Der Rohrschwingel ist dank neuen Sorten im Aufwind

Changins, 05.11.2009 - Der Rohrschwingel ist als eher grobes, unbekömmliches Futtergras bekannt. In den letzten Jahren wurde dieser Nachteil züchterisch intensiv bearbeitet, und es gibt heute einige neue Sorten, die dank ihrer feinen Blätter vom Vieh kaum mehr verschmäht werden. Die Fortschritte in der Rohrschwingelzüchtung zeigen sich auch in der jüngsten, von Agroscope durchgeführten Sortenprüfung, wurden doch vier Neuzüchtungen aufgrund ihrer guten agronomischen Eigenschaften in die aktuelle Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen aufgenommen.

Der Rohrschwingel (Festuca arundinacea) ist ein sehr ertragreiches und wenig anspruchsvolles Futtergras. Er bevorzugt wechselfeuchte Bedingungen, erträgt aber auch Trockenperioden und Kälte sehr gut. Er hat im Vergleich zu anderen Futtergräsern ein sehr ausgeprägtes Wurzelwerk. Dadurch lässt er sich durch vorübergehenden Wassermangel kaum beeindrucken, bleibt lange grün und ist wenig anfällig gegenüber Krankheiten. Sein Wachstum ist im Sommer sehr ausgeglichen. Nach der Saat entwickelt sich der Rohrschwingel ziemlich langsam, hat er sich aber einmal etabliert, ist er sehr konkurrenzstark und ausdauernd.

Feinblättrige Sorten für die Weide

Gerade als Weidegras könnte der Rohrschwingel dank dieser Eigenschaften durchaus anstelle des Englischen Raigrases oder des Wiesenschwingels verwendet werden. Doch stösst der Rohrschwingel im Kunstfutterbau nach wie vor auf wenig Akzeptanz. Der Hauptgrund liegt in der rauen Beschaffenheit der Blätter vieler Sorten, welche die Schmackhaftigkeit für das Vieh stark herabsetzen. Bei einigen Zuchtsorten konnte dieser Nachteil durch eine gezielte Selektion vermindert werden. Bekannte Vertreter solcher Sorten mit schmalen und besonders weichen Blättern sind Dulcia und Belfine. Diese Sorten werden in Frankreich bereits stark nachgefragt. Zwischen der Blattfeinheit und der Verdaulichkeit des Futters besteht interessanterweise kein Zusammenhang. In der offiziellen Sortenprüfung wird deshalb beim Rohrschwingel die Verdaulichkeit gesondert bewertet.

Verwendung des Rohrschwingels

Das tiefreichende Wurzelwerk mit den stark bewurzelten Ausläufern verleiht dem Rohrschwingel eine recht gute Trittfestigkeit. Dank dieser Eigenschaft werden Zuchtsorten des Rohrschwingels nicht nur in Mischungen für die Mähnutzung, sondern auch für die Anlage von Weidebeständen verwendet. In der neuen Standardmischung SM 462, welche sich für die Weide im Talgebiet in eher trockenen Regionen eignet, ist der Rohrschwingel die bestandesbildende Grasart. In Mähwiesen und Mähweiden bildet er eine interessante Alternative zum Knaulgras, besonders in eher trockenen Regionen. Mischungen mit Rohrschwingel sind die Gras-Weissklee-Mischung SM 442 und die Luzerne-Gras-Mischung SM 325. In Kunstwiesen, die viel Rohrschwingel enthalten, sollte der erste Aufwuchs recht früh genutzt werden.

Vier neue empfohlene Sorten

Von 2006 bis 2008 prüften die Forschungsanstalten Agroscope Changins-Wädenswil ACW und Reckenholz-Tänikon ART 22 Sorten von Rohrschwingel auf ihre agronomischen Eigenschaften (Ertrag, Frühreife, Güte, Konkurrenzkraft, Ausdauer, Resis-tenz gegen Blattkrankheiten, Verdaulichkeit). Von den 16 geprüften Neuzüchtungen werden deren vier (Otaria, Dauphine, Callina und Elodie) neu empfohlen. Die Sorten Otaria und Dauphine, die aus dem Züchtungsprogramm von Agroscope stammen, sind ausgesprochen feinblättrig und zeichnen sich zudem durch eine sehr gute Ausdauer und dichte Bestände aus. Auch die neue französische Sorte Callina besitzt ähnlich feine Blätter wie die bereits empfohlenen Sorten Belfine und Dulcia, allerdings übertrifft sie diese im Ertrag noch leicht und besitzt eine sehr gute Resistenz gegen Blattkrankheiten. Elodie, ebenfalls eine französische Neuzüchtung, ist eher grobblättrig, verfügt aber über eine sehr gute Verdaulichkeit. Zwei bisher empfohlene Sorten, nämlich Elfina und Kora, wurden aufgrund der Ergebnisse aus der Liste gestrichen.


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