«Stadtlandschaft Uhrenindustrie La Chaux-de-Fonds/Le Locle» in das Welterbe der Unesco aufgenommen: Ausserordentliche Anerkennung für ein industrielles Erbe

Bern, 29.06.2009 - Anlässlich des Eintrags von La Chaux-de-Fonds und Le Locle als Stadtlandschaft Uhrenindustrie in die Welterbeliste der Unesco fand in den beiden Städten ein grosses Volksfest statt. Mit dem Entscheid des Welterbekomitees werden die beiden Städte als ausserordentliches Beispiel des uhrenindustriellen Städtebaus anerkannt. Der städtebauliche Wert dieser beiden durch und für die Uhrmacher gebauten Städte sei lange Zeit verkannt worden und komme erst jetzt richtig zur Geltung, freuen sich die Verantwortlichen des Kandidaturdossiers, die Behörden der beiden Städte und des Kantons und das Bundesamt für Kultur. Die Schweiz freut sich ihrerseits, dass die Unesco bereits die zehnte Sehenswürdigkeit des Landes in die Liste des Welterbes aufgenommen hat.

Bedeutende Sehenswürdigkeiten
Es sei das erste Mal, dass die Unesco eine Stätte anerkenne, welche die Industriegeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts abbilde, sagte der Direktor des Bundesamtes für Kultur, Jean-Frédéric Jauslin. Die «Stadtlandschaft Uhrenindustrie La Chaux-de-Fonds/Le Locle» ist die siebte Sehenswürdigkeit der Schweiz, die seit 2000 und nach den drei Burgen und Befestigungsmauern von Bellinzona, dem Gebiet der Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch-Bietschhorn, dem Monte San Giorgio, den Weinbauterrassen des Lavaux, der Rhätischen Bahn in der Landschaft Albula/Bernina sowie der Tektonikarena Sardona in die Liste des Unesco-Welterbes aufgenommen worden ist. Die Altstadt von Bern, das Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair und der Stiftsbezirk St. Gallen haben letztes Jahr das 25-jährige Jubiläum ihrer Aufnahme in die Welterbeliste der Unesco gefeiert.

Fabrikstädte
La Chaux-de-Fonds und Le Locle wurden seit Ende des 18. Jahrhunderts von den Uhrmachern und für die Uhrmacher gebaut. Die durchdachte, pragmatische, offene Stadtplanung erwies sich als ideal für die nachhaltige Entwicklung der Uhrenindustrie und führte dazu, dass die Städte wie Fabriken funktionierten. Die Wohnbauten wurden für die Heimarbeit geschaffen, sie standen direkt neben den Häusern der Firmenbesitzer, den Ateliers und später den Fabriken. Das für die Uhrmacherarbeit so wichtige Licht bestimmte die ganze Architektur (grosse oder zahlreiche Fenster, beschränkte Höhe und Tiefe der Gebäude). Auch die Anordnung der Gebäude und der dazwischen liegenden Freiräume an den Hängen entsprechen den Kriterien von Helligkeit und Gesundheit. Von einem Stadtrand zum andern lässt sich die städtebauliche Entwicklung der Uhrenindustrie ablesen, zuerst in handwerklicher, dann in industrieller Tradition. Nicht der malerische Anblick der Bauten ist aussergewöhnlich, sondern deren Identifikation mit der Uhrmacherei.

Eine geschützte und genutzte Stätte
«Die Vorschriften von Gemeinde, Kanton und Bund garantieren bereits die Erhaltung der beiden städtebaulichen Komplexe, ohne damit die Entwicklungen und Anpassungen an die Anforderungen der modernen Wirtschaft einzuschränken», sagte der Kandidaturverantwortliche, der Architekt des Heimatschutzes von La Chaux-de-Fonds, Jean-Daniel Jeanneret, «doch dank der lokalen Verwaltung können Vorschriften oder technische Informationen rasch weitergeleitet und das Management und die Erschliessung des Kulturerbes in Absprache mit den Immobilienverantwortlichen und der Industrie sichergestellt werden.»

Anerkennung für eine Region
Mit dem Unesco-Label für die beiden Städte rückt die ganze Region des Jurabogens, die noch heute durch die Uhrenindustrie geprägt ist, ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Die Behörden der beiden Städte und des Kantons haben dies in ihren Reden erwähnt und den Eintrag sehr begrüsst. Diese Anerkennung zeige, dass sich die beiden Städte bei der Schaffung von Arbeitsplätzen für ihre Bevölkerung und jene der Region innovativ gezeigt hätten, sagte der Stadtpräsident von Le Locle, Denis de la Reussille. Sie würden dadurch ermutigt, weiterhin eine zentrale Rolle für die Entwicklung der Region zu spielen und das für den ganzen Jurabogen entscheidende Know-how zu fördern, erklärte der Stadtpräsident von La Chaux-de-Fonds, Didier Berberat. Der Neuenburger Regierungsratspräsident Jean Studer überbrachte seine Glückwünsche und dankte den beiden Neuenburger Jurastädten für die Ehre, die auf den ganzen Kanton ausstrahlen werde. Der Regierungsrat sei nun noch entschlossener, die Zusammenarbeit aller Neuenburger Regionen zu intensivieren, damit der Kanton sein Potenzial stärken und seiner Bevölkerung den Wohlstand bieten könne, den sie mit ihrer Arbeit und ihrer Innovationskraft verdiene.

Label als Katalysator für Projekte
Die Anerkennung der Stadtlandschaft Uhrenindustrie von La Chaux-de-Fonds und Le Locle durch die Unesco wird als Katalysator für private und öffentliche Projekte und Initiativen wirken. Auf diese Weise werden Denkmäler zusammen mit ihrer Wirtschafts- und Sozialgeschichte weiterhin im Zentrum des Interesses stehen. Am Anfang wird das Label die Aufmerksamkeit eines breiteren Publikums auf sich ziehen und die Besucher sollen bei der Entdeckung der Sehenswürdigkeiten begleitet werden. In La Chaux-de-Fonds präsentiert eine der Geschichte der Uhrmacherei gewidmete Ausstellung in der Halle aux Enchères die Beziehung zwischen der Uhrenindustrie und der Stadtentwicklung. In Le Locle können sich die Besucher ebenfalls darüber informieren, und zwar in einer Sonderausstellung im Kunstmuseum. Weitere Initiativen werden gefördert, insbesondere um das Interesse der beiden Städte für Uhrenmarken zur stärken, und zur Förderung interessanter Immobilien- und Hotellerieprojekte. Doch in erster Linie wird sich die lokale Bevölkerung mit dem historischen und kulturellen Wert dieses Eintrags in das Welterbe identifizieren.

Eine offizielle Veranstaltung zum Empfang des Labels der beiden Städte findet am kommenden 6. November, am Vorabend des dritten Denkmaltags der Uhrenindustrie, statt.


Adresse für Rückfragen

Bundesamt für Kultur: Leiterin Kommunikation: Anne Weibel, Tel. 079 662 05 21

Leiter Kandidatur: Jean-Daniel Jeanneret, Tel. 078 703 59 08

La Chaux-de-Fonds: Kommunikationsbeauftragter, Rémy Gogniat, Tel. 079 401 30 44

Le Locle: Kommunikationsbeauftragter, Bernard Vaucher, Tel. 079 213 36 39

Kanton Neuenburg: Kommunikationsbeauftragte, Corinne Tschanz, Tel. 079 466 89 69

Weitere Informationen: Homepage des BAK
www.bak.admin.ch / Aktuell, wo auch eine Bildergalerie zur Verfügung steht
Webseite Kandidatur: www.urbanismehorloger.ch


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