PCB in Fischen: erhöhte Belastungen in der Nähe von Punktquellen

Bern, 16.02.2010 - Die Belastung von Fischen aus Schweizer Gewässern mit polychlorierten Biphenylen (PCB) ist gesamthaft betrachtet nicht übermässig hoch. Allerdings wurden in einzelnen Flüssen wie zum Beispiel in der Birs und in der Saane stellenweise hohe PCB-Konzentrationen in Fischen gemessen. Um diese bedeutenden punktuellen Belastungen zu verringern, müssen die PCB-Quellen identifiziert und saniert werden, hält das Bundesamt für Umwelt (BAFU) in seinem Bericht über die Verschmutzung der Schweizer Gewässer mit PCB fest.

Den Anstoss für den Bericht lieferten die hohen Konzentrationen an dioxinähnlichen PCB, die 2007 in Fischen aus der Saane und später auch in Fischen aus der Birs gemessen wurden. Diese Belastungen machten deutlich, dass die Situation gesamthaft beurteilt werden muss, um die erforderlichen Massnahmen zu definieren.

Eine Arbeitsgruppe aus Vertreterinnen und Vertretern des Bundes (BAFU und Bundesamt für Gesundheit, BAG), der Kantone, der Forschung (Forschungsinstitution des ETH-Bereichs EMPA und Universität Basel) des Schweizerischen Fischereiverbandes (SFV) hat mehr als 1300 Messungen ausgewertet, die in den vergangenen 20 Jahren an Fischen vorgenommen wurden.

Die Ergebnisse zeigen, dass der grösste Teil der Fische in Schweizer Gewässernnicht übermässig mit PCB belastet sind. Die Grundbelastung liegt unterhalb von 4 Picogramm Toxizitätsäquivalente pro Gramm Frischgewicht (WHO-TEQ/g FG).

Bedeutende Belastung durch Punktquellen

Lokal können Punktquellen in der Nähe von Fliessgewässern jedoch eine deutlich erhöhte PCB-Belastung in Gewässern und damit der Fische bewirken. In solchen spezifisch belasteten Gewässerabschnitten liegen die Gehalte an dioxinähnlichen PCB in allen Fischarten mehrheitlich weit über der im Lebensmittelrecht für Dioxine und dioxinähnliche PCB festgelegten Höchstkonzentration von 8 Picogramm Toxizitätsäquivalenten pro Gramm Frischgewicht (8 pg WHO-TEQ/g FG).

Deutliche Überschreitungen der Höchstkonzentration wurden in Fischen aus der Birs unterhalb von Choindez, der Saane unterhalb der Deponie La Pila und dem Hochrhein sowie in fettreichen Agonen aus dem Langensee gemessen (siehe Faktenblatt). Die Ursachen für die hohen Belastungen in diesen Gewässern sind bisher nur teilweise aufgeklärt. Alte Deponien, Schrottplätze, an denen unsorgfältig mit PCB-haltigen Geräten hantiert wurde, sowie andere durch PCB belastete Standorte sind mögliche Punktquellen.

PCB-Punktquellen in Gewässernähe abklären

Die Befunde zeigen, dass Massnahmen zur Reduktion der Belastung von Mensch und Umwelt zu treffen sind. Das BAFU empfiehlt deshalb den Kantonen, Abklärungen über PCB-Punktquellen in Gewässernähe vorzunehmen. Um die Kantone dabei zu unterstützen, entwickelt das BAFU eine Arbeitshilfe für die Planung und Durchführung solcher Abklärungen. Zudem wird auch die Anwendbarkeit von Sediment- und Wasseranalysen zur Ermittlung punktueller Emissionsquellen von PCB an Gewässern geprüft.

Empfehlungen für den Fischverzehr

Am 15. Januar 2009 haben das BAFU und das BAG Empfehlungen für das Vorgehen bei hohen Konzentrationen von dioxinähnlichen PCB in Fischen veröffentlicht, um ein mögliches Gesundheitsrisiko der Bevölkerung - namentlich von Hobbyfischern und ihren Angehörigen - durch den Konsum von Fisch zu reduzieren (siehe Link). 

Handlungsbedarf besteht weiterhin bei Abklärungen über PCB-Vorkommen in Gebäuden, elektrischen Anlagen und an belasteten Standorten sowie bei der Umsetzung von bestehenden Vorschriften und der Anwendung von technischen Regeln in der Bau-, Sanierungs- und Entsorgungspraxis.


KASTEN
Sehr heterogene Daten
 

Anhand von mehr als 1300 Datensätzen aus den letzten 20 Jahren, bestehend aus Messungen von PCB und Dioxinen in Fischen aus vielen Schweizer Flüssen und Seen, wurde eine Bestandesaufnahme über die Situation in der Schweiz durchgeführt. Ein erster bedeutender Teil der Arbeiten bestand darin, die unterschiedlichen Daten aus zahlreichen verschiedenen Untersuchungen zu harmonisieren. Zu folgenden Gebieten und Gewässern liegen Daten vor: Birs und Doubs mit Einzugsgebiet, Saane und Aare (mit Seitenarmen) bis zum Bielersee, Emme, Genfersee und Zuflüsse, Flüsse des Neuenburger Jura und Gewässer im Einzugsgebiet des Neuenburger- und des Murtensees, Rhone im Oberlauf des Genfersees und Zuflüsse, Rhein von Ilanz bis Basel einschliesslich Zuflüsse und Bodensee, diverse Flüsse und Seen im Kanton Zürich, Inn und Einzugsgebiet im Engadin, Tessiner Flüsse, Langensee und Luganersee sowie diverse alpine Bergseen. Für einige Fliessgewässer des Mittellands wie zum Beispiel die Aare unterhalb des Bielersees, die Reuss und die Thur sind jedoch keine Daten verfügbar.  


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