OECD-Umweltminister: Es gibt keine Alternative zur grünen Wirtschaft

Bern, 29.03.2012 - Am 29. und 30. März 2012 treffen sich die Umweltministerinnen und -minister der OECD-Länder in Paris, um auf der Basis des OECD-Umweltausblicks bis 2050 die Entwicklung einer grünen Wirtschaft voranzutreiben. Laut BAFU-Direktor Bruno Oberle gibt es keine Alternative zur grünen Wirtschaft, auch wenn der Übergang kurzfristig teuer sein wird.

Gemäss dem Mitte März 2012 von der OECD publizierten Umweltausblick bis 2050 dürfte die Weltbevölkerung bis 2050 auf rund 9 Milliarden Menschen anwachsen und sich die Weltwirtschaft vervierfachen. Ohne neue Politik bedeutet diese Entwicklung eine Erhöhung der weltweiten Energienachfrage um 80 Prozent und des Wasserbedarfs um 55 Prozent sowie einen Verlust an Land-Biodiversität um 10 Prozent, zudem dürfte die Umweltverschmutzung weltweit zur häufigsten Todesursache werden. Auf der Grundlage dieses Ausblicks wollen die Umweltministerinnen und -minister der OECD-Länder an ihrem Treffen vom 29. und 30. März 2012 in Paris die Entwicklung einer grünen Wirtschaft vorantreiben.

In seiner Ansprache vor den Ministerinnen und Ministern strich Bruno Oberle, Direktor des Bundesamtes für Umwelt BAFU, die Dimension der Aufgabe hervor. Gemäss den Ergebnissen des UNO-Programms wird der Rohstoffverbrauch bis 2050 selbst dann um 40 Prozent ansteigen, wenn die industrialisierten Länder ihren Bedarf um die Hälfte reduzieren und die Entwicklungsländer den ihren auf dem aktuellen Niveau halten. Als weitere weltweite Herausforderungen kommen der Klimawandel, der Biodiversitätsverlust sowie der Verbrauch von Boden und Wasser hinzu.

Neue industrielle Revolution

Ziel einer grünen Wirtschaft muss es sein, die globale Belastung, welche der Konsum und die Produktion unserem Planeten aufbürden, auf ein tragbares Niveau zu reduzieren. Konkret bedeutet dies, dass nur der Überschuss an Rohstoffen verbraucht wird, ohne das Kapital anzutasten (ökologischer Fussabdruck). Dieses Ziel lässt sich nur durch eine Entkoppelung erreichen, sprich durch eine Senkung des Ressourcenverbrauchs, auch wenn Bevölkerung und Wirtschaft weiter wachsen. Es braucht eine neue industrielle Revolution, eine Revolution der Ressourceneffizienz gepaart mit einer Veränderung des Konsumverhaltens und einem Zusammenspiel von Umwelt-, Rohstoff-, Wirtschafts- und Finanzpolitik.

Langfristiger Nutzen, aber teurer Übergang

Der Übergang zu einer grünen Wirtschaft ist zwangsläufig mit zum Teil hohen Kosten verbunden, die direkt auf die Konsumentinnen und Konsumenten abgewälzt werden und die Wirtschaft kurzfristig erheblich belasten könnten, stellte Bruno Oberle fest. Angesichts der aktuellen Probleme - Eurokrise, Spannungen im Nahen Osten, Armut und Hunger in vielen Entwicklungsländern - müsse sich die internationale Gemeinschaft die Frage stellen, ob die Welt die Mittel für eine ehrgeizige Umweltpolitik habe und ob es legitim sei, der Finanzierung von Umweltmassnahmen gegenüber anderen notwendigen Ausgaben Priorität einzuräumen.

Für Bruno Oberle gibt es «keine Alternative zur grünen Wirtschaft». Die zu treffenden Massnahmen würden zwar hohe Kosten verursachen, aber der Preis des Nichtstuns wäre noch viel höher, wie zahlreiche Studien in den Bereichen Klima und Biodiversität gezeigt haben. Es brauche starke politische Signale und das Engagement von Wirtschaft und Gesellschaft. Deshalb werde die Schweiz beim Umweltgipfel Rio+20 fordern, dass alle Staaten einem Fahrplan für die Einführung einer grünen Wirtschaft zustimmen. Diese Roadmap müsse neben einem politischen Teil mit einer Vision, Zielen und einer Strategie auch einen operativen Teil enthalten, der die möglichen Massnahmen detailliert aufführt.

Schweizer Engagement für eine grüne Wirtschaft 

Zum Abschluss seiner Ansprache zählte Bruno Oberle die Massnahmen auf, welche die Schweiz zugunsten einer grünen Wirtschaft getroffen hat. Auf nationaler Ebene hat der Bundesrat 2011 unter anderem dem Masterplan Cleantech zugestimmt, der Strategie des Bundes, die darauf abzielt, die Effizienz beim Ressourcenverbrauch zu verbessern und die erneuerbaren Energien zu fördern. Auf internationaler Ebene setzt sich die Schweiz, die 60 Prozent der Umweltauswirkungen ihrer konsumierten Produkte durch Importe im Ausland verursacht, dafür ein, dass Umweltklauseln in die Freihandelsabkommen aufgenommen werden. Die Umweltprobleme dürfen nicht über den Handel in Länder mit tieferen Umweltstandards verschoben werden.


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