Nacht der Nominationen

Solothurn, 30.01.2013 - Rede von Bundesrat Alain Berset anlässlich der Nacht der Nominationen für den Schweizer Filmpreis - Es gilt das gesprochene Wort.

Meine Aufgabe ist es, gute Rahmenbedingungen für die Kultur zu schaffen. Und nicht zu sagen, welche Filme Sie machen sollen.

Die Rahmenbedingungen bilden das Filmgesetz und die Filmförderverordnung. Natürlich müssen diese Rahmenbedingungen der Gegenwart angepasst werden, sollten daraus Nachteile für die Angebotsvielfalt oder die Filmherstellung entstehen. Daher prüfen wir die Ausweitung der Verleihrechte auf online-Angebote und auch die Reinvestition von succès-Guthaben in internationale Koproduktionen.

Morgen gehen die Solothurner Filmtage zu Ende. Wir sahen und sehen die Ernte des Schweizer Films des vergangenen Jahres. Und eine Vorschau auf das neue Kinojahr.

Einen Höhepunkt habe ich heute in der Reithalle genossen. Den Film „L'enfant d'en haut" von Ursula Meier. Ist nicht dieses eindrückliche Schlussbild mit der Gondelbahn und den verkehrten Wegen der Begegnung sinnbildlich die Antwort darauf, dass nur der Dialog und der Austausch uns weiterhelfen?

Nach der Ouverture von „L'enfant d'en haut" an der Berlinale folgte eine beispielhafte weltweite Aufmerksamkeit. Mit diesem Film weiss Hollywood einmal mehr, dass es in der Schweiz ambitionierte Filmschaffende gibt.

Schweizer Spielfilme waren auch an den wichtigsten internationalen Filmfestivals in Cannes, in Toronto und Venedig präsent. Holten Preise und viel Renommee. Dies zeigt, dass das Schweizer Filmschaffen internationale Beachtung findet. Und sich in einem anspruchsvollen Wettbewerb behaupten kann.

Beachtung und Renommee für den Schweizer Spielfilm... und trotzdem war das Kinojahr für ihn ein hartes Stück Arbeit. Die Arbeit wurde an der Kinokasse wenig belohnt.

Das vergangene Jahr stand wohl eher im Zeichen des Schweizer Dokumentarfilms... „More than honey" von Markus Imhoof - beeindruckende Bilder und eindrücklich, wie thematisiert wird, dass die Bedrohung der Bienen auch eine Gefahr für die Menschheit darstellt. Viele sahen sich auch „Hiver nomade" von Manuel von Stürler an - diese Schafhirtenwanderung ins dritte Jahrtausend. Belohnt mit dem Europäischen Filmpreis für den besten Dokumentarfilm.

Diese beiden Dokumentarfilme haben übrigens bemerkenswerte Hauptdarsteller. Bienen und Schafe.

Vielleicht passen diese Hauptdarsteller nicht zum roten Teppich. Aber auch das ist wohl eine Eigenart von uns. Macht unsere Filme aus. Und diese holen Preise, sind überraschend, locken zahlreich Menschen ins Kino, erfreuen und bewegen sie.

Ich weiss: Erfolg ist nicht planbar. Ein Bonmot sagt: Viele verdanken ihre Erfolge den Ratschlägen, die sie nicht befolgt haben.

Kino entsteht in der Gegenwart, ist aber für die Zukunft gedacht. Wer weiss heute, mit welchen Geschichten man das Publikum in drei Jahren in die Kinos lockt? So wie in der Politik, sind manchmal brandaktuelle Themen morgen bereits wieder passé.

Diese Ungewissheit fordert heraus. Wer kennt schon die Zukunft? Mit Propheten und Wahrsagern redet man am besten in der Vergangenheitsform.

Daher braucht es beim Filmemachen den Mut zum Risiko. Wie für jedes andere Unternehmen auch. Mut zu Filmgeschichten eben, die erzählt werden müssen - und nicht nur erzählt werden sollten. Die Schweiz gibt Inhalte her. Das Publikum will diese Geschichten sehen. Das zeigt der grosse Erfolg von „Der Verdingbub" oder „Vol spécial". Trotz ihrer schweren Inhalte - oder genau deswegen - interessieren und berühren sie.

Ce qui touche dans notre cinéma, plus que toute autre recette miracle, c'est la richesse de son contenu et son authenticité. Ce qui me touche, c'est sa diversité.

La Confédération s'engage pour la défense de ces valeurs et soutient la diversité de l'offre et de la production cinématographiques car c'est elle notre richesse, notre marque de fabrique.

Le cinéma suisse n'a pas pour ambition de concurrencer les grosses industries. Ceux qui le regrettent, peuvent aller tenter leur chance ailleurs. Car en tant que Ministre de la culture, je soutiens que c'est en cultivant notre différence que nous garderons un 7e art fécond, concurrentiel, surprenant et audacieux.

C'est le meilleur moyen pour que le cinéma suisse ne devienne pas une marque sous laquelle tous les films sont interchangeables. Des marques comme Bollywood, Hollywood, Nollywood auxquelles nous associons immédiatement des recettes, des codes et des normes. Chacun de vos films est et restera unique.

Le cinéma suisse doit continuer de pouvoir faire se côtoyer des histoires d'amour adolescentes contées en italien, des comédies grand public en suisse-allemand, des documentaires en français sur une réalité éloignée. Et l'année suivante, on prendra les langues, les réalités, les histoires, la fiction, le documentaire, on mélangera les ingrédients et on obtiendra une image toute autre de notre cinéma, du cinéma suisse.

Je ne viendrai peut-être pas chaque année à Soleure faire l'éloge des chiffres et des statistiques d'entrées, parler de plébiscites populaires et de prix internationaux.

Mais tant que vous ferez des films indispensables, avec la passion et l'envie de les faire partager, je défendrai le cinéma suisse pour ce qu'il est : un îlot de diversité, une source de richesse et d'inspiration, le cinéma audacieux d'un petit pays qui ose se battre dans la cour des grands, celui qui passe plus facilement les frontières internationales que les barrières linguistiques.

Um die Visibilität Ihres Filmschaffens geht es beim Schweizer Filmpreis. Dazu werden heute Abend die Nominationen präsentiert.

Die Gewinner werden in den nächsten vier Jahren abwechselnd in Genf und Zürich gefeiert. Damit unterstreicht der Bund, dass es sich bei dieser höchsten Auszeichnung für Filme aus der Schweiz um ein nationales Ereignis handelt. Das die beiden grössten Sprachregionen zusammenführt. Und die kleinsten Sprachregionen nicht vergisst.

Die Verleihungen sollen ein Publikumsereignis bilden. Die parallelen Vorführungen der nominierten Filme in den beiden Städten beziehen die regionale Bevölkerung ein.

Dies ist für Sie die gute Gelegenheit, Ihre Filme einem Publikum zu präsentieren. Und mit Ihrem Publikum darüber zu diskutieren.

Die Begegnung - vielleicht auch die Konfrontation - ist sicherlich spannend. Und wenn es schief geht, so trösten Sie sich mit der Gewissheit: Mein Film ist ein Meisterwerk - bloss das Publikum war eine totale Fehlbesetzung.

Nun bin ich gespannt - und Sie erst... - welche Filme nominiert sind. Und am 23. März erfahren wir in Genf, an wen der Schweizer Filmpreis geht. Das werde ich mir nicht entgehen lassen.


Adresse für Rückfragen

Peter Lauener, Pressesprecher EDI, Tel. 079 650 12 34


Herausgeber

Eidgenössisches Departement des Innern
http://www.edi.admin.ch

Generalsekretariat EDI
http://www.edi.admin.ch

Bundesamt für Kultur
http://www.bak.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-47603.html