Die Siedlungsfläche der Schweiz wächst weiter

Bern, 31.01.2000 - Das neue BRP-Dossier interpretiert Ergebnisse der Arealstatistik des Bundesamts für Statistik (BFS). Die Siedlungsfläche der Schweiz ist innerhalb von zwölf Jahren um 13 Prozent gewachsen. Das bedeutet, dass in diesem Zeitraum jede Sekunde neu ein Quadratmeter Land überbaut worden ist. Ein derart starkes flächenhaftes Wachstum der Siedlungsgebiete in die Landschaft steht im Widerspruch zum Anliegen einer vermehrten Siedlungsentwicklung nach Innen. Allein ein grösseres Gewicht der Raumplanung und ein konsequenter Einsatz ihrer Instrumente kann diese problematische Entwicklung bremsen. Zu diesem Schluss kommt das Bundesamt für Raumplanung (BRP) in seinem neuen Dossier, das in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Statistik (BFS) entstanden ist. Die Erkenntnisse basieren auf den Auswertungen der Arealstatistik für 24 Kantone. Mit Ausnahme von Graubünden und Tessin, wo die Daten erst im Jahre 2001 vorliegen werden, kann der Bodennutzungswandel im Zeitraum 1979/85 bis 1992/97 detailliert verfolgt werden.

Seit Beginn der Achtzigerjahre hat die Siedlungsfläche in den 24 Kantonen um 294 Quadratkilometer zugenommen – das entspricht der Grösse des Kantons Schaffhausen. Über eine Zeitspanne von zwölf Jahren betrachtet, bedeutet dies, dass die Siedlungsfläche in der Schweiz hochgerechnet mit einer Geschwindigkeit von einem Quadratmeter pro Sekunde gewachsen ist. Besonders dynamisch verlief die Entwicklung in den Mittellandkantonen, wo sich die grossen Agglomerationen befinden.

Jeder Einwohner beansprucht heute 410 Quadratmeter Siedlungsfläche; dieser Wert hat in den vergangenen Jahren um 20 Quadratmeter zugenommen. Besonders stark ist der Siedlungsflächenverbrauch pro Einwohner in den Gebirgskantonen Wallis und Uri sowie im Kanton Jura angestiegen. Im Gegensatz dazu ist die Bodenbeanspruchung pro Einwohner in den Kantonen Zug, Schwyz und Thurgau zurückgegangen.

Mehr Siedlungsfläche – weniger Kulturland

Die Siedlungsfläche setzt sich im Wesentlichen aus dem Gebäude- und dem Industrieareal sowie aus den Verkehrsflächen und den Erholungs- und Grünanlagen zusammen. Absolut am stärksten gewachsen ist das Gebäudeareal. Im Vergleich dazu haben sich die Verkehrsflächen nur wenig vergrössert, ihr Anteil an der Siedlungsfläche ist sogar geschrumpft. Trotzdem ist innerhalb von zwölf Jahren eine Fläche, die der dreifachen Grösse des Murtensees entspricht, durch neue Verkehrsanlagen überbaut worden. Ebenfalls um bis zu 41 Prozent hat das Industrieareal zugenommen. Infolge Rationalisierung und Automatisierung werden viele ältere Industrieanlagen heute nicht mehr oder neuartig genutzt. Zusammen mit dem entsprechenden Rückgang der Beschäftigtenzahl führt dies zur Ausweisung eines hohen Wachstums der pro Arbeitsplatz benötigten Fläche.

Insgesamt hat sich die Siedlungsfläche ganz auf Kosten der landwirtschaftlichen Nutzfläche ausgedehnt, da in den übrigen Erhebungskategorien, den Waldflächen und den unproduktiven Flächen, tendenziell eine leichte Zunahme zu verzeichnen ist. Flächenmässig besonders stark betroffen vom Rückgang der Landwirtschaftsfläche sind die Kantone Bern, Waadt und Wallis.

Analysiert man die Zahlen vertiefter, lassen sich im Weiteren zwei gegenläufige Trends feststellen. Auf eine Extensivierung der Bewirtschaftung deutet der Rückgang des Wies- und Ackerlandes zu Gunsten des Weidelandes hin. Auf eine Intensivierung schliessen lässt die Zunahme der Fläche für Obstanlagen mit Niederstammbäumen, der Fläche für Rebbau und der Fläche für Gartenbau und Gewächshäuser. Letztere hat in ländlichen Gebieten um 31 Prozent zugenommen.

Die Raumplanung ist gefordert

Gemäss Beurteilung des BRP scheint es der Raumplanung noch nicht hinreichend gelungen zu sein, der fast ungebremsten Flächenausdehnung der Siedlungsgebiete wirkungsvoll Einhalt zu bieten. Sollen die Ziele der Raumplanung erreicht werden, muss in Zukunft das Bewusstsein wachsen, dass uns der Boden nicht in unbeschränktem Mass zur Verfügung steht. Gleichzeitig müssen die vorhandenen Instrumente konsequent eingesetzt werden, damit auch zukünftigen Generationen genügend Handlungsspielraum zur Verfügung steht. Die vorhanden Reserven in den bestehenden Siedlungsgebieten sind im Rahmen einer massvollen Verdichtung zu nutzen. Durch eine konzentrierte Siedlungsentwicklung können die Kosten der Zersiedelung eingeschränkt, das Kulturland und die Landschaft geschont und die Attraktivität der Schweiz im internationalen Standortwettbewerb erhalten und weiter entwickelt werden.

Das “Dossier Bodennutzungswandel”

Im aktuellen Dossier werden die neuesten Ergebnisse der Arealstatistik mit Hilfe von anschaulichen Karten, Zahlen und Grafiken analysiert. Darin sind auch alle Werte für die einzelnen Kantone und Hinweise zur Erhebungsmethodik zu finden. Das Dossier des BRP und des BFS zum Thema der Veränderungen der Bodennutzung unseres Landes kann bei folgender Adresse gratis bezogen werden: Bundesamt für Raumplanung (BRP), “Dossier Bodennutzungswandel”, Einsteinstrasse 2, 3003 Bern.



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Bundesamt für Raumentwicklung
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