Der IWF erwartet Erholung nach vorübergehender Verlangsamung des Wachstums

Bern, 23.03.2015 - Der Internationale Währungsfonds (IWF) erwartet für das laufende Jahr eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums der Schweiz auf unter 1 Prozent. Aufgrund der Frankenstärke und des tiefen Ölpreises rechnet er 2015 mit einer negativen Inflationsrate. Zur Unterstützung des Wachstums orten die Experten des Währungsfonds Möglichkeiten zur weiteren geldpolitischen Lockerung durch den Kauf von Vermögenswerten durch die SNB. Der IWF begrüsst die laufenden Anstrengungen zur Erhöhung der Stabilität im Finanzsektor.

Laut den vorläufigen Erkenntnissen aus dem jüngsten Länderexamen des IWF dürfte sich das Wirtschaftswachstum in der Schweiz 2015 auf etwa 0.75 Prozent verlangsamen. Hiermit liegt die Prognose des Währungsfonds etwas tiefer als jene der Expertengruppe des Bundes. Insbesondere die Aufwertung des Schweizer Frankens hat die Aussichten für das laufende Jahr getrübt. Für die mittlere Frist hingegen rechnet der IWF mit einer allmählichen Erholung und einem Wachstum um die zwei Prozent.

Risiken für die mittelfristige wirtschaftliche Erholung orten die Experten des IWF im globalen Umfeld, in den Unsicherheiten, die mit der Umsetzung der Volksinitiative «Gegen die Masseneinwanderung» einhergehen, sowie in anhaltend tiefen Inflationsraten.

Aus Sicht des Währungsfonds würde eine weitere geldpolitische Lockerung die kurzfristige Wachstumsschwäche dämpfen und die Überbewertung des Frankens reduzieren. Eine Möglichkeit sieht der IWF im Aufkauf von Vermögenswerten in Fremdwährung durch die Schweizerische Nationalbank. Zudem ist der IWF der Ansicht, dass die Negativzinsen helfen, den Aufwertungsdruck auf den Franken zu reduzieren. Er empfiehlt daher, diese auf dem gegenwärtigen Niveau zu belassen. Im Übrigen rät der IWF angesichts der Grösse der Bilanz der SNB zu weiteren Anstrengungen, um die Eigenmittel der Nationalbank zu erhöhen.

Der IWF teilt die Ansicht des Bundesrates, dass zur Zeit kein Konjunkturprogramm nötig ist. Um vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung die Nachhaltigkeit der öffentlichen Finanzen zu sichern, betont der IWF die Bedeutung einer zügigen Umsetzung der laufenden Reform der Altersvorsorge. Auch betont er die Bedeutung einer raschen Umsetzung der Unternehmenssteuerreform III.

Schliesslich begrüsst der IWF die Fortschritte bei der Stärkung der Stabilität des Finanzsektors, namentlich bei der Kapitalausstattung der Banken, den Vorhaben zur Regulierung sowie im Rahmen der Finanzmarktaufsicht. Zugleich ortet der IWF weiteren Handlungsbedarf. Zum einen ermuntert er die FINMA, den Einsatz externer Revisoren weiter zu verbessern. Weiter sollten die Aufsichtsbehörden nach Ansicht des IWF die Auswirkungen von Frankenstärke und Niedrigzinsen auf Pensionskassen und Lebensversicherer verstärkt beobachten. Die Mindestanforderung an die ungewichtete Leverage Ratio der systemrelevanten Banken sollte erhöht werden. Auch regt der IWF an, den schweizerischen Einlegerschutz an die internationalen Standards anzugleichen. Schliesslich sollten nach Dafürhalten des IWF die Entwicklungen von Hypothekarmarkt und Immobiliensektor weiterhin aufmerksam beobachtet werden.

Die Delegation des IWF hat das diesjährige Länderexamen vom 13. bis 23. März 2015 in Bern und Zürich durchgeführt. Die regelmässige Beurteilung der Wirtschafts- und Finanzlage seiner Mitgliedsstaaten im Rahmen der so genannten Artikel-IV Konsultation ist ein Kernelement der wirtschaftspolitischen Überwachungstätigkeit des IWF.  


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