Bekämpfung der Goldgelben Vergilbung, einer Quarantänekrankheit, die 2015 erstmals in der Westschweiz aufgetreten ist

Pully, 02.06.2016 - Die Goldgelbe Vergilbung (GGV) ist die bisher schlimmste bekannte Rebkrankheit in Europa. Im letzten Herbst wurden erstmals zwei Krankheitsherde nördlich der Alpen in den Gemeinden Blonay und la Tour-de-Peilz gefunden. Um die Ausbreitung der Krankheit im ganzen Rebberg zu verhindern, sind umfassende Bekämpfungsmassnahmen notwendig. Die wirksame Eindämmung der Krank-heit ist nur möglich, wenn der Vektor, die Zikade Scaphoideus titanus bekämpft wird.

Die Goldgelbe Vergilbung ist eine vom Phytoplasma Candidatus Phytoplasma vitis verursachte Krankheit. Dieser Mikroorganismus nimmt einen besonderen Platz unter den Bakterien ein. Bei weissen Rebsorten ist die Krankheit ab Juli an den gelben Verfärbungen der Blätter erkennbar. Bei roten Rebsorten verfärben sich die Blätter rot. Auch andere Phytoplasmen können Vergilbungen hervorrufen, aber die Goldgelbe Vergilbung charakterisiert sich durch die besonders rasante Entwicklung der Krankheit, wenn sie einmal Fuss gefasst hat. Normalerweise führt der Befall durch die Goldgelbe Vergilbung nach einigen Jahren zum vollständigen Absterben der Rebstöcke. Die Übertragung der Krankheit auf gesunde Pflanzen erfolgt durch die Zikade Scaphoideus titanus, oder durch Veredelung.

Eigentlich harmloser Vektor
Der Vektor der Goldgelben Vergilbung ist eine ursprünglich aus Nordamerika stammende Zikade, die in der Schweiz seit 1967 beobachtet wird. Sie alleine verursacht keine Schäden im Rebberg. Aktuell tritt sie im Kanton Tessin, rund um den Genfersee (Kantone Genf und Waadt), in der Region Chablais und bis im Mittelwallis auf. Das Insekt lebt ausschliesslich auf der Gattung Vitis, wo es seinen ganzen Lebenszyklus erfüllt.

Überwachung und Bekämpfung
Ohne Auftreten der Goldgelben Vergilbung muss die Zikade nicht bekämpft werden. Die Bekämpfung der Goldgelben Vergilbung erfordert eine nationale Überwachung der Entwicklung des Vektors. Diese wird von Agroscope und den kantonalen Pflanzenschutzdiensten gemeinsam durchgeführt. In Regionen, wo das Insekt und die Goldgelbe Vergilbung auftreten, werden obligatorische Insektizid-Behandlungen von den kantonalen Diensten angeordnet. Diese informieren die Weinbauern und die privaten Rebenbesitzer der betroffenen Gemeinden und bestimmen den optimalen Bekämpfungszeitraum. Zudem wird empfohlen, die kranken Rebstöcke auszureissen.

Erkennung der kranken Pflanzen und Information an die Behörden
Das gleichzeitige Auftreten der drei folgenden Symptome ist ein Zeichen für den Befall der Rebe durch die Goldgelbe Vergilbung oder eine andere Vergilbungskrankheit:

• Fehlen oder Abtrocknung der Blütenstände oder der Trauben
• Nach unten eingerollte und verfärbte Blätter
• Fehlende Verholzung der Triebe

Treten alle drei Symptome auf, wird folgendes Vorgehen empfohlen: Rebstock markieren, Ort und Datum der Beobachtung notieren, Foto machen und sofort den kantonalen Pflanzenschutzdienst informieren. Nur die Molekularanalyse im Agroscope-Labor erlaubt es, das für die Symptome verantwortliche Phytoplasma sicherzustellen.

An der Medienkonferenz vom 2. Juni 2016 auf dem Domaine du Caudoz von Agroscope in Pully wird über das Thema informiert und auf Fragen der Presse eingegangen.

Weitere Informationen und Merkblätter:

Internetseite von Agroscope zur Goldgelben Vergilbung: www.flavescencedoree.ch


Adresse für Rückfragen

Olivier Viret, Leiter des Forschungsbereichs
Pflanzenschutz Ackerbau und Weinbau-Önologie
Agroscope, Institut für Pflanzenbauwissenschaften IPB
Route de Duillier 50, Case postale 1012, CH-1260 Nyon 1
olivier.viret@agroscope.admin.ch
+41 58 46 04382

Alfred Klay
Eidg. Pflanzenschutzdienst IPFD
Bundesamt für Landwirtschaft BLW
Mattenhofstrasse 5, CH-3003 Bern
alfred.klay@blw.admin.ch – www.servicephyto.ch
+41 (0)58 462 25 65

Michel Jeanrenaud, Projektleiter
Police phytosanitaire
Service de l’agriculture et de la viticulture du canton de Vaud (SAVI)
Avenue de Marcelin 29 a, CH-1110 Morges
michel.jeanrenaud@vd.ch – www.vd.ch/agriculture
+41 (0) 21 316 65 66

Simone de Montmollin, Mediendienst
Corporate Communication Agroscope (CCA)
Route de Duillier 50, Case postale 1012, CH-1260 Nyon 1
simone.demontmollin@agroscope.admin.ch
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