Tiefere landwirtschaftliche Einkommen 2015

Tänikon, 15.09.2016 - Das landwirtschaftliche Einkommen 2015 nahm gegenüber dem Vorjahr um 6,1 Prozent ab und betrug im Mittel 61 400 Franken je Betrieb. Hauptgründe für den Rückgang waren die tieferen Preise für Milch und Schweinefleisch sowie die aufgrund der Witterung tieferen Naturalerträge bei einzelnen Acker-, Futter- und Obstbaukulturen. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen nahm um 3,4 Prozent zu. Damit reduzierte sich das Gesamteinkommen um 2,9 Prozent.

Im Jahr 2015 betrug der mittlere Ertrag inklusive Direktzahlungen je Betrieb 311 800 Franken und sank damit im Vergleich zum Vorjahr um 3,7 Prozent. Die aufgrund der schwierigen Marktlage stark gesunkenen Milch- und Schweinefleischpreise führten zu einem Rückgang des Ertrags aus der Tierhaltung um 5,8 Prozent. Die Witterungsbedingungen und insbesondere der Hitzesommer führten bei einzelnen Kulturen, vor allem bei Zuckerrüben, Kartoffeln, Körner- und Futtermais sowie einzelnen Obstsorten, zu tieferen Naturalerträgen. Daraus resultierte eine Abnahme des monetären Ertrages aus dem Pflanzenbau um 6,0 Prozent. Bei den Direktzahlungen (plus 0,1 Prozent) kompensierte die anhaltende Zunahme der Fläche pro Betrieb das leicht rückläufige Direktzahlungsbudget auf Bundesebene. Diese Entwicklungen zeigen die Ergebnisse von Agroscope, die erstmals auf der Grundlage der Zufallsstichprobe „Einkommenssituation“ der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten basieren.

Ertragseinbussen durch tiefere Aufwände abgefedert

Der Aufwand nahm um 3,1 Prozent auf 250 400 Franken ab und konnte somit den Rückgang des Ertrages teilweise abfedern. Diese Entwicklung ist hauptsächlich tieferen Abschreibungen und Wertberichtigungen wie auch dem geringeren Aufwand für Material, Waren und Dienstleistungen, darunter Futtermittel und Dünger, zuzuschreiben. In einer Finanzbuchhaltung kann die Höhe der getätigten Abschreibungen in einem gewissen Rahmen jährlich an den Geschäftsgang angepasst werden, um das Einkommen über die Jahre zu glätten. Die Landwirtinnen und Landwirte haben 2015 aufgrund der schlechten landwirtschaftlichen Ertragslage von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht, was zu einem starken Rückgang von minus 9,3 Prozent bei der Position Abschreibungen und Wertberichtungen geführt hat. Die Kombination aus tiefem Ölpreis und starkem Franken bewirkte zudem einen Rückgang des Einkaufspreises bei vielen landwirtschaftlichen Produktionsmitteln und führte zu einem um 3,2 Prozent reduzierten Aufwand für Material, Waren und Dienstleistungen.

Stärkster Einkommensrückgang in der Hügelregion

Das landwirtschaftliche Einkommen, das der Differenz von Ertrag und Aufwand entspricht, nahm durchschnittlich um 6,1 Prozent auf 61 400 Franken je Betrieb ab. In der Talregion ging das landwirtschaftliche Einkommen um 6,9 Prozent auf 74 800 Franken zurück. In der Hügelregion fiel der Einkommensrückgang mit 8,9 Prozent auf 53 600 Franken etwas grösser aus. Das hängt damit zusammen, dass sich bei sinkenden Erträgen der Aufwand für Material, Waren und Dienstleistungen weniger stark reduzierte als in den anderen Regionen. Mit 49 800 Franken konnte das landwirtschaftliche Einkommen in der Bergregion (minus 1,1 Prozent gegenüber 2014) fast auf Vorjahresniveau gehalten werden. Aufgrund des hohen Anteils Direktzahlungen am gesamten betrieblichen Ertrag in der Bergregion reagiert das landwirtschaftliche Einkommen dort generell weniger stark auf witterungs- oder marktbedingte Schwankungen der Erlöse. Weiter haben in dieser Region die Direktzahlungen je Betrieb leicht zugenommen (plus 1,4 Prozent).

Leicht höherer Arbeitsverdienst

Der Arbeitsverdienst entspricht dem landwirtschaftlichen Einkommen nach Abzug der kalkulatorischen Kosten für das Eigenkapital des Betriebes, auch Zinsanspruch für das Eigenkapital genannt. Der Arbeitsverdienst pro Vollzeit-Äquivalent-Familienarbeitskraft wiederspiegelt die Höhe der Entschädigung der auf dem Betrieb arbeitenden Familienarbeitskräfte. Aufgrund des negativen Zinssatzes der zehnjährigen Bundesobligationen entfällt der Zinsanspruch erstmals. Der im Vergleich zum Vorjahr resultierende Rückgang des Zinsanspruchs, kombiniert mit einer leichten Abnahme der Anzahl Familienarbeitskräfte (minus 1,5 Prozent), führte zu einem leichten Anstieg des Arbeitsverdienstes pro Vollzeit-Äquivalent-Familienarbeitskraft um 0,9 Prozent auf 44 600 Franken. Mit 54 700 Franken pro Familienarbeitskraft lag der Arbeitsverdienst in der Talregion um 38 Prozent höher als in der Hügelregion (39 700 Franken) und um 55 Prozent höher als in der Bergregion (35 200 Franken).

Grösseres ausserlandwirtschaftliches Einkommen

Das Gesamteinkommen eines landwirtschaftlichen Haushaltes setzt sich aus dem landwirtschaftlichen und dem ausserlandwirtschaftlichen Einkommen zusammen und steht den Bauernfamilien für den Privatverbrauch und zur Eigenkapitalbildung zur Verfügung. Das ausserlandwirtschaftliche Einkommen wird für die Betriebsgemeinschaften nicht erhoben. Somit kann das Gesamteinkommen nur für die Einzelunternehmen ohne Betriebsgemeinschaften berechnet werden. Im Jahr 2015 betrug das ausserlandwirtschaftliche Einkommen je Betrieb im Durchschnitt 29 900 Franken und stieg gegenüber dem Vorjahr um 3,4 Prozent. Dieser Zuwachs konnte einen Teil des Rückgangs des landwirtschaftlichen Einkommens wettmachen. Das Gesamteinkommen erreichte je Betrieb durchschnittlich 88 300 Franken und sank damit gegenüber 2014 um 2,9 Prozent.

Gesetzliche und methodische Grundlagen

In Auftrag des Bundes (Verordnung über die Beurteilung der Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft, SR 919.118) erhebt die Zentrale Auswertung von Buchhaltungsdaten bei Agroscope jährlich die Buchhaltungsdaten einer Stichprobe von Landwirtschaftsbetrieben, um die Einkommenssituation in der Landwirtschaft zu analysieren. Für die Berechnung des landwirtschaftlichen Einkommens 2015 basieren die Ergebnisse erstmals auf einer neuen Stichprobe bestehend aus 2198 zufällig ausgewählten Betrieben, die ihre Daten Agroscope für diesen Zweck zur Verfügung stellen. Im Rahmen der Auswertung werden die einzelbetrieblichen Daten gewichtet, damit die berechneten Statistiken die Einkommen der Schweizer Landwirtschaft möglichst realitätsgetreu abbilden. Der Vergleich zwischen 2014 und 2015 (relative Veränderung in Prozent) wurde anhand der 1106 Betriebe, die für beide Jahre an der Erhebung teilgenommen haben, geschätzt.

Weitere Informationen

Dunja Dux, Dierk Schmid, Pierrick Jan, Daniel Hoop und Swetlana Renner, 2016: Die wirtschaftliche Entwicklung der schweizerischen Landwirtschaft 2015 - Hauptbericht Nr.  39 der Zentralen Auswertung von Buchhaltungsdaten (Stichprobe Einkommenssituation).

Detaillierte Statistiken zur Einkommenssituation in der Landwirtschaft sind unter dem folgenden Link abrufbar: www.grundlagenbericht.ch


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