Aufschwung dürfte sich festigen und den Arbeitsmarkt erreichen

Bern, 18.03.2014 - Konjunkturprognosen der Expertengruppe des Bundes – Frühjahr 2014* - Die Expertengruppe des Bundes hält an ihrer bisherigen Einschätzung (von Dezember 2013) fest, dass sich in der Schweiz der Konjunkturaufschwung 2014 und 2015 weiter festigen dürfte. Nach soliden 2% im Jahr 2013 wird eine weitere Beschleunigung des BIP-Wachstums auf 2,2% 2014 sowie 2,7% 2015 prognostiziert. Dabei dürfte im Zuge einer sich sukzessive verbessernden Weltkonjunktur auch der Aussenhandel nach einigen verhaltenen Jahren wieder vermehrt positive Impulse liefern und so die weiterhin robuste Binnennachfrage abrunden. Angesichts des freundlichen Konjunkturausblicks ist auch am Arbeitsmarkt sukzessive mit einer Verbesserung zu rechnen (Rückgang der Arbeitslosenquote von 3,2% 2013 auf 3,1% 2014 und 2,8% 2015).

Internationale Konjunktur
Die internationale Konjunktur scheint allmählich festeren Tritt zu fassen, auch wenn das Gesamtbild nach wie vor uneinheitlich ist. In vielen Industrieländern setzten sich die positiven Tendenzen des zweiten Halbjahrs 2013 im Frühjahr 2014 weiter fort. Vor allem in den USA hat die konjunkturelle Dynamik weiter an Breite gewonnen. Dank einer gefestigten privaten Konsum- und Investitionsnachfrage sowie nachlassender Bremseffekte von der Fiskalpolitik dürfte die US-Wirtschaft 2014 und 2015 in lebhaftem Tempo wachsen.

Auch im Euroraum bessert sich die Konjunkturlage langsam. Zwar kann noch nicht von einem robusten Aufschwung gesprochen werden, immerhin aber wächst die Wirtschaft seit einigen Quartalen wieder leicht, wobei auch in den von der Schuldenkrise geplagten Peripherieländern die schwere Rezession abgeklungen ist. In Letzteren wird es allerdings teilweise noch Jahre dauern, bis die starken Wirtschaftseinbrüche der letzten Jahre wieder aufgeholt sind und die hohe Arbeitslosigkeit spürbar zu sinken beginnt. Zudem wird die Erholung in diesen Ländern weiterhin durch die noch nicht abgeschlossene Fiskalkonsolidierung sowie die schwach kapitalisierten Banken belastet. Im gesamten Euroraum dürfte sich die Konjunkturerholung weiter festigen, wenn auch in moderatem Tempo (erwartetes BIP-Wachstum 2014 +1%, 2015 +1,5%).

Im Gegensatz zu den Besserungstendenzen in den entwickelten Volkswirtschaften ist in vielen Schwellenländern die Konjunktur nach wie vor ausser Tritt. Im Zuge der beginnenden geldpolitischen Wende in den USA kam es anfangs 2014 abermals zu abrupten Kapitalabflüssen. Um die Situation zu stabilisieren und dem Risiko eines sich verschärfenden Währungszerfalls entgegenzuwirken, sahen sich diverse Länder zu einer restriktiveren Geldpolitik veranlasst, wodurch ihre Konjunktur zusätzlich gebremst wird. Die Wachstumserwartungen bleiben somit vorerst relativ verhalten.

Konjunkturprognose Schweiz
Die Schweizer Wirtschaft wuchs über das gesamte Jahr 2013 im europäischen Vergleich erneut ansehnlich um 2%, auch wenn das 4. Quartal eher moderat ausfiel (+0,2% gegenüber dem Vorquartal). Auch Ende 2013 verlief die Wirtschaftsentwicklung immer noch zweigeteilt zwischen dynamischer Binnenwirtschaft (Bau, viele Dienstleistungssektoren) und gedämpften exportorientierten Sektoren (insbesondere Industrie, aber auch Finanzdienste). Die vermehrt positiven Impulse aus den USA und der EU lassen aber eine positive Entwicklung der schweizerischen Exporte erwarten, worauf auch die aufgehellten Umfragen aus der Exportindustrie hindeuten. Auch für die Ausfuhren von Dienstleistungen (Tourismus und übrige Dienstleistungen) ist für dieses und nächstes Jahr mit Zuwächsen zu rechnen. Damit dürfte der Aussenhandel 2014 und 2015 erstmals wieder, nach einigen mageren Jahren, positive Wachstumsimpulse liefern.

Die robuste Inlandkonjunktur, welche in den letzten Jahren hauptsächlich das Wachstum getragen hat, dürfte sich fortsetzen, wobei sich gewisse Verschiebungen zwischen den einzelnen Komponenten abzeichnen. Die sich aufhellenden Exportaussichten und besser ausgelastete Kapazitäten lassen ein Anspringen der Ausrüstungsinvestitionen erwarten, die bislang einen Schwachpunkt in der Konjunkturerholung darstellten. Demgegenüber dürften die Bauinvestitionen nach dem starken Jahr 2013 (Zunahme um 3,8%) ihren Höhepunkt erreicht haben und 2014 und 2015 einer leichten Wachstumsverlangsamung entgegensehen. Grundsätzlich bleibt das Umfeld für die Bauwirtschaft angesichts der steigenden Bevölkerung und weiterhin günstiger Finanzierungskonditionen aber freundlich. Auch der private Konsum dürfte seine lebhafte Expansion fortsetzen, wenn auch im Vergleich zu 2013 leicht verlangsamt.

Insgesamt behält die Expertengruppe ihre Einschätzung der letzten Prognose (Dezember 2013) nahezu unverändert bei: Der Konjunkturaufschwung in der Schweiz dürfte 2014 und 2015 sowohl an Stärke als auch an Breite - Aussen- und Binnenwirtschaft tragen bei - gewinnen. Nach +2% im Jahr 2013 wird für 2014 ein BIP-Wachstum von 2,2% (bisherige Prognose +2,3%) und für 2015 eine weitere Beschleunigung auf 2,7% (unverändert) prognostiziert.

Am Arbeitsmarkt hellt sich das Bild zusehends auf. Mittlerweile nimmt auch in der Industrie, nach länger andauerndem Stellenabbau, die Beschäftigung wieder zu. Bei der (saisonbereinigten) Arbeitslosigkeit kam der leichte Anstieg gegen Ende 2013 zum Stillstand, und in den ersten beiden Monaten von 2014 sank die (saisonbereinigte) Arbeitslosenzahl geringfügig. Angesichts des positiven Konjunkturausblicks dürfte sich die Erholung am Arbeitsmarkt fortsetzen und verstärken, was sich in einem prognostizierten Rückgang der Arbeitslosenquote von 3,2% 2013 auf 3,1% 2014 und 2,8% 2015 niederschlägt (unveränderte Prognose).

Konjunkturrisiken
Nachdem in den letzten Jahren die Risiken für die schweizerische Wirtschaftsentwicklung hauptsächlich von der fragilen Verfassung der Weltkonjunktur ausgingen, sind mit der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative die Unsicherheiten über die zukünftige Ausgestaltung der Beziehungen mit der EU in den Fokus gerückt. Zum einen ist unklar, wie stark die zukünftigen Rekrutierungsmöglichkeiten von ausländischen Arbeitskräften für die Unternehmen erschwert werden wird. Zum andern steht die Ausgestaltung des bilateralen Weges der Schweiz mit der EU generell in der Schwebe. Die längerfristigen wirtschaftlichen Konsequenzen sind derzeit noch kaum abschätzbar, weil sie stark von der konkreten Umsetzung der Initiative (etwa der Ausgestaltung des Kontingentsystems) und der zukünftigen Beziehung der Schweiz mit der EU abhängen. Ein potenzielles Risiko für die konjunkturelle Entwicklung in den kommenden Quartalen besteht darin, dass sich die erhöhte Planungsunsicherheit dämpfend auf das Investitionsverhalten der Firmen auswirken (Aufschieben von Investitionsvorhaben) und die Konjunktur- und die Beschäftigungsdynamik  beeinträchtigen könnte. Gegen eine kurzfristige Investitionsschwäche spricht allerdings, dass dem möglichen negativen Effekt der erhöhten Unsicherheit andere positive Faktoren für die Investitionskonjunktur (anziehende Weltkonjunktur, höhere Kapazitätsauslastung, tiefe Zinsen) gegenüberstehen. Die Unternehmensumfragen seit Annahme der Initiative zeigen fürs erste kein grundlegend geändertes Bild, sondern für Februar eine Fortsetzung der seit einigen Monaten festzustellenden Stimmungsverbesserung (z.B. Einkaufsmanagerindex und KOF-Barometer). Ihre weitere Entwicklung in den kommenden Monaten gilt es jedoch aufmerksam zu verfolgen.

Davon abgesehen bleiben auch die weltwirtschaftlichen Risiken weiterhin präsent. So steht die wirtschaftliche Erholung im Euroraum immer noch auf wackligen Füssen. Insbesondere in den südlichen Ländern dürfte die Beibehaltung der Fiskalkonsolidierung in einem Umfeld hoher Arbeitslosigkeit weiterhin eine Herausforderung darstellen. Allfällige Rückschläge bei den Wirtschaftsreformen im Euroraum könnten an den Finanzmärkten für Verunsicherung sorgen, im ungünstigen Fall gar zu einem Wiederaufflackern der Schuldenkrise führen. Ein weiteres Risiko besteht in der in den vergangenen Monaten zutage getretenen Verwundbarkeit vieler Schwellenländer gegenüber Kapitalabflüssen, welche sich im Zuge der geldpolitischen Normalisierung in den USA ("Tapering") erneut verstärken könnten. Schliesslich bildet der derzeitige Konflikt Russland/Ukraine einen schwer abschätzbaren geopolitischen Risikofaktor, etwa im Fall einer kriegerischen Eskalation, welche die internationale Energieversorgung beeinträchtigen könnte. Auf der anderen Seite gilt es jedoch auch zu erwähnen, dass die im Vergleich zu den letzten Jahren alles in allem doch gefestigter erscheinende Weltkonjunktur durchaus auch ein Potenzial für eine höher als erwartete Auslandnachfrage für gewisse Sektoren und Länder bietet.

* Die Expertengruppe des Bundes für die Konjunkturprognosen publiziert viermal pro Jahr eine Prognose der konjunkturellen Entwicklung in der Schweiz. Die aktuelle Prognose von März 2014 wird in dieser Medienmitteilung kommentiert. Die aktuelle Ausgabe der "Konjunkturtendenzen", eine vierteljährliche Publikation des SECO, integriert diese Prognosen und vertieft weitere Aspekte der gegenwärtigen konjunkturellen Entwicklung. Diese Publikation erscheint in gedruckter Form als Beilage der Februar-, April-, Juli-, und Oktobernummern der Zeitschrift "Die Volkswirtschaft" (www.dievolkswirtschaft.ch). Ausserdem ist sie kostenlos auf dem Internet im PDF-Format verfügbar (http://www.seco.admin.ch/themen/00374/00375/00381/index.html?lang=de).


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