Orkan Lothar: Führungsstab Lothar präsentiert Massnahmen gegen Waldschäden

Bern, 01.02.2000 - Der Führungsstab Lothar schlägt dem Bund 14 konkrete Massnahmen vor. Damit sollen in erster Linie Folgeschäden für den Wald vermindert und der Zusammenbruch des Holzmarktes verhindert werden. Die Vorschläge des Führungsstabs haben den Stellenwert eines Expertenberichts. Der Stab wurde vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) nach dem Orkan Lothar am 27. Dezember 1999 eingesetzt und von Forstdirektor Werner Schärer geleitet. Das BUWAL wird nun eine Vorlage zu Handen des Departementsvorstehers UVEK ausarbeiten. Der Bundesrat will dem Parlament in der Märzsession eine "Verordnung der Bundesversammlung" unterbreiten.

Der Führungsstab hat den Medien heute seine Vorschläge zur Bekämpfung der Waldschäden präsentiert. Das Massnahmenpaket hat zwei Schwerpunkte:

  • Verhinderung von Folgeschäden: Der Führungsstab schlägt vor, Bundesbeiträge an die Entfernung und Verwertung des Sturmholzes zu leisten, wenn das Liegenlassen der Stämme Folgeschäden provozieren würde. Zum Beispiel, wenn der Borkenkäfer sich ausbreiten würde oder wenn ein Schutzwald seine Funktion nicht mehr erfüllt und Menschen oder Sachwerte gefährdet sind. Subventionen sollen nur dann ausgerichtet werden, wenn Folgeschäden drohen und wenn der kantonale Forstdienst entsprechende Massnahmen anordnet. Diese Regelung gilt für öffentliche Wälder ebenso wie für Privatwälder. Der Führungsstab geht davon aus, dass etwa zwei Drittel des Sturmholzes aus dem Wald geholt werden und etwa ein Drittel liegenbleiben wird.
  • Absatzförderung: Mit Hilfe von regionalen Sturmholzzentralen soll das Sturmholz optimal vermarktet werden. Die Unterstützung dieser Zentralen soll nach dem Leistungsprinzip erfolgen. Pro Kubikmeter verkauftes Holz sollen die Zentralen einen fixen Beitrag erhalten. Ausserdem sollen Beiträge an die Lagerung von Holz entrichtet werden. Auch längerfristig gilt es, die Marktchancen des ökologischen Rohstoffs Holz zu verbessern. Ein Förderungsprogramm (Programm Holz 2000 und Nachfolgeprogramm) existiert bereits. Als Antwort auf Lothar soll dieses Progamm aufgestockt werden.

Ausserdem umfasst der Katalog des Führungsstabs folgende Massnahmen: Waldpflege, Wiederinstandstellung der Waldstrassen, Arbeitssicherheit, Unterstützung von Holzan- käufen im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit, Ausscheidung von Waldreservaten, Grundlagenforschung sowie die Zulassung von 40-Tönnern für den Abtransport des Holzes. Die genauen Massnahmen und die geschätzen Kosten sind im Anhang aufgelistet.

Lothar kostet den Bund 600 Millionen Franken

Das Massnahmenpaket, das der Führungsstab vorschlägt, hätte für den Bund in den nächsten vier Jahren Kosten von rund 420 Millionen Franken zur Folge. Dazu kommen Investitionskredite von 60 Millionen Franken.

Ausserhalb des Waldpaketes kommen 110 Millionen Franken hinzu für:

  • Die Wiederinstandstellung von Eisenbahnen und Strassen.
  • Entschädigungen für Hochstamm-Obstbäume.
  • Aufstockung des Programmes "Energie 2000".

Ein Grossteil der forstlichen Massnahmen könnte über das bestehende Waldgesetz abgewickelt werden. Für drei Massnahmen ist eine "Verordnung der Bundesversammlung" notwendig, wie dies für solche Fälle im Waldgesetz vorgesehen ist: Für die Subventionierung der Lagerung von Holz, die Ausscheidung von Waldreservaten auf Lothar-Sturmflächen und die Ausnahmebewilligung für 40-Tönner.

Der Führungsstab hat sich auch mit der Frage befasst, ob die vom Orkan betroffenen Privatwaldbesitzer eine Entschädigung für ihre Verluste erhalten sollen. In diesem Punkt konnte er sich nicht auf einen konkreten Vorschlag einigen. Er empfiehlt dem Bund, eine Lösung zu suchen, damit in Härtefällen Beiträge ausgerichtet werden können.

BUWAL bereitet Vorlage vor

BUWAL-Vizedirektor Willy Geiger bedankte sich für die wertvolle Arbeit, die der Führungsstab in nur einem Monat geleistet hat. Die Vorschläge würden sich im Grundsatz mit der Philosophie des BUWAL decken, sagte Geiger. Die Gelder des Bundes müssten gezielt für den Schutz des noch intakten Waldes, den Wiederaufbau des zerstörten Waldes, für technische Schutzmassnahmen und für die Absatzförderung des ökologischen Rohstoffes Holz eingesetzt werden. Er versprach, das Tempo, das der Führungsstab bei der Krisenbewältigung vorgegeben hat, beizubehalten. Das BUWAL werde – basierend auf den Vorarbeiten des Führungsstabs – in den nächsten Tagen zuhanden des Departements einen Vorschlag für eine "Verordnung der Bundesversammlung" ausarbeiten. Der Zeitplan sieht vor, dass sich der Bundesrat Mitte Februar und das Parlament Mitte März damit befassen werden.



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