Resultate der Untersuchungen zum Gebrauch von Führanlagen beim Pferd

(Letzte Änderung 06.05.2009)

Avenches, 05.05.2009 - Strom in den Abtrennungen von Führanlagen ist vertretbar und in gewissen Fällen sogar zu empfehlen. Das hat eine Studie des Schweizerischen Nationalgestüts SNG in Avenches ergeben. Diese Resultate antworten auch auf Bedenken aus tierschützerischen Kreisen, wonach der eingesetzte Strom bei den Pferden Stress auslösen könnte.

In der Schweiz werden 10 bis 15 Prozent der Pferde regelmäßig in einer Führanlage bewegt. In Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Veterinärwesen und der Pferdeklinik der Universität Bern wollte das Schweizerische Nationalgestüt SNG wissen, ob und wie Strom in Führanlagen eingesetzt wird bzw. eingesetzt werden kann. Dabei interessierte die Forschenden in erster Linie der Stresslevel der Pferde in Führanlagen sowie deren allgemeine Verwendung in der Schweiz. Obwohl so viele Pferde in Führanlagen gehen, gab es bis anhin keine wissenschaftlich belegten Studien darüber. 

Praxisversuch
Um zu Antworten zu kommen, hat das Gestüt im Rahmen einer Doktorarbeit einen einmonatigen Versuch durchgeführt und einen Fragebogen konzipiert. Im Versuch ist die Stressbelastung der Pferde und ihr Verhalten in der Führmaschine mit und ohne Stromeinsatz getestet worden. Dazu hat das SNG zwölf Pferde benutzt, welche zuvor noch nie in einer Führmaschine gegangen sind. Der Strom, wenn eingesetzt, verlief in den Kunststoffstäben, welche die einzelnen Abteile für die Pferde in der Führmaschine abtrennen. Die dabei verwendete Spannung betrug 3.7kV, die einen etwa halb so starken Stromstoss wie ein Weidezaun verursachen.   

Um den Stresslevel der Pferde zu erheben, haben die Forschenden periodisch die Menge des Stresshormons Cortisol im Blut gemessen, die Herzschlagfrequenz registriert und das Verhalten aufgezeichnet. 

Kein Stress für die Pferde
Bei den Cortisolwerten im Blut haben die Forschenden keinen Unterschied zwischen dem Gebrauch von Führanlagen mit und ohne Stromeinsatz feststellen können. Womit sie beweisen konnten, dass die Pferde keinen Stress erleiden, wenn sie in Führanlagen mit Stromeinsatz in den Trennwänden gehen. Die Hormonwerte in der Führanlage und im Auslauf zeigten sogar ähnliche Messresultate. Die höchsten Werte im Vergleich konnten in der Angewöhnungsphase, d.h. in den ersten Tagen ohne Stromeinsatz, gemessen werden. 

Auch die Messungen der Herzschlagfrequenz zeigten keine Unterschiede, ob die Pferde nun mit oder ohne Stromeinsatz in den Anlagen gingen. Während der einmonatigen Studie nahm die Herzfrequenz sogar tendenziell ab. Bei den Aufzeichnungen des Verhaltens haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die Pferde ohne Stromeinsatz selbständig mehrere Abteilwechsel vornahmen. Während des Stromeinsatzes hat dies kein Pferd mehr versucht. Auch nach dem Stromeinsatz, fand kein einziger Abteilwechsel mehr statt. Das zeigt, dass die Pferde gelernt hatten, das Wechseln der Abteile zu unterlassen.  

Stromeinsatz unter Aufsicht
In der Fragebogenstudie hat man schließlich verschiedene Führanlagen-Modelle und deren Einsatz erhoben sowie eine Schadenstatistik gemacht. Insgesamt haben die Forscher an 210 Betriebe mit Führanlagen einen Fragebogen verschickt. Darauf haben 67 Betriebe geantwortet, wobei diese Antworten etwa 1400 Pferde betreffen. 61 Prozent dieser Pferde werden dreißig bis sechzig Minuten pro Tag in der Führanlage eingesetzt. In allen Fällen werden die Pferde  ausschließlich im Schritt bewegt. Die Hälfte der antwortenden Betriebe verwendet individuell je nach Pferd kurzzeitig einen Stromeinsatz. Ein Drittel benutzt sogar generell Strom und das während der ganzen Dauer. Achtzig Prozent setzen Strom aber nur unter Aufsicht ein und haben keine negativen Erfahrungen mit Stromeinsatz in Führanlagen gemacht.  

Die sehr selten vorkommenden Unfälle passierten vor allem bei hoch emotiven Pferden, wobei sich diese in der Mehrzahl durch Bocken und Ausschlagen oberflächliche Schürfverletzungen zugetragen hatten.


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