Bundesrat heisst Bericht zur besseren und längeren Nutzung von Produkten gut

Bern, 28.11.2014 - Der Bundesrat hat an seiner heutigen Sitzung den Bericht zum Postulat «Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten» der Grünen Fraktion gutgeheissen. Er kommt zum Schluss, dass Massnahmen zur Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten am wirksamsten sind, wenn sie von den Produzenten, vom Handel oder von den Konsumentinnen und Konsumenten selbst ausgehen. Der Bund soll dafür gute Rahmenbedingungen schaffen.

Das Postulat «Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten» (12.3777) der Grünen Fraktion verlangt eine Untersuchung, wie die Umweltauswirkungen des Schweizer Konsums bestimmter Produkte durch die Optimierung ihrer Lebens- und Nutzungsdauer reduziert werden können. Der Nationalrat hatte das Postulat am 14. Dezember 2012 angenommen. An seiner heutigen Sitzung hat der Bundesrat den aufgrund dessen erarbeiteten Bericht «Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten» gutgeheissen.

Gute Rahmenbedingungen

Der Bundesrat kommt in seinem Bericht zum Schluss, dass Massnahmen zur Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten am wirksamsten sind, wenn sie von den Produzenten, vom Handel oder von den Konsumentinnen und Konsumenten selbst ausgehen. Es sei nicht Aufgabe des Bundes, in die Produktentwicklung einzugreifen. Vielmehr sollen gute Rahmenbedingungen für nachhaltige Produkte geschaffen werden. Vieles zur Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten wird bereits umgesetzt, bspw. in den Bereichen Kundeninformationen, verbesserte Garantieregelungen oder Reparaturdienstleistungen. Zusätzliche Anstrengungen wie etwa die höhere Gewichtung ökologischer Aspekte bei der Ausbildung von Fachkräften (Ökodesign) oder die Förderung ressourcenschonender Lebensstile sind laut Bundesrat im Dialog mit den Akteuren zu vertiefen.

Ganzer Lebenszyklus entscheidend

Der Bericht des Bundesrats basiert auf einer im Auftrag des Bundesamts für Umwelt BAFU verfassten Studie. Sie definiert Massnahmen, die dazu beitragen könnten, dass Produkte über die ökologisch optimale Zeitdauer verwendet werden können. Im Fokus stehen Gebrauchsgüter wie etwa elektrische und elektronische Geräte oder Bekleidung, aber auch für den einmaligen Verbrauch bestimmte Güter wie Kosmetikartikel.

Die Studie zeigt, dass Produkte die Umwelt nicht nur bei deren Herstellung und Entsorgung, sondern auch während der Nutzung belasten. Bei manchen Produkten können die Umweltwirkungen während der Nutzungsphase sogar so gross werden, dass sich aus Umweltsicht ein Ersatz lohnt, bevor ein Gerät defekt ist. Um sinnvolle Entscheidungen zu treffen, muss deshalb der ganze Lebenszyklus - von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung - betrachtet werden (siehe Kasten). Mögliche Massnahmen zur Optimierung der Lebens- und Nutzungsdauer von Produkten bewegen sich deshalb in einem komplexen Umfeld mit verschiedensten Akteuren aus Produkte-Design, Produktion, Handel und Konsum. Die grenzüberschreitenden Warenströme bedingen zudem, dass auch der internationale Kontext beachtet wird. Weiter können ähnliche Produkte sehr unterschiedliche Auswirkungen auf die Umwelt haben. Auch das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer bestimmt die Umweltwirkungen massgeblich und spielt für die optimale Nutzungsdauer eines Produkts eine Rolle.

Die negativen Umweltauswirkungen von Produkten sollen auf ihrem ganzen Lebensweg reduziert werden. Dazu verfolgt der Bundesrat, auch im Rahmen des im März 2013 verabschiedeten Aktionsplans zur grünen Wirtschaft, zwei Stossrichtungen: Zum einen sollen mehr ökologisch optimierte Produkte angeboten werden. Zum anderen sollen Information und Sensibilisierung umweltbewusste Nutzungsentscheide und Lebensweisen fördern.

Kasten: Beispiele für «gleiche» Produkte mit unterschiedlichen Nutzungsprofilen

Die durchschnittliche effektive Nutzungsdauer von privaten Bohrmaschinen für den Haushalt beträgt insgesamt rund 11 Minuten. Eine professionelle Bohrmaschine, welche z.B. 2000 Stunden durchhält, wäre für den privaten Nutzer also das falsche Produkt, weil sie aufgrund der langlebigen Bauweise viel zu teuer wäre. Hingegen lohnt sich eine solche Investition für eine professionelle Nutzung sehr wohl, da ein Handwerker ansonsten jährlich mehrere Haushaltsbohrmaschinen verbrauchen und damit unnötig Ressourcen verschwenden würde.

Steht ein Kühlschrank im Dauerbetrieb in der Küche, fallen die Umweltwirkungen der Nutzungsphase (insb. durch den Stromverbrauch) stärker ins Gewicht, als wenn ein Kühlschrank im Partykeller nur zeitweilig genutzt wird. Auf Grund der wenigen Betriebsstunden gewinnen in diesem Fall die Umweltwirkungen von Herstellung und Entsorgung des Kühlschranks an Bedeutung. Der Ersatz eines Kühlschrankes in der Küche durch ein energieeffizienteres Modell kann somit ökonomisch wie ökologisch vorteilhaft sein, das alte Gerät kann jedoch im Partykeller aus ökologischer Sicht weiterhin sinnvoll genutzt werden.


Adresse für Rückfragen

Anders Gautschi, Abt. Ökonomie und Umweltbeobachtung, Bundesamt für Umwelt BAFU, Tel. +41 58 463 13 17



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