Ansprache aus Anlass des Ausflugs mit dem Diplomatischen Corps in den Kanton Jura

Bern, 28.06.2012 - Rede von Bundespräsidentin Eveline Widmer-Schlumpf

Herr Bundesrat

Frau Burkhalter

Herr Ständeratspräsident

Frau Bundeskanzlerin

Frau Regierungspräsidentin

Exzellenzen

Sehr geehrte Damen und Herren

Es ist mir eine grosse Freude, Sie heute im Namen des Bundesrats im Kanton Jura begrüssen und diesen prachtvollen Tag mit Ihnen verbringen zu dürfen. Ich danke den jurassischen Behörden herzlich für den warmen und grosszügigen Empfang, den sie uns heute bereiten.

Wir sind heute - Regierungspräsidentin Elisabeth Baume-Schneider hat es geschildert - beim Benjamin der Eidgenossenschaft zu Gast. Der Schaffung des Kantons Jura ist eine bewegte und teilweise schmerzvolle Geschichte vorausgegangen. Dies allein ist an sich Grund genug, Ihnen, sehr verehrte Vertreterinnen und Vertreter des diplomatischen Korps, diesen schönen Teil der Schweiz an der Landesgrenze zu Frankreich näher vorzustellen. Unser heutiger Gastgeber hat aber weit mehr zu bieten. Der Jura ist eine ländlich geprägte Region, welche sich durch eine hoch spezialisierte Wirtschaftsstruktur auszeichnet. Diese konzentriert sich vor allem auf die Uhrenindustrie, aber auch auf die Entwicklung neuer Technologien wie Biowissenschaften, Mikro- oder Umwelttechnologie.

Mit der Ansiedelung von neuen Wirtschaftszweigen begegnet der Kanton Jura den wirtschaftlichen Herausforderungen. Seine Bewohnerinnen und Bewohner sind es gewohnt, nach vorne zu schauen und für ihre Zukunft zu kämpfen. Mit dieser Willensleistung hat sich der Jura seine Stellung als eigenständige Gebietskörperschaft in der Schweiz erkämpft. Und mit der ihm eigenen Willenskraft, Unabhängigkeit, Offenheit und Kreativität wird er auch seine wirtschaftliche Entwicklung weiter vorantreiben. Wir haben heute auf eindrückliche Weise gesehen, wie der Kanton in seine wertvollste Ressource, die Arbeitskraft, investiert. Der Beruf des Uhrmachers ist ein Beruf mit Zukunft und die Ausbildung erfreut sich heute wieder einer grossen Nachfrage. Dass der Jura wohl der einzige Kanton der Schweiz ist, auf dessen Strassen Verkehrsteilnehmer von keiner einzigen Ampel gestoppt werden, passt zu dieser Aufbruchsstimmung.

Für mich steht der Kanton Jura deshalb symbolhaft für das Motto, unter welches ich mein Präsidialjahr gestellt habe: „Jetzt für die Zukunft". In meiner Neujahrsansprache habe ich meiner Überzeugung Ausdruck verliehen, dass wir angesichts der grossen Herausforderungen, vor welchen die Welt steht, heute die Antworten für die Zukunft finden müssen. Den Status quo zu verwalten genügt nicht mehr. Gefragt sind vielmehr die Übernahme von Verantwortung, Innovation und Initiative.

Jede Generation sieht sich mit der grossen Aufgabe konfrontiert, in ihren Entscheidungen und in ihrem Handeln auch an die nachfolgenden Generationen zu denken. Aber wohl noch nie war es so dringend wie heute, dass wir unsere Entscheidungen und unser Handeln konsequent auf die Zukunft ausrichten. Allzu lange haben wir ausgeblendet, dass wir mit dem Heute auch die Zukunft gestalten. Oder mit den Worten des römischen Philosophen Seneca und da wir in einem Kanton zu Gast sind, in welchem der Zeit eine besondere Bedeutung zukommt: „Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben, sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen". Die Welt lebt auf zu grossem Fuss. Wir tragen die grosse Verantwortung, unseren Kindern und Grosskindern wirtschafts-, sozial- und umweltverträgliche Fussabdrücke zu hinterlassen. Die kürzlich abgeschlossene Rio+20-Konferenz und ihr nicht sehr ambitioniertes Resultat bestärken mich in dieser Auffassung.

Die Uhr, deren Entstehung Sie heute mit eigenen Augen beobachten konnten, steht nicht nur als Symbol für den Mahnfinger, welcher unser zukunftsgerichtetes Handeln begleiten soll. Sie steht auch für Werte, auf welche wir in der Schweiz stolz sind: Qualität, Zuverlässigkeit, Präzision und Traditionsbewusstsein. Es gibt natürlich weitere Werte, die wir hochhalten. Dazu zählen eine weltoffene, solidarische, gastfreundliche Schweiz, welche die Zusammenarbeit mit ihren Partnern in der Welt pflegt. Die Schweiz trägt im Grossen wie im Kleinen zur Lösung der globalen Herausforderungen bei. Das gilt auch und insbesondere für unser Engagement zu Gunsten einer nachhaltigen Entwicklung; einer stetigen Aufgabe, die seit 1999 in unserer Verfassung verankert ist. Diese Werte und Überzeugungen finden ihren Ausdruck in der engagierten Aussenpolitik der Schweiz.

In Gesellschaft unserer jurassischen Gastgeber wünsche ich Ihnen allen einen wunderbaren Tag.


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