Robert Frank, Christoph Hefti, Ursula Rodel und Thut Möbel durch Bund geehrt

Bern, 14.09.2009 - Mit den Grands Prix Design der Schweizerischen Eidgenossenschaft zeichnet das Bundesamt für Kultur (BAK) jedes Jahr Persönlichkeiten oder Firmen aus, die auf nationaler und internationaler Ebene massgeblich einen Beitrag für das Schweizer Design leisten. Dieses Jahr gehen die Preise an Robert Frank, Christoph Hefti, Ursula Rodel und an das Unternehmen Thut Möbel.

Die Preisträger wurden von der Eidgenössischen Designkommission unter dem Vorsitz von Patrick Reymond ausgewählt. Jede Auszeichnung ist mit 40’000 Franken dotiert. Die Grands Prix Design ermöglichen es dem Bund, Kulturschaffende auszuzeichnen, die wirkungsvoll und nachhaltig etwas zur Bekanntmachung des Schweizer Designs beitragen. 

Die Preisverleihung findet am 20. Oktober 2009 in Lausanne statt. Der Anlass steht im Zusammenhang mit der Vernissage zur Ausstellung Eidgenössische Preise für Design 2009 im mudac (Musée de design et d'arts appliqués contemporains), Lausanne. 

Robert Frank, New York City und Nova Scotia

Fotograf, Regisseur und Kameramann 

Die Eidgenossenschaft ehrt den 85-jährigen Schweizer Fotografen Robert Frank für sein Lebenswerk. Kaum jemand hat die Fotografie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis heute so nachhaltig geprägt wie er.

Nach einer Ausbildung zum Fotografen und ersten Anstellungen in der Schweiz, emigrierte Robert Frank 1947 nach New York. Seine erste Anstellung erhielt er bei Harper’s Bazaar. Bis Mitte der 50er Jahre bereiste er Südamerika, Europa und die USA, unter anderem im Auftrag von Magazinen wie Life und Vogue.

In seiner wohl bedeutendsten Publikation „Les Américains“ (1958), „The Americans“ (1959) wählte Frank aus 28'000 Bildern 83 Fotografien aus, die als Dokumentation einer ganzen Zivilisation angesehen werden können. In dieser Bilderserie entwickelte er einen völlig eigenständigen und neuen Stil in der Fotografie, der für zahlreiche nachfolgende Künstler wegweisend wurde. Zu Unrecht viel weniger bekannt sind seine Filme. Mit seinem Erstlingswerk „Pull My Daisy“ (1959), dessen Vorlage von Jack Kerouac stammt, gelingt ihm ein faszinierendes Porträt der Beat-Generation, wo unter anderen auch Beatpoet Allen Ginsberg mitspielt.

Auch heute werden seine Werke von namhaften Museen auf der ganzen Welt gezeigt. 

Christoph Hefti, Brüssel, Antwerpen und Zürich

Textildesigner, Musiker, Künstler 

Christoph Hefti wurde in Lausanne geboren und lebt zurzeit in Antwerpen und in Brüssel. Nach einer Ausbildung zum Textildesigner an der Schule für Gestaltung Zürich, wechselte er an die Central St. Martin’s School of Art and Design in London, die er mit einem MA Fashion distinction abschloss. Seit 1997 arbeitet er als Kreativassistent und Print-Designer für Dries van Noten in Antwerpen. In dieser Funktion ist er in Zusammenarbeit mit einem Team für den Entwurf, Entwicklung und Ausführung der Stoffe zuständig. Hefti ist eine sehr vielschichtige Künstlerpersönlichkeit. Es gelingt ihm auf beeindruckende Art und Weise seine verschiedenen Fähigkeiten unter einen Hut zu bringen. So arbeitet er auch an eigenen Video- und Performanceprojekten und bildet zusammen mit dem Schweizer Filmemacher und Filmkomponisten Dominik Scherrer das Performance-Elektro-Pop-Duo Taxi val Mentek. In ihren Konzerten lassen sie einen ganz eigenen Kosmos entstehen, eine kongeniale Mischung aus Videokunst, einem Klanguniversum, das seinesgleichen sucht.

Die Eidgenossenschaft ehrt Christoph Hefti für seine Kreativität, seine Grenzgänge zwischen Design, Kunst und Musik, die es ihm scheinbar mühelos zu vereinen gelingt. 

Ursula Rodel, Zürich

Designerin für Lebenskultur 

Die bewegte Karriere von Ursula Rodel begann in den 1970er Jahren. Als Modedesignerin revolutionierte sie die Schweizer Modewelt und gehörte zu der damaligen Avantgarde. Ihr unverkennbarer Stil, dem sie bis heute treu geblieben ist, zeichnet sich durch markante, zeitlose Schnitte und Linien aus, die der Unterstreichung der Weiblichkeit dienen. Funktionalität steht dabei für Rodel stets im Vordergrund, denn ihre Designs sind auf die Bedürfnisse der Frauen zugeschnitten. Nach ihrer Ausbildung an der Kunstgewerbe- und Textilfachschule sowie am London College of Fashion gründete sie gemeinsam mit Sissi Zöbeli und Katharina Bebié das Prêt-à-Porter-Label „Thema Selection“. Die dazugehörige Boutique wurde zu einem Gesamtkunstwerk, in dem damals alles bis ins kleinste Detail die Handschrift von Ursula Rodel trug. Bald wurde die internationale Film-Avantgarde auf die Designerin aufmerksam. Nach einem Stage bei Tirelli Costumi Roma war sie in Filmen von Claude Berri, Federico Fellini oder auch Daniel Schmid für die Kostüme verantwortlich. Zuletzt war sie auf dem Filmset von „Dancer in the Dark“ (Lars von Trier) für das Make-up ihrer langjährigen Freundin Catherine Deneuve zuständig. Ursula Rodel lebt und arbeitet heute im Zürcher Kreis 4 – seit 1986 unter ihrem Label „Ursula Rodel Création“ als Designerin für Lebenskultur. Nebst einem Jahr als Gastdozentin an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel war sie als Beraterin und Designerin von namhaften Firmen wie Cartier, Fabric Frontline, Omega oder Joop! tätig. Bekannt sind auch ihre Gemälde und Illustrationen, eine Mischung aus Modezeichnungen und erotischen Bildern im Stil 50er Jahren, die sie in ihrem Atelier nebst Möbeln und Accessoires verkauft. Die Eidgenossenschaft ehrt die vielseitig begabte Ursula Rodel für ihr umfassendes Schaffen und Denken, das weit über den Bereich des Modedesigns und über die Grenzen der Schweiz hinausgeht.  

Thut Möbel AG, Möriken

Möbeldesign Das Unternehmen Thut Möbel wurde vor 80 Jahren in Möriken (AG) gegründet und wird heute in der dritten Generation geführt. Die Eidgenossenschaft ehrt den kontinuierlich erfolgreichen Familienbetrieb für seinen innovativen Unternehmergeist und das unvergleichliche Design, das Kurt Thut und seine Söhne noch heute prägen. Kurt Thut hat die von seinem Vater gegründete Möbelschreinerei mit kreativer Nutzung von neuen Materialien und Technologien zu einem Unternehmen mit internationaler Ausstrahlung gemacht. Sein Wille zur gestalterischen Reduktion ist vielleicht am besten an einem immer wiederkehrenden Thema ablesbar: das Scherenmotiv. So besteht zum Beispiel das Scherenbett aus einem einfachen Rost, der sich den Bedürfnissen der Kunden anpasst und mit nur 28 kg einfach zu transportieren ist. Diese bestechende und scheinbar selbstverständliche Lösung ist das Resultat eines langjährigen Gestaltungsprozesses, dem unzählige Ideen und Prototypen vorausgingen.

Heute führen Benjamin und Daniel Thut die Möbelfabrikation erfolgreich weiter. Mit viel persönlichem Engagement und der kreativen Kraft des Vaters erweitern sie die Produktpalette um Kreationen, die weiterhin im Dienste der Nützlichkeit stehen und durch hohe Qualität überzeugen. Spielerische Lösungen mit hohem Wiedererkennungswert machen die Möbel zu Klassikern der Schweizer Designgeschichte.

Ablauf Preisverleihung/Vernissage 20. Oktober 2009

18 Uhr : Treffen im Cinéma Atlantic
Rue St-Pierre 3, Lausanne

18.15 Uhr : Preisverleihung Grands Prix
Design und Eidgenössische Preise für Design 2009

Ab 19.45 Uhr: Vernissage der Ausstellung
Eidgenössische Preise für Design 2009 im mudac,
Place de la Cathédrale 6, Lausanne

Ab 20.15 Uhr: Cocktail dinoire  in der Turnhalle
des Gymnase de la Cité Lausanne
(50 Meter vom mudac entfernt)


Adresse für Rückfragen

Kontakt

Patrizia Crivelli, Leiterin Dienst Design BAK
Tel. 031 322 92 77, patrizia.crivelli@bak.admin.ch

Anna Niederhäuser, Dienst Design BAK
Tel. 031 323 75 03, anna.niederhaeuser@bak.admin.ch


Die Zürcher Fotografin Ruth Erdt wurde eingeladen, die Preisträger und ihre Arbeiten zu porträtieren. Die Pressebilder über die Preisträger finden Sie unter:
http://www.bak.admin.ch/bak/aktuelles/01832/02362/02363/index.html?lang=de
Die Bilder dürfen nur im Zusammenhang mit der Berichterstattung zum Grand Prix Design 2009 verwendet werden. Als Fotografin ist Ruth Erdt anzugeben.


Herausgeber

Bundesamt für Kultur
http://www.bak.admin.ch

https://www.admin.ch/content/gov/de/start/dokumentation/medienmitteilungen.msg-id-29009.html