und zu den Auswirkungen der Migration auf die Aufnahmeländer stossen auch in Medien und Politik auf Interesse. Zu seinen Forschungsthemen gehören aktuelle Fragen wie die Auswirkungen langer Asylverfahren auf die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen und die Bedenken in europäischen Gesellschaften gegenüber Asylsuchenden. Mit Dominik Hangartner beruft die ETH Zürich einen Wissenschaftler, der wichtige Beiträge zur Migrationsdiskussion leisten wird.

Prof. Dr. Jonathan Home (*1979), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für Experimentelle Quanteninformation. Jonathan Homes Forschungsschwerpunkt liegt in den Themen Quantenzustandssteuerung, Simulation und Informationsverarbeitung unter Verwendung von Ionenfallen. Die präzisen Steuerungsmöglichkeiten dieser Technologie setzt er ein, um die Interaktionen zwischen dem Quantensystem und seiner Umgebung zu untersuchen. Mit Jonathan Home, dem Träger des diesjährigen Latsis-Preises der ETH Zürich, sichert sich die Hochschule einen hoch qualifizierten Wissenschaftler und unterstreicht die für sie hohe Bedeutung der Quantenwissenschaften und Quantentechnologien.

Prof. Dr. Dennis M. Kochmann (*1982), zurzeit Professor am California Institute of Technology, Pasadena, USA, zum ordentlichen Professor für Mechanik und Materialforschung. Dennis Kochmann forscht insbesondere zur Modellierung und Auslegung von festen Körpern. Dabei untersucht er zum Beispiel die Evolution der Mikrostruktur mit Modellen, die skalenüberschreitend sowohl atomistisch als auch kontinuums­mechanisch fundiert sind, und verwendet dazu analytische, numerische und experimentelle Methoden. Mit der Berufung von Dennis Kochmann, der für seine Arbeiten mehrere Preise erhalten hat, kann das Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik seine Kompetenzen im Bereich der Mechanik und insbesondere an der Nahtstelle zur Materialwissenschaft in idealer Weise ergänzen.

Prof. Dr. Maksym Kovalenko (*1982), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für Anorganische Funktionsmaterialien. Maksym Kovalenko hat international vielbeachtete Forschungsergebnisse auf dem Gebiet von nano­kristallinen Halbleiter­materialien erzielt.Er entwickelte unter anderem eine völlig neue Herstellungs­methode für kolloidale Nanokristalle. Diese gelangen zum Beispiel in elektronischen, optoelektronischen und infrarot-optischen Bauteilen zum Einsatz. Seine Arbeit wurde unter anderem mit einem ERC Starting Grant ausgezeichnet. Mit der Ernennung von Maksym Kovalenko zum ausserordentlichen Professor verstärkt die ETH Zürich die Forschung auf dem zukunftsweisenden Gebiet der anorganischen Funktionsmateria­lien.

Prof. Dr. Markus Niederberger (*1970), zurzeit ausserordentlicher Professor an der ETH Zürich, zum ordentlichen Professor für Multifunktionsmaterialien. Markus Niederberger ist ein international beachteter und bestens vernetzter Wissenschaftler. Er forscht insbesondere zu präzisen Syntheseverfahren für die Herstellung neuartiger Funktionsmaterialien mit optimierten Eigenschaften. Seine Ergebnisse gelangen etwa in der Energiespeicherung (Batterien), in der Energieumwandlung, in der Gas­sensorik und in der Elektronik zum Einsatz. Diese Forschungsgebiete passen ausgezeichnet in die allge­meine Strategie der ETH Zürich. Markus Niederberger ist zudem ein hervorragender Hochschullehrer. 2013 verliehen ihm die Studierenden die Goldene Eule für besonders engagierte Lehrpersonen.

Prof. Dr. Christian Wolfrum (*1972), zurzeit ausserordentlicher Professor an der ETH Zürich, zum ordentlichen Professor für Translationale Ernährungsbiologie. Christian Wolfrum ist ein weltweit beachteter Experte für Adipositas. Im Zentrum seiner Forschung steht die Identifikation von Fakto­ren, welche die Entstehung von Adipositas und ihrer Folgeerkrankungen wie etwa Diabetes fördern. Das Haupt­augenmerk liegt auf der Interaktion von Lipiden und deren Derivaten mit zellulären Rezeptoren und der nachfolgenden Modulation von Transkriptionsprozessen. Für seine Arbeiten zu einer Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit, die individuell und volkswirtschaftlich weltweit grosse Probleme bereitet, hat Christian Wolfrum bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten.

 

Ernennungen EFPL

Prof. Dr. Sarah Kenderdine (*1966), zurzeit Professorin an der University of New South Wales, Paddington, Australien, zur ordentlichen Professorin für Digitale Museologie. Sarah Kenderdine organisiert weltweit Ausstellungen und verbindet als Forscherin Geistes- und Sozialwissenschaften mit Ingenieurwissenschaften. Ihren Fokus richtet sie dabei auf die Visualisierung und Konservierung von Daten, auf interaktive virtuelle Umgebungen und auf die Erhaltung und das Erlebbarmachen des immateriellen Kulturerbes. Mit ihrer Berufung kann die EPFL dem soeben eröffneten ArtLab sowie der Forschung und der Lehre in digitalen Geisteswissenschaften starke Impulse verleihen. So wird Sarah Kenderdine etwa eine zentrale Rolle beim Aufbau des Masterstudiengangs Digital Humanities spielen.

Prof. Dr. Stéphanie Lacour (*1975), zurzeit ausserordentliche Professorin an der EPFL, zur ordentlichen Professorin für Mikrotechnik und Bioengineering. Stéphanie Lacour wurde vor einem halben Jahr zur ausserordentlichen Professorin befördert. Nun folgt aufgrund von weiteren ausgezeichneten Leistungen – darunter die Einwerbung eines ERC «Proof of Concept Grant»– die Ernennung zur ordentlichen Professorin. Stéphanie Lacour gilt weltweit als Pionierin für die Entwicklung von elektronischen Systemen, die mit menschlichem Gewebe interagieren. Ihre interdisziplinär erzielten Resultate dienen etwa der Gestaltung intelligenter Prothesen und künstlicher, mit Sensoren versehener Haut. Sie wird eine Schlüsselrolle bei der zukünftigen Entwicklung des Campus Biotech in Genf übernehmen.

Dr. Maryna Viazovska (*1984), zurzeit Postdoktorandin an der Humboldt-Universität zu Berlin, Deutschland, zur Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Mathematik. Maryna Viazovska ist eine hochbegabte Nachwuchswissenschaftlerin. Im Frühjahr 2016 machte sie weltweit Furore mit der Lösung des Kugelpackungsproblems in den Dimensionen 8 und 24. Dabei profitierte sie von ihren hervor­ragenden Kenntnissen der Theorie der automorphen Formen, einem Teilgebiet der Zahlentheorie. Maryna Viazovskas bahnbrechende Erkenntnisse sind nicht nur von theoretischer Bedeutung, sondern erlauben auch Fortschritte in Anwendungsgebieten wie der Informationstheorie und der Programmierung von Fehlerkorrektur­verfahren – Forschungsgebiete, in denen sich die EPFL profiliert.

Prof. Dr. Guillermo Villanueva (*1979), zurzeit SNF-Förderungsprofessor an der EPFL, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Maschinenbau. Guillermo Villanueva ist ein international anerkannter Spezialist im Bereich der elektromechanischen Nano- und Mikrosysteme. Sein Interesse gilt unter anderem der Verbesserung von Resonatoren, die sich zum Beispiel in Nachweis-, Ortungs- und Kommunikationsgeräten einsetzen lassen. Bei der Erforschung von non-linearen Phänomenen in Nano-Resonatoren gilt er als Pionier. Guillermo Villanuevas wissenschaftlicher Fokus bietet grosses Potenzial für Kollaborationen innerhalb der EPFL und mit anderen führenden Institutionen. Zudem wird er die Lehre im Bereich des Maschinenbaus markant verstärken.

 

Verleihung des Titels «Professor»

Prof. Dr. Mark Mescher (*1969), zurzeit Leitender Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH Zürich und Adjunct Associate Professor an der Pennsylvania State University, USA, zum Titularprofessor der ETH Zürich. Mark Mescher ist ein Spezialist auf dem Gebiet der Interaktion von Pflanzen, Insekten und Parasiten. Seine Forschung ist von grosser Bedeutung für das Verständnis natürlicher Ökosysteme.

 

Verabschiedungen EPFL

Prof. Dr. Christos Kozyrakis (*1974), ordentlicher Professor für Informatik und Kommunikations­systeme, hat die EPFL Mitte September 2016 verlassen, um in die USA zurückzukehren. Christos Kozyrakis war seit September 2015 an der EPFL tätig. Seine Spezialgebiete sind Rechnerarchitektur und die Energieeffizienz von Informationssystemen.

Prof. Dr. Alfio Quarteroni (*1952), zurzeit ordentlicher Professor für Numerische Analyse, wird Anfang 2018 in den Ruhestand treten. Alfio Quarteroni wurde nach einer erfolgreichen wissenschaftlichen Karriere 1998 an die EPFL berufen. Beim Aufbau der computergestützten Mathematik nahm er in der Folge eine zentrale Rolle ein. Die Hochschule hat es unter anderen ihm zu verdanken, dass sie heute international in der Numerischen Mathematik und im wissenschaftlichen Rechnen zur Weltspitze gehört. In seiner Forschungsarbeit fokussierte Alfio Quarteroni unter anderem auf die mathematische Modellierung, die Numerische Analyse sowie Anwendungen des wissenschaftlichen Rechnens. Seine Gruppe unterstützte etwa die America’s-Cup-Gewinnerin Alinghi mit Optimierungsrechnungen.

Der ETH-Rat verdankt die Leistungen der scheidenden Professoren in Wissenschaft, Lehre und akademischer Verwaltung.


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Gian-Andri Casutt
Leiter Kommunikation des ETH-Rats
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