Schüsse auf Fahrende im Tessin sind nur die Spitze des Eisberges

Bern, 24.06.2010 - Die Eidg. Kommission gegen Rassismus (EKR) verurteilt den tätlichen Angriff auf Fahrende in Galbisio bei Bellinzona. Auch wenn die näheren Umstände des Anschlages noch nicht geklärt sind, muss der erneute Angriff auf Fahrende aufrütteln.

Es ist nicht das erste Mal, dass Fahrende im Tessin von unbekannten Tätern ins Visier genommen werden. Ähnliche Vorfälle haben sich in den letzten Jahren schon in Biasca, Mendrisio, Balerna und Gudo ereignet. Das Klima gegenüber Fahrenden hat sich in der Schweiz im Allgemeinen und im Speziellen im Tessin verschlechtert. Verschiedene Tessiner Zeitungen verschärfen den Ton gegenüber Fahrenden und prägen damit den öffentlichen Diskurs. Zudem droht dem Durchgangsplatz für Fahrende in Lugano/Monte Ceneri auf Ende Jahr die Schliessung, ohne dass die Verhandlungen um einen Ersatz zu einem Ergebnis geführt hätten. Es ist bedenklich, dass Vertreter der Lega dei Ticinesi als Reaktion auf den Vorfall, jegliches Anhalten von Fahrenden im Tessin verbieten wollten. Anderseits haben Regierungsrat Luigi Pedrazzini und Bischof Giacomo Grampa den jüngsten Vorfall erfreulicherweise mit klaren Worten verurteilt.

Obschon die Verfassung die Diskriminierung aufgrund der Lebensform verbietet und die Schweiz das Rahmenabkommen des Europarats zum Schutz nationaler Minderheiten ratifiziert und damit Fahrende als kulturelle Minderheit anerkannt hat, erfahren Fahrende immer wieder solche Diskriminierungen. Die EKR sowie auch die Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende rufen die Kantone und Gemeinden dringend dazu auf, die Lebensbedingungen für Fahrende durch die Schaffung von Stand- und Transitplätzen endlich zu verbessern. Hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben: Dass solche Taten wie der jüngste Angriff vorkommen, hat auch mit der strukturellen Diskriminierung, die Fahrende erleiden, zu tun. Zum Thema der Standplätze ist für nächstes Frühjahr eine grössere Tagung geplant. 


Adresse für Rückfragen

Georg Kreis, Präsident der EKR, Tel. 061 317 97 67, E-mail:
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Gülcan Akkaya, Vizepräsidentin der EKR, Tel. 076 423 36 69, E-mail:
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Sabine Simkhovitch-Dreyfus, Vize-Präsidentin der EKR, Tel. 078 707 27 67, E-mail:
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