Hausärztinnen und Hausärzte geben dem Schweizer Gesundheitssystem gute Noten

Bern, 20.11.2012 - Die Hausärztinnen und Hausärzte in der Schweiz sind mit ihrer Tätigkeit im internationalen Vergleich überdurchschnittlich zufrieden. Die Zusammenarbeit mit den Spezialisten und der Zugang der Patienten und Patientinnen zu medizinischen Leistungen werden ebenfalls positiv beurteilt. Dies geht aus einer internationalen Umfrage hervor, die an einem Symposium des Commonwealth Fund vorgestellt wurde. Das Schweizer Gesundheitssystem erhält von den Hausärzten und Hausärztinnen insgesamt gute Noten. Allerdings bestehe auch Handlungsbedarf, etwa beim Einkommen, beim Arbeitsvolumen oder beim Einsatz elektronischer Praxis-Informationssysteme.

Bei der Befragung unter den Grundversorgern standen zwei Themen im Zentrum: die Zufriedenheit mit der ärztlichen Tätigkeit und dem Gesundheitssystem, und die Anwendung elektronischer Informationssysteme. Teilgenommen haben Hausärzte in Australien, Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Kanada, Neuseeland, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, der Schweiz und den USA. In der Schweiz wurden im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit BAG und der Ärztevereinigung FMH rund 1000 Ärztinnen und Ärzte der Grundversorgung befragt.

Die Zufriedenheit der Schweizer Grundversorger mit ihrer ärztlichen Tätigkeit ist im internationalen Vergleich hoch: 84% äussern sich zufrieden oder sehr zufrieden; die Aus- und Weiterbildung bewerten 92% als gut oder sehr gut. Auch beim Zugang zu medizinischen Leistungen nimmt die Schweiz nach Meinung der Grundversorger eine Spitzenposition ein. Der grösste Teil der Patienten (88%) erhalte ohne Mühe spezielle Diagnosetests und müsse kaum auf eine Behandlung warten. Die Mehrheit (88%) bekomme beim Hausarzt einen Termin am selben oder am nächsten Tag, wenn sie es wünschten. Positiv bewertet wird auch die Zusammenarbeit mit den Spezialärzten: 96% der Grundversorger erhalten vom Spezialisten immer oder oft alle relevanten Gesundheitsinformationen. 87% werden auch über Änderungen bei der Medikation oder der Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten informiert.

Kritischer fallen die Antworten zu Einkommen, Arbeitsvolumen und administrativer Belastung aus. 57% der Grundversorger geben an, mit ihren Einkommen zufrieden oder sehr zufrieden zu sein. Wird das Einkommen aber mit jenem der Spezialisten verglichen, sinkt die Zufriedenheit auf 17%. Knapp 90 Prozent arbeiten mehr als 55 Stunden pro Woche, was den zweithöchsten Wert im vorliegenden internationalen Vergleich bedeutet; nur in Frankreich wird mehr gearbeitet. Über 90% bezeichnen zudem den zeitlichen Aufwand für administrative Arbeiten zuhanden der Krankenkassen oder für Abrechnungen als Problem. Knapp die Hälfte der Grundversorger hält das Gesundheitssystem insgesamt für gut. Für die andere Hälfte braucht es Anpassungen, auch um den Hausarztberuf attraktiv zu halten.

Befragt wurden die Hausärzte auch zur Anwendung von Praxis-Informationssystemen. Weniger als die Hälfte der Befragten arbeitet mit elektronischen Patientendossiers, was im internationalen Vergleich den letzten Platz bedeutet. Die Grundversorger haben als Konsequenz daraus auch Schwierigkeiten, Patientenlisten zum Beispiel nach Diagnosen, Labortestergebnissen oder Medikamenten zu erstellen.

Verschiedene Vorlagen, die die aufgezeigten Lücken und Verbesserungspotentiale angehen, sind in der Schweiz in Vorbereitung oder bereits in Umsetzung. Dazu gehören der Masterplan "Hausarztmedizin und medizinische Grundversorgung" und die Umsetzung der Qualitätsstrategie des Bundes und der Strategie eHealth Schweiz. Mit dem Masterplan sollen anerkannte Probleme im Bereich der medizinischen Grundversorgung rasch angegangen und gelöst werden. Er wurde im Juni 2012 von Bundesrat Alain Berset gemeinsam mit der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren GDK und in Absprache mit anderen relevanten Partnern lanciert.

Die Resultate der internationalen Befragung wurden an einem Ministertreffen des Commonwealth Fund in Washington diskutiert, das vom 14. bis 16. November 2012 stattfand. Der Commonwealth Fund ist eine private Stiftung, welche die Förderung gut funktionierender und effizienter Gesundheitssysteme mit besserem Zugang zur Krankenversicherung und die Qualitätsverbesserung der Leistungen zum Ziel hat. Die Schweizer Delegation war am Treffen durch BAG-Direktor Pascal Strupler vertreten, dem für diesen Anlass vom Bundesrat der Titel eines Staatssekretärs zuerkannt wurde.


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