Influenza: Die Grippe darf nicht verharmlost werden

Bern, 11.12.1998 - Die mit der Grippe verbundenen Gefahren dürfen nicht unterschätzt werden. Im allgemeinen bleibt diese Krankheit für junge und gesunde Menschen ohne schwerwiegende Folgen. Bei älteren oder chronisch kranken Menschen hingegen kann eine Grippeerkrankung zu schwerwiegenden Komplikationen führen, insbesondere zu Lungenentzündung oder gar zum Tod. Durchschnittlich werden in der Schweiz jährlich rund 1‘800 Menschen wegen einer Grippeerkrankung hospitalisiert und es kommt zu etwa 400 Todesfällen. Deshalb wird eine Grippeimpfung allen über 65-jährigen oder chronisch kranken Personen empfohlen. Ebenfalls empfohlen ist sie für Medizinalpersonen in Spitälern (Pflegepersonal und Ärzte) sowie für Mitarbeiter in Alters- und Pflegeheimen oder im Spitex-Bereich.

Die Grippe ist nach wie vor eine ernstzunehmende Krankheit, deren Komplikationen oft unterschätzt werden. Die Zahl der durch die Grippe verursachten Erkrankungen und Todesfälle bei älteren Menschen und anderen Risikogruppen ist erheblich. Zudem muss ein bedeutender Teil der Arbeitsausfälle in den jüngeren Personengruppen der Grippe zugeschrieben werden. Die Grippeviren zeichnen sich durch eine starke genetische Vielfalt aus. Neu entstehende Stämme können bei ganz oder teilweise fehlender Immunität der Bevölkerung zu folgenschweren Epidemien oder Pandemien führen. In der Schweiz muss selbst in den Jahren ohne schwerwiegende Epidemie während der Grippeperiode mit 100'000 bis 230'000 Krankheitsfällen gerechnet werden. Jährlich werden durchschnittlich etwa 1‘800 Menschen wegen Grippe ins Spital eingewiesen. Die Todesfälle, die der Grippe angerechnet werden, belaufen sich jährlich auf mindestens 400, bei grossen Grippewellen sind es über 1‘000.

Die Grippeimpfung wird in erster Linie empfohlen für Personen mit einem erhöhten Komplikationsrisiko bei einer Influenza-Erkrankung (Herz- oder chronische Lungenerkrankungen, Stoffwechselstörungen), für Bewohner von Alters- und Pflegeheimen, für immungeschwächte Menschen, für die über 65-jährigen sowie für all jene, die eine Grippe auf Menschen mit erhöhtem Risiko übertragen können (Personal des Gesundheitswesens, nahe Kontaktpersonen). Die Impfung bietet während etwa sechs Monaten Schutz gegen die Krankheit oder ihre Komplikationen, wobei die Impfwirksamkeit je nach Alter, Allgemeinzustand und Übereinstimmung mit den zirkulierenden Viren zwischen 40% und 80% liegt. Die Impfung muss jährlich zwischen Mitte Oktober und Mitte November mit dem von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für das laufende Jahr bestimmten Impfstoff erneuert werden. Bei den über 65-jährigen oder Personen mit chronischen Leiden ist die Grippeimpfung kassenpflichtig.

Trotz erfolgter Impfung besteht aber die Möglichkeit, an der Grippe zu erkranken. Dies kann bei älteren Menschen vorkommen, die nach der Impfung keine genügende Immunität entwickeln. In diesen Fällen jedoch sind die Folgen der Erkrankung oft weniger schwerwiegend. Obwohl also die Impfung die Häufigkeit der Grippeerkrankungen nur teilweise reduziert, vermindert sie insbesondere die Zahl der Pneumonien und der tödlichen Krankheitsverläufe. Im Winter sind zahlreiche Mikroorganismen im Umlauf, welche Erkältungen verursachen, die oft mit der Grippe verwechselt werden können. Der Impfstoff ist wirkungslos gegen diese Infektionen. Es kommt aber auch vor, dass im Verlauf des Winters ein neues Grippevirus auftaucht, das zur Zeit der Herstellung des Impfstoffes nicht bekannt war und deshalb nicht einbezogen werden konnte. Die Wirkung des Impfstoffes ist dann vermindert.

Die Impfung kann begrenzte Reaktionen hervorrufen, die nach zwei Tagen wieder verschwinden. Hautrötungen, Schmerzen und Juckreiz können 12 bis 24 Stunden nach der Injektion des Impfstoffes lokal auftreten. Diese unerwünschten Nebenwirkungen treten jedoch bei weniger als einem Drittel der geimpften Personen auf. Zudem kann die Impfung bei einer Minderheit der geimpften Personen zu Fieber, Übelkeit, Muskelschmerzen und anderen grippeähnlichen Symptomen führen. Diese Reaktionen treten meistens bei Menschen auf, die noch nie mit einem Grippe-Antigen in Kontakt gekommen sind, insbesondere kleine Kinder. Die Symptome können bis zu zwei Tage dauern. Was die unmittelbaren Reaktionen vermutlich allergischer Art wie Nesselfieber, Schwellungen, Asthma und eine bedrohliche Immunüberreaktion betrifft, so treten diese nach einer Grippeschutzimpfung nur sehr selten auf.

Nationale und internationale Ueberwachung

Zwei Influenza-Virustypen beeinträchtigen die menschliche Gesundheit: Influenza A und Influenza B. Diese beiden Virentypen, die sich noch in Subtypen aufteilen, sind Gegenstand nationaler und internationaler Überwachung. Ein Expertengremium beurteilt die Situation aufgrund aller weltweit isolierten Virusstämme und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt darauf basierend jedes Jahr Empfehlungen für die Zusammensetzung des Impfstoffes bekannt. Der Impfstoff muss tatsächlich jährlich den neuen Virusstämmen angepasst werden. Die WHO hat kürzlich weltweit die Zahl der unter Beobachtung gestellten Regionen erhöht. Die Überwachung hat sich vor allem in China gebessert, dem Herkunftsland einer grossen Zahl neuer Grippeviren.

In der Schweiz wird die Überwachung des Grippeverlaufes durch das auf freiwilliger Meldung beruhende System „Sentinella" sichergestellt. Als Co-projekt des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) und der Fakultären Instanz für Allgemeinmedizin besteht „Sentinella" seit 1986. Zwischen 200 und 250 Ärzte verteilt über die ganze Schweiz teilen ihre Grippeverdachtsdiagnosen mit. Die Zusammenarbeit zwischen dem BAG und dem Nationalen Zentrum für Influenza in Genf erlaubt es, die vorherrschenden Grippestämme zu identifizieren und somit einen Beitrag zur jährlichen Anpassung des Impfstoffes zu leisten. Im Verlaufe der letzten 10 Jahre hat sich das Meldesystem „Sentinella" als nützliches Überwachungsinstrument für die Bewertung von Ausmass und Bedeutung der Grippe in unserem Land bewährt.

Vorbereitungen für den Fall eventueller Pandemien

Die Grippeüberwachung ist von grösster Bedeutung, um die Auswirkungen einer möglichen Pandemie möglichst gering zu halten. Die Grippeviren zeichnen sich durch eine grosse genetische Variabilität aus. Durch neu entstehende Stämme können bei ganz oder teilweise fehlender Immunität der Bevölkerung folgenschwere Epidemien oder Pandemien auftreten. Innerhalb der nächsten Jahre muss mit einer Grippepandemie gerechnet werden und die Industrienationen treffen Anstalten, um einem derartigen Ereignis entgegenzutreten. Auch in der Schweiz werden Massnahmen geprüft, um gegebenenfalls rasch Impfstoffe herstellen und die Pflegeinfrastruktur anpassen zu können.


Adresse für Rückfragen

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an das Bundesamt für Gesundheit (BAG), Tel. 031 322 95 05 oder an das Nationale Zentrum für Influenza (www.influenza.ch).



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