Deklaration für Rio+20: Es braucht einen Kurswechsel in der Landwirtschaft

Bern, 17.03.2012 - Um die wachsende Weltbevölkerung ernähren zu können, muss die Landwirtschaft schonender mit den natürlichen Ressourcen umgehen. Die UNO-Konferenz Rio+20 im Juni soll die Weichen stellen für einen grundlegenden Kurswechsel in der globalen Agrar- und Ernährungspolitik. Das ist die Kernforderung der Deklaration „Nahrung für alle, natürlich“, welche hochrangige Vertreterinnen und Vertreter aus Regierungen, internationalen Organisationen und Wissenschaft anlässlich einer Roundtable-Veranstaltung am 15. und 16. März 2012 in New York gestellt haben. Der Anlass kam unter anderem auf Initiative der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) zustande.

Zwanzig Jahre nach dem Erdgipfel in Rio von 1992 werden im kommenden Juni an der UNO-Konferenz für nachhaltige Entwicklung (UNCSD) Rio+20 Aktivitäten für eine nachhaltige Zukunft unseres Planeten diskutiert. Dabei sollen Massnahmen für nachhaltige Landwirtschaft und Ernährungssicherheit beschlossen werden, wie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Runden Tisches zu Nahrung, Ernährungssicherheit und nachhaltige Landwirtschaft“ im Vorfeld des dritten Intersessional Meetings der UNO in New York zur Vorbereitung der Konferenz Rio+20 forderten. 

Die Deklaration für Rio+20 hält fest, dass ein Kurswechsel in der Landwirtschaft notwendig ist. Angestrebt werden Ernährungssicherheit für alle, eine ländliche Entwicklung mit verbesserten Bedingungen vor allem für Kleinbäuerinnen und -bauern, und insbesondere für Frauen, sowie eine nachhaltige Nutzung der natürlichen Ressourcen. Die Deklaration fordert die internationale Gemeinschaft auf, an der Rio+20-Konferenz die UNO mit einem Aktionsprogramm für einen Kurswechsel in der Agrar- und Ernährungspolitik zu beauftragen. Die Landwirtschaft der Zukunft muss verstärkt auf Pflanzen und Sorten setzen, die den lokalen Bedingungen angepasst sind und die natürlichen Ressourcen auch für kommende Generationen erhalten.

Die Schweiz steht hinter der Forderung nach einem naturnahen und nachhaltigen Anbau von Nahrungsmitteln. Die Veranstaltung fand am Donnerstag und Freitag auf Einladung der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA), der Schweizer Stiftung Biovision und des Millennium Institutes, mit Unterstützung der Stiftung Mercator Schweiz und weiteren Organisationen in New York statt. Es referierten unter anderem Terezya Huvisa, Umweltministerin in Tanzania, Sally Kosgei, Landwirtschaftsministerin in Kenia, sowie David Nabarro, Sonderbeauftragter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Nahrungssicherung und Olivier de Schutter, UN-Sonderbeauftragter für das Recht auf Ernährung.

Relevante Resultate in Rio+20 

Mit der Diskussionsveranstaltung strebten die Organisatoren ein gemeinsames Verständnis über mögliche Resultate der Konferenz Rio+20 an, so dass die Ernährungssicherheit gestärkt und eine nachhaltige Landwirtschaft auf der Basis von vorliegenden Erkenntnissen und Berichten umgesetzt werden kann, etwa dem Weltagrarbericht IAASTD oder dem Green Economy Report des UNO-Umweltprogramms. Die Empfehlungen der Deklaration sollen in den Vorbereitungsprozess der Konferenz Rio+20 eingebracht werden, mit dem Ziel, dass dort die Staatengemeinschaft einen entscheidenden Schritt in Richtung globaler Ernährungssicherheit und einer weltweit nachhaltigen Landwirtschaft macht.

Der Handlungsbedarf ist gross. Nahezu 40 Prozent der landwirtschaftlichen Böden sind degradiert, vielerorts gehen die Wasservorräte zur Neige, und die Sortenvielfalt, die Basis der Pflanzenzucht, schrumpft. Diese Probleme sind nicht zuletzt das Ergebnis von Fehlentwicklungen in der Agrarpolitik, welche die Bedürfnisse der Kleinbauern vernachlässigten. Dabei sind es die Kleinbauern, die weltweit über die Hälfte der Nahrungsmittel produzieren. 

Die Folgen sind desaströs: Jedes fünfte Kind, das heute geboren wird, wächst hungrig auf. Die Zahl der unterernährten Menschen hat sich seit Mitte der 90er-Jahre um mehr als 100 Millionen erhöht, obwohl bereits heute im Durchschnitt 4600 kcal pro Person und Tag produziert werden – etwa doppelt so viel wie notwendig. Bis 2050 wird die Weltbevölkerung von gegenwärtig knapp 7 Milliarden auf über 9 Milliarden zunehmen. Vor diesem Hintergrund hat die UNO Ernährung zu einem der sieben Schwerpunktthemen der Konferenz Rio+20 bestimmt. Der Gipfel findet vom 20. Bis 22. Juni in Rio de Janeiro, Brasilien, statt.

Für Interviews stehen zur Verfügung:

Hans R. Herren, Welternährungspreisträger, Präsident, Biovision, Millennium Institute
Peter Bieler, Chef, Globalprogramm Ernährungssicherheit, DEZA 


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