Die Zahl der Imker und der Bienenvölker geht europaweit zurück

Liebefeld (BE), 11.02.2010 - Die Zahl der Bienenvölker ist in Mitteleuropa in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen. Die Zahl der Imker sank sogar europaweit. Damit liegt erstmals ein Gesamtüberblick auf europäischer Ebene zum Problem des Bienenrückgangs vor. Da auch andere Bestäuber wie Wildbienen und Schwebfliegen im Rückgang begriffen sind, besteht die Gefahr, dass Bestäuberdienstleistungen, von denen viele Feldfrüchte abhängig sind, nicht mehr erfüllt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des IBRA (International Bee Research Association - internationaler Bienenforschungsverband). Das Zentrum für Bienenforschung der Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP ist an der Studie massgeblich beteiligt.

Für die Untersuchung werteten die Forscher verfügbare Daten aus nationalen Imkermagazinen und staatlichen Berichten aus, um die Gesamtzahl der Bienenkolonien und Imker zu berechnen. So konnte die Anzahl der Bienenvölker zwischen 1965 und 1985 für 14 europäische Länder und zwischen 1985 und 2005 für 18 europäische Länder rekonstruiert werden. Die Zusammenstellung gibt einen ersten Überblick über die Situation in Europa. Sie ist jedoch nicht vollständig, da beispielsweise aus Frankreich, Spanien und einigen osteuropäischen EU-Staaten keine geeigneten Daten beschafft werden konnten.

USA und Europa speziell betroffen
Während in Europa und den USA die Zahl der Bienenvölker gesunken ist, ist sie laut einem Bericht der Welternährungsorganisation FAO von 2009 weltweit gesehen in den letzten 50 Jahren um rund 45 Prozent gestiegen. Leider nützt aber dieser Befund den Beständen in Europa und den USA wenig, da zwar Honig als Produkt der Bienen importiert werden kann, nicht aber die von den Bienen bereitgestellte Dienstleistung - nämlich die Bestäubung.

Der Auswertung zufolge geht die Zahl der Bienenvölker in Mittel- und Westeuropa bereits seit 1965 zurück. Seit 1985 wird dieser Trend auch in Ländern wie Tschechien, Norwegen, der Slowakei und Schweden beobachtet. Im Gegensatz dazu ist in Südeuropa (Griechenland, Italien und Portugal) die Zahl der Bienenvölker zwischen 1965 und 2005 gestiegen.

Immer weniger Imker
Die Ursache dafür vermuten die Wissenschaftler in den sozialen und ökonomischen Veränderungen der letzten Jahrzehnte. Durch die allgemein gestiegenen Einkommen der Landbevölkerung hat die Imkerei als Hobby an Attraktivität verloren.

Zudem können die Kosten für die Bekämpfung von Bienenseuchen wie der Varroa-Milbe in einem Bienenvolk schnell das Einkommen eines Jahres erreichen. Damit wird es unökonomisch, Bienen in kleinem Maßstab zu halten.

Rätsel noch nicht gelöst
Mit der Untersuchung ist das Rätsel des Bienenrückganges aber keineswegs gelöst, es konnte lediglich ein weiteres Teil zum Puzzle hinzugefügt werden.

Auch müssen die Daten wegen der sehr unterschiedlichen Zählweise in den einzelnen Ländern vorsichtig interpretiert werden. In einem nächsten Schritt müssen nun die Erfassungsmethoden für Bienenvölker in allen Ländern standardisiert werden. Erst dann wird es möglich sein, den Bienenschwund zu verstehen und langfristig Gegenmaßnahmen zu ergreifen.


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Forschungsanstalt Agroscope Liebefeld-Posieux ALP
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