Schaltsekunde; Eine Minute mit 61 Sekunden

Bern-Wabern, 23.06.2015 - Ende Juni erhalten wir eine zusätzliche Sekunde: In die weltweite Referenzzeit wird eine Schaltsekunde eingeschoben. In der für die Schweiz relevanten Zeitzone wird die Schaltsekunde am 1. Juli nach 01:59:59 Uhr eingefügt.

Eine Minute dauert 60 Sekunden. Aber in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli wird es ausnahmsweise eine Minute mit 61 Sekunden geben: Dann wird eine Schaltsekunde in die weltweite Referenzzeit eingeschoben. Diese Referenzzeit, die für alle Zeitzonen den Takt angibt, ist die koordinierte Weltzeit (Universal Time Coordinated, UTC). Sie wird vom Internationalen Büro für Mass und Gewicht in Paris aus den Daten von rund 350 Atomuhren von 60 Referenzlaboratorien für die Zeitmessung aus der ganzen Welt ermittelt. Auch fünf Atomuhren des Eidgenössischen Instituts für Metrologie (METAS) liefern einen Beitrag zur koordinierten Weltzeit.

Atomzeit und Astronomische Zeit

Die Schaltsekunde wird eingefügt, weil die Erde sich zurzeit etwas zu langsam dreht. Während Jahrhunderten war die Zeitmessung astronomisch bestimmt. Sie war an die Drehung der Erde um ihre eigene Achse (Tag) und den Umlauf der Erde um die Sonne (Jahr) gebunden: Die Länge eines mittleren Sonnentages wurde per Definition auf 86'400 Sekunden festgelegt. Die Drehgeschwindigkeit der Erde ist jedoch nicht konstant. Sie schwankt wegen Naturphänomenen, wie Wind- und Meeresströmungen, Vulkanausbrüchen oder Erdbeben. Dadurch kann sich auch die Dauer der Sekunde geringfügig ändern, solange sie über die Dauer des mittleren Sonnentages festgelegt ist.

Seit einigen Jahrzehnten verfügen wir über Atomuhren, mit denen die Sekunde um ein Vielfaches präziser und stabiler bestimmt werden kann als mittels der Erdrotation. 1967 hat man deshalb die Einheit der Zeit, die Sekunde, mithilfe eines atomaren Vorgangs neu definiert. Das ist besonders wichtig für technische und wissenschaftliche Anwendungen, die auf ein beständiges Zeitmass angewiesen sind.

Atomzeit und Astronomische Zeit können auf die Dauer voneinander abweichen. Damit diese Abweichung nicht zu gross wird, werden seit 1972 Schaltsekunden eingefügt. Schaltsekunden können an einem 31. Dezember oder einem 30. Juni eingefügt werden, die letzte kam am 30. Juni 2012 hinzu.

Umstrittene Schaltsekunden

Schaltsekunden sind Ereignisse, die in unregelmässigen Abständen auftreten. Nicht alle sind über diese unregelmässig eingefügten Extrasekunden erfreut. Eine solche nicht voraussagbare Zeitumstellung kann zu Synchronisationsproblemen für Computersysteme und Internetanwendungen führen. Deshalb wird die Abschaffung der Schaltsekunden seit längerem diskutiert. Voraussichtlich im November 2015 wird das zuständige Gremium der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) in Genf über die Zukunft der Schaltsekunden entscheiden.


Adresse für Rückfragen

Jacques Morel, Leiter des Labors Photonik, Zeit und Frequenz, Eidgenössisches Institut für Metrologie METAS, Lindenweg 50, 3003 Bern-Wabern, T +41 58 387 01 11


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Eidgenössisches Institut für Metrologie
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