Alpenquerender Güterverkehr: Rückgang wegen Wirtschaftskrise und Gotthard-Sperre

Bern, 28.08.2012 - Der Strassen- wie auch der Schienengüterverkehr durch die Schweizer Alpen gingen im ersten Semester 2012 wegen der wirtschaftlichen Probleme in Europa deutlich zurück. Bei der Bahn verschärfte die Sperrung der Gotthard-Linie vom 5. Juni bis 2. Juli diese Entwicklung: Ihr Marktanteil sank gegenüber dem Strassentransport von 64.1% auf 63%.

Von Anfang Januar bis Ende Juni dieses Jahres gingen die alpenquerenden Gütertransporte auf der Schiene um 8.2% zurück. Den Ausschlag dafür gaben vor allem konjunkturelle Gründe. Die Bahn verzeichnete schon im ersten Quartal einen Rückgang. Dieser Trend verschärfte sich im zweiten Quartal, da die Gotthard-Schienenachse nach dem Felssturz bei Gurtnellen einen Monat lang nicht zur Verfügung stand. Ohne Gotthard-Sperre und unter der Annahme, dass sich der Schienengüterverkehr im Juni wie in den Monaten Januar bis Mai 2012 entwickelt hätte, hätte der Rückgang im ersten Halbjahr 2012 rund 5% statt 8.2 % betragen.

Während der Sperrung der Gotthard-Achse konnte ein beachtlicher Teil des Gotthard-Güterverkehrs über die Lötschberg-Simplon-Achse umgeleitet werden, wenn auch mit teils grossen Verspätungen. An Spitzentagen konnten bis zu 25 zusätzliche Züge über die Lötschberg-Simplon-Achse geführt werden. Rund 10 bis 20% des Gotthard-Güterverkehrs konnten zudem über ausländische Schienenkorridore abgewickelt werden, wie die Zahlen der Operateure im Kombinierten Verkehr zeigen. Dieser Verkehr wurde hauptsächlich über den Brenner geführt.

Der Anteil der Schienentransporte, die während der Gotthard-Sperre zurückgehalten wurden, scheint gering zu sein. Im Juli war kein Effekt sichtbar, der auf ein nachträgliches Abtragen aufgestauter Schienentransporte hinwies.

Die Zahl der alpenquerenden Lastwagenfahrten ging im ersten Halbjahr um 3% auf 628'000 LKW zurück. Ohne Sperrung der Gotthard-Bahnstrecke wäre der Rückgang bei 5% gelegen, d.h. es wären im Monat Juni 102‘000 statt 115‘000 schwere Güterfahrzeuge registriert worden. Hauptfaktor für den negativen Trend im Strassentransport sind die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in Europa, besonders in Italien. Aufgrund der Gotthard-Sperrung wurden rund 13'000 zusätzliche Fahrten auf der Strasse gezählt (rund 540 zusätzliche Fahrten pro Tag). Dies entspricht zusätzlichen 170‘000 Tonnen Güter auf der Strasse.

Insgesamt wurden im ersten Semester 2012 auf Strasse und Schiene 19.6 Millionen Tonnen Güter über die schweizerischen Alpenübergänge transportiert. Auf Basis einer Grobschätzung wurden aufgrund der Gotthardsperre insgesamt rund 260'000 Tonnen weniger Güter über die Schweizer Alpen transportiert. Ohne Sperrung hätte der Rückgang 5.3% statt der effektiv beobachteten 6.5% betragen. 


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