Prähistorische Pfahlbaustätten um die Alpen sind Welterbe

Bern, 27.06.2011 - Das Welterbekomitee der UNESCO hat heute während seiner 35. Sitzung in Paris die Aufnahme der Kandidatur «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» auf die Liste des Welterbes beschlossen. Die transnationale serielle Stätte umfasst die sechs Alpenländer. Das Bundesamt für Kultur war verantwortlich für die Gesamtkoordination der Kandidatur. Von den rund 1000 bekannten Pfahlbaustätten wurden die 111 repräsentativsten Stätten für die Nominierung zum Welterbe ausgewählt. Ausserdem wird eine iPhone App lanciert, um diesen Funden eine bessere Visibilität zu verleihen.

Die Serie «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen» umfasst eine Auswahl von 111 der beinahe 1000 bekannten archäologischen Pfahlbaustationen in sechs Ländern um die Alpen (Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Slowenien). Die serielle Kandidatur setzt sich zusammen aus den Resten von prähistorischen Pfahlbausiedlungen aus der Zeit von 5000 bis 500 v.Chr., die sich unter Wasser, an See- und Flussufern sowie in Feuchtgebieten befinden. Die Pfahlbauten liefern aussergewöhnliche Erhaltungsbedingungen für organische Materialien wie Holz, Textilien, pflanzliche Reste oder Knochen.

Beste archäologische Quellen für prähistorische Siedlungen
Dank dem ausserordentlichen Fundreichtum liefern die Pfahlbauten präzise und detaillierte Erkenntnisse der Welt der frühen Bauern Europas – deren Alltagsleben, Landwirtschaft, Viehzucht und technische Innovationen. Durch die ausserordentlich genaue Datierungsmöglichkeit der Reste hölzerner Architekturelemente (Dendrochronologie) können vollständige prähistorische Dörfer und ihre räumliche Entwicklung über sehr lange Zeit verfolgt werden. Die Pfahlbauten stellen daher die besten archäologischen Quellen für prähistorische Siedlungen dar. Die «Pfahlbauten», Seeufer- oder Feuchtbodensiedlungen bezeichnen keine einheitliche Kultur. Insgesamt umfasst dieser Begriff rund 30 verschiedene Kulturgruppen der Jungsteinzeit, Bronzezeit und beginnenden Eisenzeit zwischen 5000 und 500 v. Chr., die in den Alpenländern Schweiz, Deutschland, Frankreich, Italien, Österreich und Slowenien präsent waren. Günstige Lagen wurden an den Ufern immer wieder besiedelt, wenn es der Seespiegelstand zuliess. So entstanden an manchen Orten über die Jahrtausende Schichtfolgen von mehreren Metern Mächtigkeit, mit den Resten von bis zu 25 übereinander liegenden Dörfern. Die Bauweise der Dörfer und ihrer Häuser war ausgesprochen vielfältig: Es gab Reihen-, Zeilen-, Strassen- oder Haufendörfer, die Häuser selbst waren ebenerdig oder abgehoben angelegt. Jedes Gewässer hat dabei seine eigene Geschichte, so dass die Fundstellen heutzutage im seichten Uferbereich finden lassen (z.B. Bielersee), aber auch weitab vom See im verlandeten Hinterland (z.B. Zugersee) oder mitten in heutigem Stadtgebiet (z.B. Zürich) liegen können.

Breite Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantone und den beteiligten Staaten
Auf internationaler Ebene wurde das Projekt vom Bundesamt für Kultur in Zusammenarbeit mit dem Verein Palafittes koordiniert. Dieser wurde von den Fachstellen für Archäologie der beteiligten Kantone der Schweiz zum Zweck der Erstellung des Nominationsdossiers sowie zur Koordination der Arbeitsgruppe der beteiligten 15 Kantone in der Schweiz gegründet. Mit den nationalen und regionalen Fachstellen der beteiligten Staaten konnte die komplexe Kandidatur in einer intensiven und engagierten Zusammenarbeit entwickelt werden. Für das gemeinsame, internationale Management wurde eine Internationale Koordinationsgruppe gebildet. Der Schutz der Stätten beruht auf den verschiedenen nationalen Systemen und Verfahren. Die nationale und zwischenstaatliche Zusammenarbeit soll die Erhaltung der Stätten, aber auch den wissenschaftlichen Austausch und die Vermittlung der Pfahlbauarchäologie an das breite Publikum fördern

iPhone-App erzählt über die archäologischen Schätze im Boden
Um die reichhaltigen Funde aus der Pfahlbauerzeit für die Öffentlichkeit sichtbarer zu machen, wird die iPhone-App «Palafittes Guide» lanciert. Es ist eine umfangreiche Sammlung an Informationen über das neue UNESCO-Welterbe «Palafittes». 

Die Pfahlbaustätten auf der UNESCO-Welterbeliste: Wie geht es weiter? Wie kann das Unsichtbare sichtbar gemacht werden?
7. Juli 2011, 10.00 Uhr, Bundesamt für Kultur: Informationen zu den Auswirkungen der Kandidatur, Sensibilisierungsmassnahmen und Lancierung einer iPhone-App « Palafittes Guide ».


Adresse für Rückfragen

Internet
Internetseite der Welterbestätte Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen: www.palafittes.org
Bilder: www.bak.admin.ch/themen/01804/01812/02352/index.html?lang=de

Welterbe UNESCO: whc.unesco.org
Bundesamt für Kultur: www.bak.admin.ch
Welterbe in der Schweiz: www.welterbe.ch

Kontakt:

Bundesamt für Kultur
Oliver Martin, Stv. Leiter Sektion Heimatschutz und Denkmalpflege, Tel. 0041 79 760 86 94
Anne Weibel, Leiterin Kommunikation, Tel. 0041 79 662 05 21

Verein Palafittes
Claude Frey, Präsident
Natel 0041 79 250 70 00, E-Mail claude.frey@bluewin.ch

Christian Harb, Geschäftsleiter
Tel. 0041 31 633 98 71, Natel 0041 79 777 10 24
E-Mail christian.harb@erz.be.ch



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Bundesamt für Kultur
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