Die Schweiz und das ausländische Gesundheitspersonal: Präsentation von drei neuen Studien

Bern, 11.11.2010 - Die Arbeitstagung Nationale Gesundheitspolitik ist Teil der Bestrebungen von Bund und Kantonen, eine gemeinsame nationale Gesundheitspolitik weiter zu entwickeln und zu stärken. Dieses Jahr widmet sich die Arbeitstagung der Versorgung mit Gesundheitspersonal. Im Fokus stehen die Massnahmen zur Sicherung des steigenden Bedarfs an qualifiziertem Personal im Bereich der Gesundheitsversorgung und – damit verbunden – Fragestellungen rund um die Migration von Gesundheitspersonal. Drei neue Studien wurden anlässlich der 12. Arbeitstagung in Bern vorgestellt.

Unter dem Titel "Personalrekrutierung und Personalmigration im Gesundheitswesen" befasste sich die Arbeitstagung mit den Folgen einer zu grossen Abhängigkeit von im Ausland ausgebildeten Fachleuten für das schweizerische Gesundheitssystem. Bundesrat Didier Burkhalter, Vorsteher des Eidgenössischen Departements des Innern, legt in seinem Einführungsreferat den Fokus auf den Nachwuchs für die Gesundheit von morgen. Staatsrat Pierre-Yves Maillard, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements des Kantons Waadt und Präsident der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK), hat aufgezeigt, was die Kantone gegen den Personalmangel im Gesundheitswesen unternehmen können.

Angesichts des weltweiten Mangels an Gesundheitspersonal, der zurzeit auf mehr als vier Millionen Personen geschätzt wird, haben die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Mai 2010 einen globalen Kodex für die grenzüberschreitende Anwerbung von Gesundheitsfachkräften verabschiedet. Dieser nicht verbindliche Kodex soll die Mitgliedstaaten dazu bewegen, ethische Grundsätze für die internationale Rekrutierung zu fördern, um so die Gesundheitssysteme der Entwicklungsländer zu stärken. Insbesondere empfiehlt er den Mitgliedstaaten, nicht in den Entwicklungsländern mit besonders gravierendem Personalmangel im Gesundheitsbereich zu rekrutieren, die Arbeitsbedingungen für das zugewanderte Gesundheitspersonal zu verbessern, im Rahmen des Möglichen inländische Arbeitskräfte anzustellen und die Datenerhebung zu verbessern. Bis 2012 muss der WHO ein Bericht zur Situation in der Schweiz zugestellt werden.

Im Rahmen ihrer Gesundheitsaussenpolitik hat die Schweiz 2008 unter der Federführung des Bundesamts für Gesundheit (BAG) eine interdepartementale Arbeitsgruppe eingesetzt, um die Umsetzung dieses Kodexes vorzubereiten. Diese Arbeitsgruppe, die aufzeigen soll, welche Rolle die Schweiz in Bezug auf die weltweite Personalknappheit spielt, hat drei Institutionen mit der Prüfung von drei Aspekten beauftragt: der statistischen Dokumentierung, den Vorgehensweisen bei der Rekrutierung und den Formen der Zusammenarbeit der Schweiz. Diese Arbeiten konzentrieren sich auf das ärztliche Personal und das diplomierte Pflegefachpersonal. Die drei Berichte wurden an der 12. Arbeitstagung Nationale Gesundheitspolitik präsentiert.

  • Der erste Bericht, der vom Schweizerischen Gesundheitsobservatorium erstellt wurde, bietet eine statistische Beschreibung der Migration des Gesundheitspersonals in der Schweiz. Er bestätigt die Abhängigkeit des schweizerischen Gesundheitssystems von im Ausland ausgebildetem Gesundheitspersonal. Grösstenteils stammt dieses aus den angrenzenden Ländern; nur ein sehr kleiner Teil stammt aus aussereuropäischen Ländern. Der Bericht zeigt ebenfalls, dass die in der Schweiz absolvierten Ausbildungen zwischen 2002 und 2008 zurückgingen, während die Immigration zugenommen hat. Schliesslich empfiehlt der Bericht, eine strategische Planung einzuführen, die sowohl den Bildungsfragen als auch der Personalerhaltung im Gesundheitswesen Rechnung trägt.
  • Der zweite Bericht wurde von der GDK verfasst. Er bietet eine qualitative Analyse der Standpunkte der Arbeitgeber und der zugewanderten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zur Rekrutierung und zum Berufsleben in der Schweiz. Die meisten Arbeitgeber geben an, nicht aktiv im Ausland zu rekrutieren, da die Schweiz auf europäischer Ebene von einer gewissen Attraktivität profitiert. Sie sind hingegen schlecht informiert über die globalen Auswirkungen dieser Migration (den so genannten "Domino-Effekt"). Die Migrantinnen und Migranten sind im Allgemeinen zufrieden mit ihren Arbeitsbedingungen, abgesehen von der Lohngleichheit. Zudem stehen sie der Einführung einer "zirkulären" Migration, von der sowohl die Herkunfts- als auch die Aufnahmeländer profitieren würden, skeptisch gegenüber.
  • Der dritte Bericht wurde vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Institut (Swiss TPH) erarbeitet. Darin wird die schweizerische Praxis der internationalen Zusammenarbeit untersucht, die Auswirkungen auf die personalpolitischen Konzepte im Gesundheitsbereich einiger Entwicklungsländer hat. Der Bericht kommt zum Schluss, dass die öffentlichen und privaten Akteure in der Schweiz zahlreiche bilaterale und multilaterale Initiativen unterstützen. Diese Initiativen sind jedoch nur wenig koordiniert und haben nicht in erster Linie zum Ziel, der Migration des Gesundheitspersonals entgegenzuwirken.

Hinweis: Alle Berichte sind auf den Internetseiten des BAG, der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) und jenen der drei Institutionen verfügbar.

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Jaccard Ruedin, H. & Widmer, M. (2010). Ausländisches Gesundheitspersonal in der Schweiz (Obsan Bericht 39). Neuenburg: Schweizerisches Gesundheitsobservatorium. ISBN: 978-3-907872-71-0.Marcel Widmer, Tel. 032 713 68 95, marcel.widmer@bfs.admin.ch
Hélène Jaccard Ruedin, Tel. 032 713 68 02, helene.jaccardruedin@bfs.admin.ch
Internet: www.obsan.ch

Huber, Kathrin & Mariéthoz, Ewa (2010). Qualitative Untersuchung zum ausländischen Gesundheitspersonal in der Schweiz und über dessen Rekrutierung. Bern, Schweizerische Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren.
Kathrin Huber, Tel. 031 356 20 20 ; kathrin.huber@gdk-cds.ch
Ewa Mariéthoz, Tel. 031 356 20 20, ewa.mariethoz@gdk-cds.ch
Internet: www.gdk-cds.ch

Wyss, Kaspar & Weiss, Svenja (2010) Swiss Contributions to Human Resources for Health Development in Low- and Middle-Income Countries. Basel, Schweizerisches Tropen- und Public-Health-Institut
Kaspar Wyss, Tel. 061 284 81 40, kaspar.wyss@unibas.ch
Internet: www.swisstph.ch

EDI, Bundesamt für Gesundheit, Kommunikation, Tel. 031 322 95 05, media@bag.admin.ch Internet: http://www.bag.admin.ch/themen/gesundheitspolitik/00388/00389/index.html?lang=de und auch: http://www.bag.admin.ch/themen/internationales/11287/index.html?lang=de

EDA, Information, Tel. 031 322 31 53
Internet: www.deza.admin.ch/de/Home/Themen/gesundheit


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