Dritte nationale Konferenz Gesundheit2020: Less is more – kann weniger mehr sein?

Bern, 01.02.2016 - Rund 300 Akteure des Gesundheitswesens haben heute in Bern an der dritten nationalen Konferenz Gesundheit2020 teilgenommen. Der Anlass stand unter dem Motto „Less is more“ und drehte sich um das Thema Überversorgung. Es ging um die Frage, in welchen Bereichen unnötige Eingriffe vorgenommen werden, wo die Gründe dafür liegen und wie dieses Problem angegangen werden kann. Zur Konferenz eingeladen haben Bundesrat Alain Berset und Regierungsrat Philippe Perrenoud, Präsident der Schweizerischen Konferenz der Gesundheitsdirektorinnen und –direktoren (GDK).

Nicht notwendige oder gar kontraproduktive Therapien und Eingriffe setzen Patientinnen und Patienten unnötigen Risiken aus und verursachen insbesondere bei Menschen am Lebensende vermeidbares Leid. Zudem treiben sie die Gesundheitskosten in die Höhe. Die Experten sind sich einig, dass in der Schweiz Behandlungen vorgenommen werden, die etablierten medizinischen Guidelines widersprechen und nicht im Sinne der Patientin oder des Patienten sind. Überversorgung ist nicht zuletzt eine Folge von finanziellen Fehlanreizen. Um die medizinische Versorgung in einem gesunden Mass zu halten, braucht es das Engagement aller Beteiligten. 

Ärzteschaft engagiert sich mit Choosing Wisely-Initiativen
Bundesrat Alain Berset zeigte sich erfreut über das Engagement der Ärzteschaft im Bereich der internationalen Choosing Wisely-Initiativen, die an der Konferenz thematisiert wurden. Sie zeigen Ärztinnen und Ärzten und Patientinnen und Patienten auf, wie unnötige oder gefährliche Untersuchungen und Behandlungen vermieden werden können. Weiterer Schwerpunkt der Tagung war, beispielhaft, die Überversorgung von Patientinnen und Patienten in der letzten Lebensphase und im Pflegealltag. Dabei wurde die Erarbeitung eines therapeutischen Ziels als wirksame Massnahme gegen die Überversorgung vorgestellt. Im Dialog zwischen Patienten und dem medizinischen Personal kann die Behandlung besser auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.

Der Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern zeigte sich optimistisch, dass auch hier ein Wandel in der medizinischen
Alltagskultur möglich ist, wenn die Gesundheitsakteure dieses Ziel gemeinsam verfolgen. Regierungsrat Philippe Perrenoud betonte zudem die Notwendigkeit, die Koordination unter den verschiedenen Leistungserbringern zu verstärken und die Etablierung des elektronischen Patientendossiers voranzutreiben. Er zeigte sich überzeugt, dass solche Investitionen ebenfalls bedeutsam zur Reduktion von Überversorgung beitragen.
 
Kräfte bündeln für langfristige Finanzierbarkeit
Die Teilnehmenden diskutierten mögliche Lösungsansätze. Es ging insbesondere um die Frage, wie die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten im Rahmen der medizinischen Behandlungen besser berücksichtigt werden können. Bund und Kantone setzen sich für bessere Rahmenbedingen ein und wollen die bestehenden Fehlanreize in der Finanzierung beseitigen und die Leistungen der Krankenversicherung in dieser Hinsicht systematischer überprüfen. 



Das Thema der Tagung, „Fehlversorgung im Sinne von   nicht angemessenen medizinischen und pflegerischen Leistungen" ergab sich aus einer Priorisierung von Gesundheitsthemen durch die Teilnehmenden der ersten nationalen Konferenz Gesundheit2020 im Jahr 2013. Eine Reduktion dieser unnötigen Eingriffe reduziert unnötiges Leid und dämpft auch die Gesundheitskosten. Dies steht im Einklang mit dem Ziel des Bundesrates aus der Strategie Gesundheit2020, das Gesundheitswesen bezahlbar zu halten. Die hohe Versorgungsqualität soll auch in Zukunft allen Einwohnerinnen und Einwohnern der Schweiz zugänglich sein. www.gesundheit2020.ch 
 


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