Grippe A H1N1: Impfstrategie in einem externen Audit überprüft

Bern, 27.05.2010 - Angesichts der herrschenden Unsicherheit zu Beginn der Grippepandemie A H1N1 war der Erwerb von Impfstoffen ebenso gerechtfertigt wie die Zahl der beschafften Impfdosen. Dies geht aus dem Evaluationsbericht zur Impfstrategie der Schweiz hervor, den der Bundesrat der Geschäftsprüfungskommission des Ständerats unterbreitet hat. Gemäss diesem Bericht, der von internationalen Expertinnen und Experten erarbeitet wurde, konnten sich impfwillige Personen rechtzeitig impfen lassen, auch wenn die Zulassung des Impfstoffs etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hatte als in gewissen anderen Ländern.

Nach dem Abklingen der pandemischen Welle hat das Eidgenössische Departement des Innern eine internationale Expertengruppe und das Unternehmen Ernst & Young, beauftragt, gemeinsam die Strategie des Bundes zur Impfung der Bevölkerung gegen das Virus A H1N1 zu evaluieren. Die heute veröffentlichte Evaluation stellt dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) gute Noten aus, auch wenn sie im Bereich der Kommunikation mit den verschiedenen Akteuren und der Koordination der Kommunikation zwischen dem BAG, der Eidgenössischen Kommission für Impffragen und Swissmedic einige Vorbehalte anbringt.

Lücken wurden insbesondere in der Koordination und der Abstimmung der Pandemiepläne auf Stufe Bund und Kantone sowie in der Logistik zur Verteilung des Impfstoffs ausgemacht. Dieser letzte Punkt wird vor allem auf Unklarheiten bei der Zuständigkeitsverteilung zwischen den Bundes- und Kantonsbehörden zurückgeführt. Mit der laufenden Revision des Epidemiengesetzes sollte dieses Problem gelöst werden, da das revidierte Gesetz eine Ausdehnung der Zuständigkeiten des Bundes bei schwerwiegenden Gesundheitsproblemen vorsieht.

Das BAG seinerseits hat ebenfalls mehrere Evaluationen mit externen Organisationen organisiert, um die Interaktivität zwischen den verschiedenen Akteuren zu verbessern. Zudem hat es ein Debriefing mit den kantonalen Partnern durchgeführt, um die Zusammenarbeit zwischen Bund und Kantonen während der pandemischen Grippe zu evaluieren. Ein weiteres Debriefing wird mit den Hausärztinnen und Hausärzten stattfinden. Mit diesen - noch nicht abgeschlossenen - Evaluationen mit externen Organisationen sollen die verschiedenen Prozesse im Bereich der nationalen Überwachung der Ausbreitung der Epidemie, der Umgang mit Verdachtsfällen und erkrankten Personen, die Erarbeitung und Umsetzung der Impfstrategie, die Bereitstellung von antiviralen Medikamenten und die Informationskampagne für die breite Bevölkerung überprüft werden. Schliesslich evaluiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurzeit den Stand der Pandemievorbereitungen verschiedener Länder, darunter der Schweiz. Mit diesen Evaluationen sollen die Prozesse für den Fall des Auftretens eines schwerwiegenden Gesundheitsproblems verbessert und der Grippe-Pandemieplan angepasst werden, denn es kann jederzeit eine neue Pandemie ausbrechen.

Auf europäischer Ebene wurden bereits Massnahmen getroffen. So haben die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) und Swissmedic am 12. Februar dieses Jahres eine Absichtserklärung unterzeichnet. Sie berechtigt die beiden Parteien, Informationen im Bereich der pandemischen Grippe A H1N1 auszutauschen. Jede dieser Behörden erhält somit Zugang zu den Entscheidungsgrundlagen, die von der anderen Partei genutzt werden, um die Medikamente zur Pandemiebekämpfung zuzulassen. Gegenwärtig laufen Verhandlungen im Hinblick auf eine Vereinbarung.

Im Juni 2009 hatte der Bundesrat beschlossen, für einen Betrag von etwa 84 Millionen Franken bei GlaxoSmithKline und Novartis 13 Millionen Impfstoffdosen zu kaufen. Zu diesem Zeitpunkt gingen die nationalen und internationalen Fachleute davon aus, dass pro Person zwei Impfdosen benötigt würden, was schliesslich nicht der Fall war. Etwa 15 Prozent der Schweizer Bevölkerung und 27 Prozent der Risikogruppen liessen sich impfen. Im vergangenen September hat sich die Schweiz der vom amerikanischen Präsidenten Barack Obama lancierten Spendeinitiative angeschlossen und der WHO ungefähr 10 Prozent der bestellten Impfstoffdosen zur Verfügung gestellt. Zurzeit befinden sich etwa 7 Millionen Impfdosen im Bundeslager und etwa 1,2 Millionen Dosen in den Lagern der Kantone. Der Bundesrat hat daher am 12. Mai 2010 beschlossen, die Kantone zu ermächtigen, Impfstoffdosen mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum zu entsorgen. Die Entsorgung aller abgelaufenen Impfdosen wird zwischen 120 000 und 180 000 Franken kosten. Eine Gesamtschätzung der durch die Impfung verursachten Kosten ist bisher nicht verfügbar, da für diese auch die Logistikkosten, vor allem jene der Kantone, sowie die Abrechnungen der Krankenkassen berücksichtigt werden müssten.

Seit Ende April des vergangenen Jahres haben in der Schweiz ungefähr 300 000 Personen wegen der Grippe A H1N1 einen Arzt oder eine Ärztin aufgesucht. Die Anzahl der Personen, die an der pandemischen Grippe erkrankt sind, dürfte sich somit auf ungefähr 1,5 Millionen belaufen. Insgesamt hat die Grippe A H1N1 570 Hospitalisierungen notwendig gemacht, 114 Patientinnen und Patienten benötigten Intensivpflege und 20 sind gestorben. Seit April 2009 wurden bedingt durch die pandemische Grippe weltweit 18 000 Todesfälle registriert, davon nahezu 5000 in Europa.



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