Neue sehr ansteckende Stämme des Kartoffel-Y-Virus

Changins, 25.06.2009 - Das Kartoffel-Y-Virus (PVY), das von mehreren Blattlausarten übertragen wird, verursacht erhebliche Ertrags- und Qualitätsverluste. Zahlreiche neue Isolate dieses Virus sind in den letzten Jahren in den Schweizer Kartoffelkulturen aufgetaucht. Versuche der Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW zeigen, dass sich die Verbreitungsdynamik der Isolate des Y-Virus und die Sensibilität der Kartoffelsorten vollkommen geändert haben. In Zukunft müssen die Produzenten Sorten auswählen, die gegenüber diesen neuen Isolaten resistent sind, und die sensibelsten Sorten meiden.

Die Pflanzkartoffeln, die in die Schweiz importiert werden, stammen aus verschiedenen Regionen Europas. Dieser Austausch fördert die Verbreitung der verschiedenen Genotypen des Y-Virus. Die ersten Nekrosesymptome auf den Knollen wurden am Anfang der 90er Jahre beobachtet; verursacht wurden sie von sogenannten Yntn-Stämmen des Virus. Einer der neuen Stämme wurde in Pflanzgut der Sorte Lido aus Deutschland importiert. Die Verbreitung dieser neuen Isolate in der Schweiz erschwerte den Anbau gewisser Sorten wie Nicola, Ditta, Erntestolz oder Hermes. Diese Sorten sind sehr anfällig auf die neuen Stämme des Yntn-Virus, und die Produzenten haben Mühe, Pflanzgut von ausreichender Qualität zu erhalten. Anfang der 2000er Jahre entdeckten die Virologen von ACW Typen des YWilga-Virus in unseren Kulturen. Auch diese Stämme können erhebliche Schäden anrichten.

Versuch mit 6 Sorten und 6 Virusstämmen
Agroscope Changins-Wädenswil untersuchte die Verbreitung der verschiedenen Isolate des Y-Virus unter Feldbedingungen. Dabei wurden kleine Kartoffelparzellen mit sechs Sorten, die eine unterschiedliche Sensibilität gegenüber dem PVY aufweisen, angelegt. Jede Parzelle beinhaltete 4% Kartoffelpflanzen, die von einem einzigen Isolat des Y-Virus befallen waren. Insgesamt wurden sechs Virusstämme geprüft, davon mehrere Yntn- und YWilga-Stämme. Die befallenen Pflanzen fungierten als Infektionsquelle während der ganzen Vegetationsperiode. Die geflügelten Blattläuse, die natürlich vorkommen, sicherten die Verbreitung der Isolate auf die sechs Sorten. Um gekreuzte Virenbefälle zu verhindern waren die Parzellen von einer 12 Meter breiten Haferkultur umsäumt. Ein Serologie-Test (ELISA) zeigte, dass sehr wenige Isolate von einer Parzelle auf die andere gelangten. Der Hafer spielte demnach seine Rolle und begrenzte die Verbreitung der Isolate zwischen den Versuchsparzellen.

Die Resistenz der Lady Christl
Der Versuch zeigte, dass die Sorte Lady Christl eine erstaunlich gute Resistenz gegenüber den verschiedenen Isolaten des Y-Virus besitzt. Mit 20 bis 30% befallener Pflanzen zeigten die Sorten Nicola, Désirée und Marlène eine Sensibilität auf, insbesondere gegenüber den neuen Isolaten des Yntn- und Wilga- Virus. Jede zweite Knolle der Sorten Charlotte und Bintje wurde von den neuen Stämmen des Y-Virus infiziert. Die neuen Isolate verbreiten sich rascher und stärker als die älteren Stämme des Y-Virus.

Diese neue Ausgangslage verlangt mehr Konsequenz und Aufmerksamkeit von den Saatkartoffelproduzenten. In Zukunft muss die Sensibilität gegenüber diesen neuen Isolaten des Y-Virus bei der Sortenwahl berücksichtigt werden, und die sensibelsten Sorten müssen gemieden werden.


Ruedi Schwärzel, Brice Dupuis, Agroscope ACW


Bild:

1. Primärinfektionssymptome des Yn-Virus bei der Sorte Marquise. Entlang der Rippen sind Nekrosen sichtbar (Bild ACW)

2. Die diesjährigen Primärinfektionen können zu einer Verbräunung und anschliessend zu einer Verkorkung der Knollen führen. Die Sorte Hermes ist anfällig auf die Stämme des Yntn-Virus.f


Abbildung:

Infektionsgrad (in %) von 6 Sorten durch verschiedene Stämme des Virus Y im Jahr 2005. Der Infektionsgrad zu Beginn betrug 4 % in jeder kleinen Parzelle, die durch einen 12 m-Streifen mit Hafer voneinander getrennt waren.

 

 


Adresse für Rückfragen

Ruedi Schwärzel
Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW, Postfach 1012, 1260 Nyon
E-Mail: ruedi.schwaerzel@acw.admin.ch; Tel. direkt 022 363 47 19



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