Illegale Geldbeschaffung - Schlag gegen Exponenten der LTTE in der Schweiz: Koordinierte Polizeiaktion in mehreren Kantonen – 10 Personen festgenommen

Bern, 11.01.2011 - Die Bundeskriminalpolizei (BKP) hat heute eine national koordinierte Operation gegen mehrere Personen tamilischer Herkunft und Mitglieder der „Liberation Tigers of Tamil Eelam" (LTTE) durchgeführt. Ihnen wird unter anderem Geldwäscherei und die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Organisation vorgeworfen. In zehn Kantonen wurden insgesamt 23 Objekte durchsucht und 10 Personen festgenommen. Die durch die BKP geführte und koordinierte Polizeiaktion erfolgte im Auftrag der Bundesanwaltschaft (BA) und fand in enger Zusammenarbeit mit den kantonalen Polizeikorps statt.

Im Mai 2009 eröffnete die BA gestützt auf einen Antrag der BKP eine Strafuntersuchung gegen mehrere Personen tamilischer Herkunft. Ihnen wird unter anderem Drohung (Art. 180 StGB), Erpressung (Art. 156 StGB), Urkundenfälschung (Art. 251 StGB), Geldwäscherei (Art. 305bis StGB) sowie Zugehörigkeit und Unterstützung einer kriminellen Organisation (Art. 260ter StGB) vorgeworfen. Die Operation richtete sich gegen einzelne Exponenten aus dem Umfeld der LTTE.

Im Verlauf der Untersuchung erhärtete sich der Verdacht, dass die beschuldigten Personen Landsleute der tamilischen Diaspora über Jahre gezwungen haben, die LTTE als Organisation finanziell zu unterstützen. Dabei wurden die Opfer in der Schweiz massiv unter Druck gesetzt, bedroht oder waren Erpressungsversuchen ausgesetzt.

Die beschuldigten Personen, in der Schweiz wohnhafte Mitglieder der LTTE, sollen innerhalb der tamilischen Diaspora über Jahre namhafte Summen zur Finanzierung der Tätigkeit der LTTE, insbesondere von Kriegsmaterialkäufen in Sri Lanka gesammelt haben. Die Geldgewinnung erfolgte nach verschiedenen Vorgehensweisen und über mehrere Gesellschaften. Die beschuldigten Personen brachten ihre Landsleute dazu, überhöhte Kredite aufzunehmen und die Gelder der LTTE abzuliefern. Die Kredite wurden meist gestützt auf gefälschte Lohnausweise beantragt. Die Kreditsummen überstiegen die finanzielle Tragbarkeit für die Kreditnehmer erheblich. Wer sich der Geldbeschaffung widersetzte wurde bedroht und musste mit Repressalien rechnen. Der grösste Teil der gesammelten Gelder - insgesamt mehrere Millionen Franken - wurde hauptsächlich durch Kuriere via Drittstaaten und zu einem kleinen Teil mittels Banküberweisungen nach Sri Lanka verbracht. Um die Herkunft der Gelder zu verschleiern wurden diese in den legalen Geschäftskreislauf von Firmen mit Verbindungen zur LTTE eingebracht.

Die LTTE haben über Jahre für die Unabhängigkeit des Tamilischen Volkes gekämpft. Um ihr Ziel zu erreichen, haben sie Guerilla- und Kriegsmethoden eingesetzt. Die EU hat die LTTE im Jahr 2006 als terroristische Organisation eingestuft. Die Kampfhandlungen der LTTE fanden mit dem Tod ihres charismatischen Anführers Vellupillai Prhabakaran im Mai 2009 offiziell ein Ende. Um ihre kriegerischen Aktionen zu finanzieren bediente sich die LTTE der grossen Diaspora des tamilischen Volkes in der ganzen Welt. In der Schweiz baute sie, um Gelder zu generieren, eine solide und effiziente Pyramidenstruktur auf. Die Straftatbestände, die den beschuldigten Personen vorgeworfen werden, haben sich im Rahmen dieser Struktur ereignet.

In einem vergleichbaren Verfahren kam es in Frankreich bereits im November 2009 durch das Tribunal de Grande Instance de Paris zu Verurteilungen.

Mit der nun durchgeführten Operation ist den Strafverfolgungsbehörden ein Schlag gegen jene Exponenten der LTTE gelungen, die für die vermutlich illegale Geldbeschaffung ihrer Organisation in der Schweiz zuständig waren. Die Polizeiaktion fand in den Kantonen Graubünden, Zürich, St. Gallen, Luzern, Solothurn, Bern, Fribourg, Waadt, Genf und Basel-Stadt statt. Es wurden 23 Objekte durchsucht und gleichzeitig 10 Personen festgenommen.

Notiz an die Redaktionen:

Im Rahmen dieses Verfahrens suchen die Strafverfolgungsbehörden Opfer oder Zeugen der Vorgehensweise gewisser Mitglieder der LTTE oder ähnlich gelagerter Organisationen. Für sachdienliche Hinweise wurde unter 0800 10 20 60 eine spezielle Gratis-Nummer eingerichtet. Diese Nummer ist ausschliesslich für sachdienliche Hinweise im genannten Verfahren zu benützen.

Wir danken den Redaktionen im Voraus für die Publikation des Hinweises!


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