Strategie-Entwicklung im Zeichen der nächsten Leistungsperiode

Zürich, 10.07.2015 - An seiner Klausurtagung vom 8./9. Juli 2015 hat sich der ETH-Rat vertieft mit strategischen Themen auseinandergesetzt, dies namentlich vor dem Hintergrund der aktuellen Zwischen­evaluation des ETH-Bereichs und mit Blick auf die vom Bundesrat zu erstellende BFI-Botschaft für die Leistungsperiode 2017-2020. Des Weiteren befasste sich der ETH-Rat mit dem Wahl­vorbereitungsverfahren für die Neubesetzung der Präsidentschaft der Ecole polytechnique fédérale de Lausanne (EPFL), und er ernannte 14 Personen zu Professorinnen und Professoren an den beiden ETH.

Jeweils in der Hälfte der vierjährigen Leistungsperiode des ETH-Bereichs findet unter Führung des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (WBF) eine Zwischenevaluation des ETH-Bereichs statt, welche das Erreichen der Ziele im aktuellen Leistungsauftrag des Bundesrats überprüft. Die Zwischenevaluation liefert unter anderem Grundlagen für den neuen Leistungsauftrag sowie für die bundesrätliche Botschaft über die Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI‐Botschaft) an das Schweizer Parlament für die nächste Vierjahresperiode (2017-2020).

Zwischenevaluation 2015

Nachdem für die aktuelle Leistungsperiode der ETH-Rat Ende 2014 eine umfassende Selbstevaluation des gesamten ETH-Bereichs abgeschlossen hatte, wurde im ersten Halbjahr 2015 die externe Evaluation durch eine unabhängige, internationale Expertengruppe durchgeführt. Diese hat nun ihren Bericht beim WBF eingereicht. Der ETH-Rat hat den Bericht analysiert und eine erste vertiefte Diskussion geführt über seine Stellungnahme, welche er an einer der nächsten Sitzungen verabschieden wird.

Wahlvorbereitungsverfahren für EPFL-Präsidentschaft

Der jetzige Präsident der EPFL, Prof. Dr. Patrick Aebischer, wird Ende 2016 sein Amt abgeben. Anfangs Juni wurde die Stelle öffentlich ausgeschrieben, Bewerbungsdossiers sollten bis Ende Juli 2015 beim ETH-Rat eingereicht werden. Für das Findungsverfahren hat der ETH-Rat beschlossen, neben zwei Persönlichkeiten aus der EPFL-Professorenschaft auch zwei Mitglieder des Strategic Advisory Board der EPFL (SAB) als Beisitzer mit beratender Stimme beizuziehen. ETH-Ratspräsident Fritz Schiesser hat hierfür aus dem SAB, welches grossmehrheitlich aus Absolventen der EPFL besteht, André Hoffmann und Aymeric Sallin ernannt. Beide Persönlichkeiten zeichnen sich durch profunde Kenntnisse der EPFL und des gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Umfelds der Hochschule aus. Aymeric Sallin ist überdies Präsident der EPFL-Alumni-Vereinigung.

 

14 Ernennungen zur Professorin oder zum Professor

Der ETH-Rat hat auf Antrag des Präsidenten der ETH Zürich, Prof. Dr. Lino Guzzella, und des Präsidenten der EPFL, Prof. Dr. Patrick Aebischer, insgesamt 14 Personen zur Professorin oder zum Professor ernannt, den Rücktritt von einer Professorin mit Verdankung zur Kenntnis genommen und einen Professorentitel verliehen.

 

Ernennungen ETH Zürich

Prof. Dr. Alessio Figalli (*1984), zurzeit ordentlicher Professor an der University of Texas in Austin, USA, zum ordentlichen Professor für Mathematik. Alessio Figalli forscht in einem breiten Spektrum der mathematischen Analysis, insbesondere zur Variationsrechnung, zum optimalen Transport und zu partiellen Differentialgleichungen im Zusammenhang mit mathematischer Physik. Seine Arbeiten sind fundamental, bahnbrechend und gekennzeichnet von höchster Originalität und Eleganz. Mit der Berufung von Alessio Figalli gewinnt die ETH Zürich einen Spitzenmathematiker mit grosser Zukunft. Mit seiner internationalen Reputation sowie mit seiner Vielfältigkeit wird er das Departement Mathematik massgeblich verstärken.

Prof. Dr. Robert Finger (*1981), zurzeit Professor an der Universität Bonn, Deutschland, zum ausserordentlichen Professor für Agrarökonomie und -politik. Robert Finger ist einer der führenden europäischen Agrarökonomen. Seine Forschungsinteressen konzentrieren sich auf die Gebiete allgemeine Agrarökonomie, angewandte Mikroökonomie, agrarische Produktionssysteme, Risiko und Risikomanagement in der Agrarwirtschaft sowie auf die Auswirkungen des Klimawandels und die entsprechende Adaptation in agrarischen Systemen. Mit Robert Finger gewinnt die ETH Zürich einen forschungsmässig bestens ausgewiesenen und sehr aktiven Agrarökonomen, der den Neuaufbau des gesamten Fachbereichs entscheidend prägen und erfolgreich gestalten wird.

Dr. Alex Hall (*1982), zurzeit Research Fellow an der ETH Zürich, zum Tenure-Track-Assistenz­professor für Pathogen-Ökologie. Alex Hall ist ein vielversprechender Nachwuchswissenschafter. Seine Forschung zielt darauf ab, vermehrt eine ökologische Perspektive in die Untersuchungen von mikrobiellen Interaktionen zwischen Wirt und Parasit zu integrieren. Dazu verbindet er konzeptionelle Ansätze aus der Ökologie und Evolution mit modernen Methoden der Mikrobiologie und Genetik. Alex Halls Forschungsresultate werden mithelfen, neue Ansätze zur Kontrolle bakterieller Infektionen zu entwickeln. Angesichts der starken Zunahme von Antibiotika-resistenten Bakterienstämmen leistet die ETH Zürich damit einen wichtigen Beitrag zur aktuellen Gesundheitspolitik.

Prof. Dr. Hyung Gyu Park (*1973), zurzeit Tenure-Track-Assistenzprofessor an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für Nanowissenschaften in Energie und Nachhaltigkeit. Hyung Gyu Park ist ein international renommierter Spezialist für die Entwicklung neuartiger und effizienterer Energie­umwandlungsinstrumente. Seine Forschung umfasst theoretische und experimentelle, interdisziplinäre Studien des ultra-effizienten Massentransports in Kohlenstoffnanoröhren. Zu den Anwendungsbereichen seiner Forschung gehören unter anderem die Verbesserung von Brennstoffzellen und die Entwicklung von Materialien für die Wasseraufbereitung und -entsalzung. Hyung Gyu Parks Arbeiten werden signifikante Beiträge zur nachhaltigen Wasser- und Energieversorgung leisten.

Dr. Petra Claudia Schmid (*1983), zurzeit Postdoktorandin an der New York University, New York, USA, zur Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Verhalten in Organisationen. Petra Claudia Schmid ist eine international anerkannte Spezialistin für den Einfluss sozialer Macht und emotionaler Stimmung auf psychische Informationsverarbeitung. Ihre mit interdisziplinären Methoden betriebene Grundlagen­forschung ist von grosser Bedeutung für das Verständnis von Urteils- und Entscheidungsprozessen in Unternehmen und Organisationen. Mit Petra Claudia Schmid gewinnt die ETH Zürich eine ausgezeichnete Nachwuchswissenschafterin in einem zukunftsträchtigen Forschungsgebiet.

Ankit Singla (*1986), zurzeit Doktorand an der University of Illinois, Urbana-Champaign, USA, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Informatik. Ankit Singla ist im Begriff, sein Doktorat abzuschliessen, und gilt als vielversprechendes Talent. Seine Forschungsinteressen liegen im Bereich der vernetzten Systeme, der Computernetzwerke und der Rechenzentren. Im Fokus seiner Anwendungen liegen Internetarchitektur und Netzwerktopologien, vor allem mit Blick auf die Effizienz von Infrastrukturen und auf die Schnelligkeit von Protokollen. Dabei verbindet Ankit Singla die klassischen Gebiete des High Performance Computing mit neuen Methoden in Protokolldesign und Netzwerken.

 

Ernennungen EPFL

Dr. Kumar Agrawal (*1984), zurzeit Postdoktorand am Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, USA, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Chemische Verfahrenstechnik. Kumar Agrawal ist ein herausragender Nachwuchswissenschafter. Seine international beachteten Forschungsarbeiten umfassen unter anderem die Synthese und Anwendung von Membranen sowie den Phasenwechsel von Flüssigkeiten in nanoporösen Strukturen wie Graphen und Zeolithen. Seine Resultate erlauben neue Strategien für die Synthese von nanoporösen Filmen, beispielsweise zur Sequenzierung von Biomolekülen. Kumar Agrawal wird mit seinem Fokus den Standort EPFL Valais Wallis verstärken und wichtige Beiträge unter anderem zur Entwicklung neuer Möglichkeiten der Energiespeicherung leisten.

Prof. Dr. Michael Herzog (*1964), zurzeit ausserordentlicher Professor an der EPFL, zum ordentlichen Professor für Life Sciences. Michael Herzog ist ein weltweit renommierter Experte für die Prozesse der visuellen Wahrnehmung im menschlichen Gehirn. Damit bewegt er sich im traditionsreichen Forschungsgebiet der Psychophysik. Sein Forschungsinteresse gilt der Frage, weshalb der Mensch die Umgebung rund um ihn herum und selbst komplexe Objekte problemlos wahrnehmen kann, während computergestützte visuelle Systeme dazu nicht in der Lage sind. Mit seinem multidisziplinären Ansatz im Schnittbereich von Biologie, Neurowissenschaften und Mathematik konnte Michael Herzog wichtige Erkenntnisse zur Analyse visueller Reize im Gehirn gewinnen, die heute international anerkannt sind.

Prof. Dr. Brian McCabe (*1972), zurzeit ausserordentlicher Professor an der Columbia University, New York, USA, zum ausserordentlichen Professor für Life Sciences. Brian McCabe fokussiert seine Forschungstätigkeit auf die Entwicklung und Funktionsweise der neuromuskulären Synapse. Bei dieser handelt es sich um den Ort im menschlichen Körper, an dem die Nervenzellen auf Muskelzellen treffen und die Aktivierung der Muskeln unterstützen. Mit einer einzigartigen Methodenkombination aus unter anderem Physiologie, Bildgebung und Biochemie ist es ihm gelungen, die elektrophysiologischen Prozesse an dieser für den Bewegungsapparat zentralen Stelle vertieft zu erklären. Seine Erkenntnisse setzt er aktuell dazu ein, die Behandlung neuromuskulärer Erkrankungen wie etwa der spinalen Muskelatrophie zu verbessern.

Prof. Dr. Marcel Salathé (*1975), zurzeit Assistenzprofessor an der Pennsylvania State University, State College, USA, zum ausserordentlichen Professor für Life Sciences. Marcel Salathé ist ein Nachwuchs­forscher mit sehr grossem Potenzial und einer unternehmerischen Ader. Sein Fokus liegt auf dem Gebiet der digitalen Epidemiologie. Mit der Entwicklung von neuartigen Vorhersagemodellen zur Verbreitung von Infektionskrankheiten hat er weltweit für Aufsehen gesorgt. In einem hoch innovativen Ansatz nutzt er dafür digitale Daten etwa über die Bewegungen und Kontakte von Individuen. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung und des damit verbundenen Epidemierisikos passt Marcel Salathés Profil hervorragend zur Strategie des Global Health Institute der EPFL.

Prof. Dr. Dimitri Van De Ville (*1975), zurzeit SNF-Förderprofessor an der EPFL und an der Universität Genf, zum ausserordentlichen Professor für Bioengineering. Dimitri Van De Ville ist ein Spezialist für medizinische Bildgebungssysteme. Seine stark interdisziplinär ausgerichtete Arbeit zielt darauf ab, die Funktionsweise des menschlichen Gehirns mit nicht-invasiven Methoden zu erforschen und besser zu verstehen. Dank seiner Resultate könnte es künftig möglich werden, gewisse pathologische Entwicklungen des Gehirns frühzeitig zu erkennen. Mit seinen wissenschaftlichen Beiträgen hat Dimitri Van De Ville internationale Anerkennung gefunden und gehört heute in seinem Fach zur Weltspitze.

Dr. Christophe Van Gerrewey (*1982), zurzeit Postdoktorand an der Universität Gent, Belgien, zum Tenure-Track-Assistenzprofessor für Architekturtheorie. Christophe Van Gerrewey ist ein Vertreter einer jungen Generation mit einem neuen und eigenen Blick auf die Architektur und auf deren historische Fundamente. Seine Vision stützt sich unter anderem auf Bezüge aus der Philosophie und aus der Literatur ab. Christophe Van Gerreweys Aufgabe wird sein, den Studierenden den Stellenwert der Architekturtheorie als wichtiges Instrument im architektonischen und städtebaulichen Entwurf und Diskurs zu vermitteln. Dabei werden ihm seine analytische Stärke und seine intellektuelle Stringenz zugute kommen.

Prof. Dr. Matthieu Wyart (*1978), zurzeit ausserordentlicher Professor an der New York University, New York, USA, zum ausserordentlichen Professor für Theoretische Physik. Matthieu Wyart ist ein international renommierter und sehr erfahrener Physiker mit Fokus auf Fragen der statistischen Physik. Wichtige Beiträge leistete er unter anderem zu glasartigen und zu biologischen Systemen, aber auch zur Ökonophysik. Letztere stellt ein interdisziplinäres Forschungsfeld dar, das sich mit der Anwendung von Methoden und Theorien der Physik auf ökonomische Fragestellungen beschäftigt. Mit der Berufung von Matthieu Wyart stärkt die EPFL Lehre und Forschung im Bereich der Theoretischen Physik.

Prof. Dr. Kenneth Younge (*1968), zurzeit Assistenzprofessor an der Purdue University, Indiana, USA, zum ausserordentlichen Professor für Corporate Entrepreneurship. Kenneth Younge ist ein Experte für Strategie- und Unternehmensmanagement mit einem aussergewöhnlichen Werdegang. Nach ersten Karriereschritten an verschiedenen Hochschulen wechselte er in die Wirtschaft und gründete mehrere Unternehmen, bevor er seine wissenschaftliche Karriere wieder aufnahm. Sein Forschungsinteresse gilt insbesondere zwei Themen: Big Data und experimentelle Ökonomie. Mit dieser Ausrichtung und dem breiten Erfahrungsschatz aus der Praxis und als Unternehmer stellt die Berufung von Kenneth Younge für die EPFL und ihr Kollegium für Technologiemanagement eine grosse Bereicherung dar.

 

Verleihung des Titels «Professor»

Dr. John C. Reed (*1958), Mitglied der erweiterten Konzernleitung von Roche, zum Titularprofessor der ETH Zürich. John C. Reed ist ein renommierter und hervorragend vernetzter Zellbiologe und Krebsspezialist. Er verkörpert die strategischen Ziele des Departements Biologie im Bereich Personalized Medicine ideal und wird dazu beitragen, dieses Zukunftsgebiet an der ETH Zürich zu verankern.

 

Verabschiedung ETH Zürich

Prof. Dr. Stefanie Bailer (*1973), zurzeitAssistenzprofessorin für Global Governance, wird die ETH Zürich per 31. Oktober 2015 verlassen. Stefanie Bailer wurde 2009 an die ETH Zürich berufen und befasst sich unter anderem mit Entscheidungsprozessen auf europäischer und globaler Ebene. Sie wurde zur Professorin für Politikwissenschaft an der Universität Basel ernannt.

Der ETH-Rat verdankt die Leistungen der scheidenden Professorin in Wissenschaft, Lehre und akademischer Verwaltung.


Adresse für Rückfragen

Alex Biscaro
Leiter Kommunikation des ETH-Rats
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