Bahn-Grossprojekte 2010 weiterhin gut auf Kurs

Bern, 11.04.2011 - Die Eisenbahn-Grossprojekte in der Schweiz waren im Jahr 2010 wie in den Vorjahren gut unterwegs. Die Termin- und Kostenprognosen für die NEAT, den Hochgeschwindigkeitsanschluss der Schweiz, die Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur (ZEB) und die Lärmsanierung des Bahnnetzes blieben konstant. Auch die Umrüstung der bestehenden Bahnstrecken auf das Zugsicherungssystem ETCS und die Abschlussarbeiten von BAHN 2000 kamen wie geplant voran, wie aus den neuesten Standberichten des Bundesamtes für Verkehr (BAV) hervorgeht.

Einen Höhepunkt gab es im vergangenen Jahr bei der Neue Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) zu feiern: Am 15. Oktober 2010 erfolgte der Hauptdurchschlag in der Oströhre des Gotthard-Basistunnels. Bis Jahresende waren 99 % des Tunnelsystems ausgebrochen sowie 97 % der Sohle und 80 % des Gewölbes erstellt. Im Ceneri-Basistunnel sind inzwischen 27 % des Tunnelsystems ausgebrochen.

Die Kostenprognose für die NEAT blieb im dritten aufeinander folgenden Jahr stabil. Das BAV rechnet weiterhin mit Endkosten von 18,7 Milliarden Franken (Preisstand 1998), womit der Verpflichtungskredit von 19,1 Milliarden Franken nicht ausgeschöpft ist. Als Eröffnungstermin  für den Gotthard-Basistunnel ist weiterhin Dezember 2017 vorgesehen, eventuell kann der Tunnel bereits 2016 in Betrieb gehen. Beim Ceneri-Basistunnel wird weiterhin mit Dezember 2019 gerechnet.

Erster Standbericht zu ZEB

Erstmals veröffentlicht das BAV einen Standbericht zum Grossprojekt Zukünftige Entwicklung der Bahninfrastruktur (ZEB). ZEB war 2009 vom Parlament verabschiedet worden und kam 2010 in die Umsetzungphase.

Aufgrund einer Kostenüberprüfung und der Planungsarbeiten im Rahmen des Strategischen Entwicklungsprogramms für die Bahninfrastruktur (STEP) wurde ZEB neu definiert. Dabei steht insbesondere der Ausbau des ganzen Knotens Lausanne zur Steigerung der Kapazität auf der West-Ost-Achse (400m lange Doppelstock-Züge) im Vordergrund. Der Chestenbergtunnel soll nicht im Rahmen von ZEB gebaut werden. Die dazu notwendige Anpassung des ZEB-Gesetzes ist im Rahmen der Vorlage Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur (FABI) geplant.

Das Ziel von ZEB ist die Realisierung sämtlicher Massnahmen bis spätestens 2030 und eine etappierte Inbetriebnahme der Angebote zwischen 2025 und 2030. Aufgrund der positiven Entwicklung des FinöV-Fonds kann für die Realisierung
der ZEB-Projekte vorderhand auf eine Vorfinanzierung durch die Kantone
verzichtet werden.

Bedeutende Fortschritte beim Hochgeschwindigkeits-Anschluss

Auch beim Anschluss der Ost- und der Westschweiz an das europäische Eisenbahn-Hochleistungsnetz (HGV-Anschluss) gab es im vergangenen Jahr bedeutende Fortschritte. Mit der Eröffnung der revitalisierten Linie im Haut-Bugey (Strecke Genf – Paris), der Inbetriebnahme Hüntwangen – Rafz (Zürich – Stuttgart) und dem Baubeginn in Genf/Châtelaine, Porrentruy – Boncourt und Jestetten auf deutschem Gebiet konnten weitere Meilensteine erreicht werden. In Deutschland wurde die Planung für die Elektrifizierung Lindau – Geltendorf auf der Strecke Zürich – München begonnen.

Die mutmasslichen Endkosten konnten noch einmal um über 11 Millionen auf 1,052 Milliarden Franken gesenkt werden. Ein besserer Planungsstand, Erfolge bei der Vergabe von grossen Bauaufträgen und weitere Kostenoptimierungen kurz vor und während dem Bau trugen dazu bei.

Abschlussarbeiten für BAHN 2000

Die in der ersten Etappe von BAHN 2000  vorgesehenen Fahrplanangebote wurden bereits im Dezember 2004 fast vollständig eingeführt. Da fast alle Projekte dieses Grossprojekts abgeschlossen und grösstenteils abgerechnet sind, erscheint nun der letzte Standbericht  . Per Ende 2010 verbleiben nur noch 13 Teilprojekte mit voraussichtlichen Restkosten von rund 140 Millionen Franken. Dies entspricht noch rund 2.3 % der Gesamtsumme. Die Ende 2010 noch in Planung und Bau befindlichen Projekte werden durch das BAV weiterhin  beaufsichtigt.

Lärmbelastung 2015 zutreffend prognostiziert

Auch die Lärmsanierung des Bahnnetzes  ist gut auf Kurs. Mit dem Abschluss der Güterwagensanierung von SBB Cargo und SBB Infrastruktur wurde ein weiterer Meilenstein erreicht. Die Ergebnisse des Lärm-Monitorings an repräsentativen Standorten des Schienennetzes zeigen, dass die prognostizierten Emissionen für das Jahr 2015 (Lärm an der Quelle) aus heutiger Sicht eingehalten werden können

Bis Ende 2010 wurden im Rahmen der netzweiten Lärmsanierung insgesamt 148 Kilometer Lärmschutzwände gebaut. Bis zum Abschluss des Projekts werden es voraussichtlich rund 285 Kilometer sein. Bei den Gebäudemassnahmen wurden bisher 18'000 Fenster schallisoliert; weitere rund 25'000 sollen hinzukommen. Das laufende Massnahmenpaket zur Lärmsanierung schliesst gemäss Prognose mit Endkosten von 1,277 Milliarden Franken (Preisstand 1998) ab, 31 % unter dem Verpflichtungskredit.

Umrüstung des ganzen Bahnnetzes auf ETCS

Zusammen mit den Berichten zu den FinöV-Projekten veröffentlichte das BAV den Standbericht zum europäisch standardisierten Signal- und Zugsicherungssystem ETCS (European Train Control System). Das auf der Neubaustrecke Mattstetten–Rothrist und in den Basistunneln der NEAT verwendete ETCS Level 2 erlaubt kürzere Zugfolgezeiten und höhere Geschwindigkeiten bei gleichzeitiger Steigerung der Sicherheit. Zudem ist es die Grundlage für eine europaweite Interoperabilität der Eisenbahnen. In der Schweiz waren Ende 2010 über 600 Lokomotiven, Steuerwagen und Triebzüge mit ETCS-Ausrüstung im Einsatz.

Infrastrukturseitig wird ETCS in der Schweiz auf dem gesamten Normalspurnetz in einer für Geschwindigkeiten bis 160 km/h angepassten Version (ETCS Level 1, Limited Supervision) zum Einsatz kommen. Als erstes Los sollen bis Ende 2012 die Strecken im Tessin umgerüstet werden.


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