Sport in freier Natur: Pilotprojekt für mehr Rücksichtnahme auf Wildtiere

Bern, 04.02.2009 - Der viele Schnee lädt derzeit zum Sporttreiben in freier Natur ein. Damit das Vergnügen der Menschen nicht zum Problem für die Wildtiere wird, braucht es Rücksichtsnahme. Das Bundesamt für Umwelt BAFU und die zuständigen kantonalen Behörden fördern die Ausscheidung von Wildruhegebieten. Gemeinsam mit dem Schweizer Alpen-Club SAC plant das BAFU eine Kampagne zur Sensibilisierung der Natursportlerinnen und -sportler für ein rücksichtsvolles Natursportverhalten. Anfangs Februar 09 wurde dazu in Sörenberg (LU) ein Pilotprojekt gestartet. - Gemeinsame Medienmitteilung von BAFU, SAC, Kanton Luzern und Sörenberg Flühli Tourismus.

Für viele Wildtiere ist der Winter eine harte Zeit. Sie bewegen sich in dieser Zeit wenig, versuchen sehr sparsam mit Energie umzugehen und halten sich bevorzugt an Orten auf, wo sie Schutz vor Witterung und Lawinen finden. Werden die Tiere allzu häufig von Natursportlerinnen- und sportlern aufgeschreckt und in die Flucht getrieben, kann das Überleben des harten Winters in Frage gestellt sein. Die Bestände von sensiblen Arten wie zum Beispiel jene vom Auerhuhn oder Birkhuhn können abnehmen. Wildhuftiere wie Rothirsche und Gämsen werden im Bergwald zusammengedrängt. Die Schädigung des Jungwaldes kann die Folge sein.

Vieles geschieht aus Unkenntnis. Wenn Natursportlerinnen und -sportler die heiklen Rückzugsräume der Wildtiere kennen, sind sie meistens gerne bereit, Rücksicht zu nehmen und die Einstände der Tiere zu meiden. Das Ausscheiden von Wildruhe­ge­bieten, die Ausschilderung von naturverträglichen Routen sowie die Sensibilisierung der Natursportlerinnen- und sportler für die Belange der Wildtiere sind bewährte Mittel, um das Miteinander von Natursport und Naturschutz zu gewährleisten. Durch ein einheitliches und über die Kantone hinweg koordiniertes Vorgehen kann erreicht werden, dass die Regelungsvielfalt und -dichte insgesamt abnimmt.

Pilotprojekt in Sörenberg

Mit einer landesweiten Kampagne unter dem Titel „Respektiere deine Grenzen" (siehe Kasten 2) wollen das BAFU und der SAC ab dem Winter 2009/10 über einen naturverträglichen Freizeitsport aufklären und die Kennzeichnung von Wildruhe­gebieten bekannt machen. Eine breit abgestützte Trägerschaft mit Sport - und Naturschutzverbänden ist im Aufbau. Mittels eines Pilotprojekts in Sörenberg (LU) werden bereits ab Februar 2009 eine Schneeschuhroute und die angrenzenden Wildruhegebiete entsprechend gekennzeichnet sowie eine Informationsbroschüre mit sechs konkreten Verhaltensregeln zum wildtierschonenden Schneeschuhwandern abgegeben (siehe Kasten). Mittels Umfrage beim breiten Publikum wird geprüft, ob die Kennzeichnung und die Informationsmittel geeignet sind. Wo nötig werden bis Kampagnenstart Anpassungen vorgenommen.

 

KASTEN 1
Die sechs wichtigsten Verhaltensregeln zur Schonung der Wildtiere

  1. Ausgewiesene Wildruhe- und Wildschutzgebiete achten.
    Sie müssen ein verlässlicher Rückzugsraum für die Wildtiere sein.
  2. Bestehende Wege und Routen benutzen.
    So können sich die Wildtiere an die Anwesenheit der Schneesporttreibenden gewöhnen.
  3. Den Waldrand und den Bereich der Waldgrenze auf dem kürzesten Weg durchqueren.
    Diese Gebiete sind der Lebensraum vieler Tierarten.
  4. Die Nähe zu schneefreien Flächen und Felsen meiden.
    Dort halten sich die Wildtiere gerne auf, um Futter zu suchen oder um zu ruhen.
  5. Nur bei Tageslicht unterwegs sein.
    In der Dämmerung und in der Nacht reagieren Wildtiere besonders sensibel.
  6. Auf angemessene Lautstärke achten.
  7. In ihren Rückzugsgebieten brauchen die Tiere Ruhe - Schreien und Rufen sind zu vermeiden.

 

KASTEN 2
Sensibilisierungskampagne «Respektiere deine Grenzen»

«Respektiere deine Grenzen» ist eine Kampagne, die eine einheitliche Beschilderung der Wildruhegebiete mit der Wissensvermittlung zur Thematik Wildtiere und Natursport verknüpfen will. Die Kampagne basiert auf drei Säulen: «Räumliche Kennzeichnung», «Aufklärung der Freizeitsport-Anbieter und Natursportler» und «Breitenwerbung». Primäre Zielgruppen sind vorerst Schneeschuhwanderer, Skitourengeher und Variantenskifahrer, sowie Akteure, welche Einfluss auf deren Verhalten haben. In einem zweiten Schritt soll die Kampagne auf den Sommertouris­mus ausgeweitet werden. Die Kampagne ist ein Kooperationsprojekt mit Österreich und allenfalls weiteren Alpenländern.  


Adresse für Rückfragen

Sabine Herzog, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Sektion Jagd, Wildtiere und Waldbiodiversität, Tel. 031 323 03 40
Anne-Laure Müller, Bundesamt für Umwelt (BAFU), Sektion Jagd, Wildtiere und Waldbiodiversität, Tel. 031 322 80 13
Petra Vögeli, Schweizer Alpen-Club SAC, Tel. 031 370 18 66
Otto Holzgang, Kanton Luzern, Dienststelle Landwirtschaft und Wald, Abteilung Fischerei und Jagd, Tel. 041 925 10 85
Bruno Fläcklin, Sörenberg Flühli Tourismus, Tel. 078 804 09 85



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