Schweizer Gesundheitssystem erhält im internationalen Vergleich gute Noten

Bern, 14.11.2013 - Die Mehrheit der Schweizer Bevölkerung fühlt sich gesund. Sie ist zudem der Meinung, dass unser Gesundheitssystem gut bis sehr gut funktioniert und deshalb keine grundlegenden Reformen nötig sind. Dies hat eine breite internationale Bevölkerungsbefragung ergeben, die unter der Schirmherrschaft des Commonwealth Funds in 11 Ländern durchgeführt wurde. Neben der insgesamt guten Bewertung gab es aber punktuell auch Kritik, etwa an der Anzahl überflüssiger medizinischer Tests und an der mangelnden Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und Spezialisten.

Der Commonwealth Fund lässt alle drei Jahre eine telefonische  Bevölkerungsbefragung in mehreren Ländern durchführen, darunter auch in der Schweiz. Erstmals wurden dieses Jahr auch Personen mit Mobiltelefonen in die Stichprobe aufgenommen, um vermehrt auch Jugendliche einzubeziehen. Die Mehrheit der Menschen, die in der Schweiz leben, bezeichnen ihren Gesundheitszustand als gut bis ausgezeichnet. Von den 1500 befragten Personen sind 54 Prozent der Ansicht, dass das schweizerische Gesundheitssystem im Grossen und Ganzen gut funktioniert und nur kleine Änderungen nötig sind. Im internationalen Vergleich steht die Schweiz damit gut da. Nur Grossbritannien besitzt mit 61 Prozent einen höheren Anteil. In den übrigen Ländern liegt dieser Wert deutlich tiefer als in der Schweiz.

Sehr positiv wird auch der Zugang zu medizinischen Leistungen bewertet. Mit den kurzen Wartezeiten für eine Behandlung im Spital liegt die Schweiz hinter Deutschland auf dem zweiten Platz. Die Meinung zum Gesundheitssystem ist jedoch teilweise vom Gesundheitszustand abhängig. Personen mit mittelmässigem oder schlechtem Gesundheitszustand haben meist eine weniger gute Meinung über das Gesundheitssystem (40 Prozent) als Personen mit sehr gutem oder ausgezeichnetem Gesundheitszustand (60 Prozent).

Bei der medizinischen Grundversorgung durch Hausärztinnen bzw. Hausärzte liegt die Schweiz im internationalen Vergleich ebenfalls weit vorne. Von den befragten Personen wenden sich über 96 Prozent bei einem gesundheitlichen Problem zuerst an die Hausärztin bzw. den Hausarzt. Der weitaus grösste Teil (94 Prozent) gibt den
Hausärzten gute bis ausgezeichnete Noten.

Rund vier von fünf befragten Personen erhalten bei einem medizinischen Anliegen oft oder immer am selben Tag eine Antwort von ihrer Hausärztin bzw. ihrem Hausarzt (78 Prozent). Mit einem Anteil von fast 30 Prozent hat die Schweiz zudem den zweithöchsten Anteil von Personen, die sich bei einem medizinischen Anliegen per Email beim Arzt melden können. Rund die Hälfte davon hat diese Möglichkeit in den zwei Jahren vor der Befragung auch tatsächlich genutzt.

In einem Punkt hat die Zufriedenheit etwas abgenommen, und zwar bei der Frage, ob die Ausführungen der Hausärztin bzw. des Hausarztes verständlich sind. Waren im Jahr 2010 noch 94 Prozent zufrieden darüber, wie der Hausarzt die medizinischen Sachverhalte erklärt, sind es 2013 noch 87 Prozent. Die Schweiz fällt damit im internationalen Vergleich vom ersten Platz im Jahr 2010 auf den neunten Platz im Jahr 2013.

Eine wachsende Unzufriedenheit ist zudem bei der Koordination zwischen Hausärztin/Hausarzt und Spezialistin/Spezialist zu verzeichnen. Rund ein Viertel
(24 Prozent) der befragten Personen, die in den zwei Jahren vor der Befragung eine spezialärztliche Behandlung hatten, berichten, dass die Spezialistin bzw. der Spezialist von der Hausärztin bzw. dem Hausarzt keine medizinischen Informationen über den Grund für die Behandlung bekommen hatte. Dieser Anteil ist der höchste unter den elf beteiligten Ländern und ist in der Schweiz zwischen 2010 und 2013 signifikant von 15 Prozent auf 24 Prozent gestiegen.

Kritischer als bei der letzten Befragung im Jahre 2010 ist auch die Einschätzung zur Anzahl überflüssiger medizinischer Tests. Rund 19 Prozent der befragten Personen in der Schweiz haben das Gefühl, dass in den zwei Jahren vor der Befragung eine Ärztin bzw. ein Arzt mindestens einen überflüssigen medizinischen Test angeordnet hat. Damit steht die Schweiz im internationalen Vergleich an der Spitze. Das Gefühl, dass überflüssige medizinische Tests angeordnet würden, war 2010 in der Schweiz 2010 noch weniger verbreitet (11 Prozent).

Die Resultate der Bevölkerungsbefragung bestätigen, dass im Bereich der Grundversorgung und der medizinischen Vernetzung ein gewisser Handlungsbedarf besteht. In der Strategie "Gesundheit2020" des Bundesrates sind die Förderung zeitgemässer Versorgungsangebote, die Erhöhung der Versorgungsqualität und der vermehrte Einsatz elektronischer Hilfsmittel denn auch als Ziele verankert. Erste Massnahmen wurden ergriffen oder sind bereits in Umsetzung. Dazu gehören der Masterplan "Hausarztmedizin und medizinische Grundversorgung" und die Umsetzung der Qualitätsstrategie des Bundes, mit denen der Stellenwert der Hausarztmedizin und  die Sicherheit und Qualität bei medizinischen Behandlungen erhöht werden sollen. Zudem soll der Einsatz elektronischer Patientendossiers mit einem neuen Gesetz aktiv gefördert werden, um die Zusammenarbeit und den Informationsfluss zwischen den verschiedenen Akteuren und den Patienten zu verbessern.

Die Resultate der internationalen Befragung wurden an einem Ministertreffen des Commonwealth Fund zwischen dem 13. und 15. November 2013 in Washington diskutiert. Der Commonwealth Fund ist eine private Stiftung, die die Förderung gut funktionierender und effizienter Gesundheitssysteme mit besserem Zugang zur Krankenversicherung und die Qualitätsverbesserung der Leistungen zum Ziel hat. Die Schweizer Delegation war am Treffen durch BAG-Direktor Pascal Strupler vertreten.

Die telefonische Erhebung «International Health Policy Survey 2013» wurde in elf Ländern bei der Allgemeinbevölkerung ab 18 Jahren durchgeführt. Der Fragebogen umfasst ein breites Themenspektrum und reicht von der allgemeinen Meinung über das Gesundheitssystem bis hin zu den Erfahrungen mit medizinischen Leistungen. Teilgenommen haben Australien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Kanada, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, die Schweiz und die USA. Die Schweiz beteiligt sich seit 2010 an dieser gesundheitspolitischen Erhebung. Zum ersten Mal können in der Schweiz nun zeitliche Vergleiche zwischen den Jahren 2010 und 2013 bei der Allgemeinbevölkerung durchgeführt werden. Diese Vergleiche müssen indes mit Vorsicht interpretiert werden. Es ist nicht auszuschliessen, dass mit der  Erweiterung der Stichprobe auf Personen mit Mobiltelefon eine teils kritischere Bevölkerungsschicht erreicht wurde.


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