Häufigkeit, Ursachen und Folgen von Lehrvertragsauflösungen: Tagung und Trendbericht des OBS EHB

Zollikofen, 09.09.2016 - Was wissen wir über die Ursachen und Folgen von Lehrvertragsauflösungen? Wie lassen sich Lehrvertragsauflösungen, die der Schweiz gesamtgesellschaftliche Kosten in Milliardenhöhe verursachen, so gering wie möglich halten? Mit diesen Fragen befassten sich heute in Bern 200 Fachleute aus der Berufsbildungswelt. Anlass dafür war die erste nationale Tagung des Schweizerischen Observatoriums für die Berufsbildung am Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung OBS EHB. Gleichzeitig veröffentlichte das OBS EHB seinen ersten Trendbericht zu Häufigkeit, Ursachen und Folgen von Lehrvertragsauflösungen.

Auf dem Programm der Tagung standen die Präsentation der neuen Bildungsstatistik und neuer Forschungsresultate durch das Bundesamt für Statistik BFS und das OBS EHB, ein Grundsatzreferat von Valentin Vogt, Präsident des Schweizerischen Arbeitgeberverbandes, und ein Podiumsgespräch mit betroffenen Jugendlichen. An einer Paneldiskussion erörterten Expertinnen und Experten aus Politik, Wirtschaft und Bildung, wie Lehrvertragsauflösungen in Zukunft noch besser vorgebeugt werden kann und welche Präventionsmassnahmen Sinn machen.

In seinem ersten Trendbericht zeigt das OBS EHB auf, dass in der Schweiz 20 bis 25 Prozent aller Lehrverträge frühzeitig aufgelöst werden; die meisten davon im ersten Ausbildungsjahr. Lehrvertragsauflösungen bedeuten allerdings nicht immer einen Lehrabbruch: 50 bis 77 Prozent der Lernenden setzen ihre Ausbildung innerhalb von zwei bis drei Jahren fort. Lernende ohne Wiedereinstieg nach einer Lehrvertragsauflösung erleiden deutliche finanzielle Einbussen und verursachen bedeutende Kosten für die Gesellschaft. Dagegen sind die Kosten für die Betriebe relativ gering.

Der vorgestellte Trendbericht legt dar, dass Lehrvertragsauflösungen in der Westschweiz häufiger sind als in der Deutschschweiz. Besonders oft kommen sie im Coiffeurgewerbe und in der Schönheitspflege, im Gastgewerbe, Handel und Baugewerbe vor. Die Ursachen für Lehrvertragsauflösungen sind unter anderem in mangelhaften schulischen Leistungen der Lernenden, sozialen Konflikten am Arbeitsplatz und schlechten betrieblichen und beruflichen Ausbildungsbedingungen zu suchen.

Lehrvertragsauflösungen sind der häufigste Grund, weshalb rund zehn Prozent der jungen Erwachsenen in der Schweiz keinen Ausbildungsabschluss erreichen. Fundierte wissenschaftliche Erkenntnisse zu Häufigkeit, Ursachen und Folgen dieses Phänomens sind wichtig, um gezielte Präventionsmassnahmen ergreifen zu können und um Jugendliche nach einer Vertragsauflösung optimal darin zu unterstützen, wieder ins Berufsbildungssystem zurückzukehren.

Weitere Informationen und Download Trendbericht:

www.ehb.swiss/obs-lva

www.ehb.swiss/tagung-des-Observatoriums

Schweizerisches Observatorium für die Berufsbildung OBS EHB

Mit dem Observatorium für die Berufsbildung bietet das EHB seit diesem Jahr eine Kompetenzstelle an, die sich mit berufsbildungsbezogenen Trends und mit den Herausforderungen einzelner Berufsfelder auseinandersetzt sowie Lösungen für die Praxis aufzeigt. Damit will das OBS EHB einen innovativen Beitrag zu einer vorausschauenden und effizienten Steuerung des schweizerischen Berufsbildungssystems leisten.

Das EHB ist die schweizerische Expertenorganisation für Berufsbildung. Es bildet Berufsbildungsverantwortliche aus und weiter, erforscht die Berufsbildung, entwickelt Berufe weiter und unterstützt die internationale Berufsbildungszusammenarbeit. Es hat Standorte in Lausanne, Lugano, Olten, Zollikofen bei Bern und Zürich.

 


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Jacques Andres, Leiter Kommunikation EHB
jacques.andres@ehb.swiss
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